ionischen Epos ihre dichterische Gestaltung, wahrscheinlich be- deutend mehr, als die, von denen wir es heute konstatieren können. So die Sage vom Raub der Helena und dem Kampf um Troia, an welche die Sage von den Irrfahrten des Odysseus angeschlos- sen wird, die Sage von dem Zug der Sieben gegen Theben, deren notwendige Voraussetzung wieder die Oidipussage, die Sage von der Fahrt der Argo, deren Voraussetzung die Phrixossage bildet. Wie sich diese Gestaltung vollzogen, wie sich aus der Fülle von Sagen und Sagenformen einzelne ausgesondert, die andern ver- drängt und zuletzt kanonische Geltung gewonnen haben, wie in jener Epoche, da die Unterschiede der einzelnen Stämme noch schroffer hervortraten, die Sage von Stamm zu Stamm ge- wandert, wie Heros auf Heros und Sage auf Sage gepfropft worden ist, dies zu untersuchen gehört zu den anziehendsten, aber auch schwierigsten Aufgaben der Sagenforschung; und wenn auch durch die epochemachenden Forschungen Adolf Kirchhoff's über die Entstehung der homerischen Odyssee auf einen Teil dieses dunklen Gebietes ein heller Lichtstreif gefallen ist, so vermissen wir um so schmerzlicher eine klare Einsicht in die Entwickelungsgeschichte der übrigen Sagen. Ich muss es mir hier versagen, auch nur ein annäherndes Bild von diesen Vor- gängen zu entwerfen und insbesondere auf die interessante Er- scheinung des Eindringens dorischer Elemente in das ionische Heldenepos näher einzugehen. Eine Entwickelungsgeschichte voll des mannigfachsten Wechsels musste sich vollziehen, ehe das, was wir jetzt als den Sagenstoff des Epos zusammenfassen, feste kanonische Form erhielt, ehe die unter dem Namen Hesiods gehenden Gedichte in ihren Heroengenealogieen gleichsam das Facit dieser ganzen Epoche zogen und den Boden bereiteten, auf welchem die erste griechische Geschichtsschreibung, die, so- weit sie die Heldensage behandelt, ja selbst wesentlich genealo- gisch ist, erwachsen konnte.
Die vom Volkslied und Volksepos poetisch behandelten Sagen sind in sehr früher Zeit künstlerisch gestaltet worden; diese erste bildliche Darstellung einer Sage ist bestimmend für alle folgenden; aus ihr erwächst die allgewaltige bildliche Tra-
ionischen Epos ihre dichterische Gestaltung, wahrscheinlich be- deutend mehr, als die, von denen wir es heute konstatieren können. So die Sage vom Raub der Helena und dem Kampf um Troia, an welche die Sage von den Irrfahrten des Odysseus angeschlos- sen wird, die Sage von dem Zug der Sieben gegen Theben, deren notwendige Voraussetzung wieder die Oidipussage, die Sage von der Fahrt der Argo, deren Voraussetzung die Phrixossage bildet. Wie sich diese Gestaltung vollzogen, wie sich aus der Fülle von Sagen und Sagenformen einzelne ausgesondert, die andern ver- drängt und zuletzt kanonische Geltung gewonnen haben, wie in jener Epoche, da die Unterschiede der einzelnen Stämme noch schroffer hervortraten, die Sage von Stamm zu Stamm ge- wandert, wie Heros auf Heros und Sage auf Sage gepfropft worden ist, dies zu untersuchen gehört zu den anziehendsten, aber auch schwierigsten Aufgaben der Sagenforschung; und wenn auch durch die epochemachenden Forschungen Adolf Kirchhoff’s über die Entstehung der homerischen Odyssee auf einen Teil dieses dunklen Gebietes ein heller Lichtstreif gefallen ist, so vermissen wir um so schmerzlicher eine klare Einsicht in die Entwickelungsgeschichte der übrigen Sagen. Ich muſs es mir hier versagen, auch nur ein annäherndes Bild von diesen Vor- gängen zu entwerfen und insbesondere auf die interessante Er- scheinung des Eindringens dorischer Elemente in das ionische Heldenepos näher einzugehen. Eine Entwickelungsgeschichte voll des mannigfachsten Wechsels muſste sich vollziehen, ehe das, was wir jetzt als den Sagenstoff des Epos zusammenfassen, feste kanonische Form erhielt, ehe die unter dem Namen Hesiods gehenden Gedichte in ihren Heroengenealogieen gleichsam das Facit dieser ganzen Epoche zogen und den Boden bereiteten, auf welchem die erste griechische Geschichtsschreibung, die, so- weit sie die Heldensage behandelt, ja selbst wesentlich genealo- gisch ist, erwachsen konnte.
Die vom Volkslied und Volksepos poetisch behandelten Sagen sind in sehr früher Zeit künstlerisch gestaltet worden; diese erste bildliche Darstellung einer Sage ist bestimmend für alle folgenden; aus ihr erwächst die allgewaltige bildliche Tra-
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ionischen Epos ihre dichterische Gestaltung, wahrscheinlich be-
deutend mehr, als die, von denen wir es heute konstatieren
können. So die Sage vom Raub der Helena und dem Kampf um
Troia, an welche die Sage von den Irrfahrten des Odysseus angeschlos-
sen wird, die Sage von dem Zug der Sieben gegen Theben, deren
notwendige Voraussetzung wieder die Oidipussage, die Sage von
der Fahrt der Argo, deren Voraussetzung die Phrixossage bildet.
Wie sich diese Gestaltung vollzogen, wie sich aus der Fülle von
Sagen und Sagenformen einzelne ausgesondert, die andern ver-
drängt und zuletzt kanonische Geltung gewonnen haben, wie
in jener Epoche, da die Unterschiede der einzelnen Stämme
noch schroffer hervortraten, die Sage von Stamm zu Stamm ge-
wandert, wie Heros auf Heros und Sage auf Sage gepfropft
worden ist, dies zu untersuchen gehört zu den anziehendsten,
aber auch schwierigsten Aufgaben der Sagenforschung; und wenn
auch durch die epochemachenden Forschungen Adolf Kirchhoff’s
über die Entstehung der homerischen Odyssee auf einen Teil
dieses dunklen Gebietes ein heller Lichtstreif gefallen ist, so
vermissen wir um so schmerzlicher eine klare Einsicht in die
Entwickelungsgeschichte der übrigen Sagen. Ich muſs es mir
hier versagen, auch nur ein annäherndes Bild von diesen Vor-
gängen zu entwerfen und insbesondere auf die interessante Er-
scheinung des Eindringens dorischer Elemente in das ionische
Heldenepos näher einzugehen. Eine Entwickelungsgeschichte voll
des mannigfachsten Wechsels muſste sich vollziehen, ehe das,
was wir jetzt als den Sagenstoff des Epos zusammenfassen, feste
kanonische Form erhielt, ehe die unter dem Namen Hesiods
gehenden Gedichte in ihren Heroengenealogieen gleichsam das
Facit dieser ganzen Epoche zogen und den Boden bereiteten,
auf welchem die erste griechische Geschichtsschreibung, die, so-
weit sie die Heldensage behandelt, ja selbst wesentlich genealo-
gisch ist, erwachsen konnte.
Die vom Volkslied und Volksepos poetisch behandelten
Sagen sind in sehr früher Zeit künstlerisch gestaltet worden;
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Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/26>, abgerufen am 29.03.2024.
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