Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

Dagegen ist sowohl der Name Lysimachos als das Citat aus der
kleinen Ilias erhalten in dem Scholion zu V. 31 der Troerinnen; denn
nach dem eben Gesagten bedarf es keines besonderen Beweises mehr,
dass auch hier unter o ten persida pepoiekos der Verfasser der
kleinen Ilias zu verstehen ist, während Welcker auch dies Frag-
ment dem Arktinos zuteilt, aber wenigstens hier die Möglichkeit,
dass es auch in die kleine Ilias gehören könne, zugiebt.

Sind nun diese drei in den Euripidesscholien stehenden
Fragmente nachweislich dem Lysimachos entlehnt, so dürfen wir
dasselbe auch für das vierte ebendort (schol. Eur. Troades 821)
erhaltene Fragment ohne Weiteres voraussetzen, zumal auch diesmal
in echt lysimacheischer Weise o ten mikran Iliada pepoiekos
citiert wird. In diesem Scholion sind aber auch, und zwar un-
lösbar mit dem Citat verknüpft, die verschiedenen Dichter, die
für Verfasser der kleinen Ilias gelten, aufgezählt, wobei indessen
Lesches offenbar absichtlich übergangen ist; und hieraus erhellt
eben, was ich schon oben ausgesprochen habe, dass auch diese
Angaben auf Lysimachos zurückgehen.

Von den übrigen Fragmenten stehen III (Welcker) bei Eusta-
thios (285, 34), IV in den Iliasscholien (T 326), V in den Pindar-
scholien (Nem. VI 85), VIII in den Lykophronscholien 780 und
IX im Hesych (s. v. Diomedeios anagke), also in lauter Werken,
welche notorisch auch sonst Bestandtheile lysimacheischer Gelehr-
samkeit enthalten 4). Dass speziell fr. IV, welches von Achills
Landung auf Skyros handelt, aus Lysimachos entnommen ist,
wird auch durch die bei Hesych s. v. Skuros erhaltene Notiz,
nach welcher Lysimachos eine Etymologie des Namens Skyros
gegeben hatte, erwiesen.

Sehen wir von den in der vita Homeri stehenden Anfangs-
versen ab, so bleiben noch drei sichere Fragmente der kleinen
Ilias übrig; zwei davon stehen in den Aristophanesscholien, die-
selben müssen aber verschiedenen Quellen entstammen, da das

4) Den Lysimachos citiert Eustathios zur Od. 1796, 10 (fr. 17 Müller),
die Pindarscholien zu Isthm. IV 104 und Pyth. V 108 (fr. 7, 9), Hesychios s. v.
Skuros (fr. 12); für die Iliasscholien folgt die Benutzung aus Eustathios;
über die Lykophronscholien siehe oben.

Dagegen ist sowohl der Name Lysimachos als das Citat aus der
kleinen Ilias erhalten in dem Scholion zu V. 31 der Troerinnen; denn
nach dem eben Gesagten bedarf es keines besonderen Beweises mehr,
daſs auch hier unter ὁ τὴν περσίδα πεποιηκώς der Verfasser der
kleinen Ilias zu verstehen ist, während Welcker auch dies Frag-
ment dem Arktinos zuteilt, aber wenigstens hier die Möglichkeit,
daſs es auch in die kleine Ilias gehören könne, zugiebt.

Sind nun diese drei in den Euripidesscholien stehenden
Fragmente nachweislich dem Lysimachos entlehnt, so dürfen wir
dasselbe auch für das vierte ebendort (schol. Eur. Troades 821)
erhaltene Fragment ohne Weiteres voraussetzen, zumal auch diesmal
in echt lysimacheischer Weise ὁ τὴν μικρὰν Ἰλιάδα πεποιηκώς
citiert wird. In diesem Scholion sind aber auch, und zwar un-
lösbar mit dem Citat verknüpft, die verschiedenen Dichter, die
für Verfasser der kleinen Ilias gelten, aufgezählt, wobei indessen
Lesches offenbar absichtlich übergangen ist; und hieraus erhellt
eben, was ich schon oben ausgesprochen habe, daſs auch diese
Angaben auf Lysimachos zurückgehen.

Von den übrigen Fragmenten stehen III (Welcker) bei Eusta-
thios (285, 34), IV in den Iliasscholien (Τ 326), V in den Pindar-
scholien (Nem. VI 85), VIII in den Lykophronscholien 780 und
IX im Hesych (s. v. Διομήδειος ἀνάγκη), also in lauter Werken,
welche notorisch auch sonst Bestandtheile lysimacheischer Gelehr-
samkeit enthalten 4). Daſs speziell fr. IV, welches von Achills
Landung auf Skyros handelt, aus Lysimachos entnommen ist,
wird auch durch die bei Hesych s. v. Σκῦρος erhaltene Notiz,
nach welcher Lysimachos eine Etymologie des Namens Skyros
gegeben hatte, erwiesen.

Sehen wir von den in der vita Homeri stehenden Anfangs-
versen ab, so bleiben noch drei sichere Fragmente der kleinen
Ilias übrig; zwei davon stehen in den Aristophanesscholien, die-
selben müssen aber verschiedenen Quellen entstammen, da das

4) Den Lysimachos citiert Eustathios zur Od. 1796, 10 (fr. 17 Müller),
die Pindarscholien zu Isthm. IV 104 und Pyth. V 108 (fr. 7, 9), Hesychios s. v.
Σκῦρος (fr. 12); für die Iliasscholien folgt die Benutzung aus Eustathios;
über die Lykophronscholien siehe oben.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0244" n="230"/>
              <p>Dagegen ist sowohl der Name Lysimachos als das Citat aus der<lb/>
kleinen Ilias erhalten in dem Scholion zu V. 31 der Troerinnen; denn<lb/>
nach dem eben Gesagten bedarf es keines besonderen Beweises mehr,<lb/>
da&#x017F;s auch hier unter &#x1F41; &#x03C4;&#x1F74;&#x03BD; &#x03C0;&#x03B5;&#x03C1;&#x03C3;&#x03AF;&#x03B4;&#x03B1; &#x03C0;&#x03B5;&#x03C0;&#x03BF;&#x03B9;&#x03B7;&#x03BA;&#x03CE;&#x03C2; der Verfasser der<lb/>
kleinen Ilias zu verstehen ist, während Welcker auch dies Frag-<lb/>
ment dem Arktinos zuteilt, aber wenigstens hier die Möglichkeit,<lb/>
da&#x017F;s es auch in die kleine Ilias gehören könne, zugiebt.</p><lb/>
              <p>Sind nun diese drei in den Euripidesscholien stehenden<lb/>
Fragmente nachweislich dem Lysimachos entlehnt, so dürfen wir<lb/>
dasselbe auch für das vierte ebendort (schol. Eur. Troades 821)<lb/>
erhaltene Fragment ohne Weiteres voraussetzen, zumal auch diesmal<lb/>
in echt lysimacheischer Weise &#x1F41; &#x03C4;&#x1F74;&#x03BD; &#x03BC;&#x03B9;&#x03BA;&#x03C1;&#x1F70;&#x03BD; &#x1F38;&#x03BB;&#x03B9;&#x03AC;&#x03B4;&#x03B1; &#x03C0;&#x03B5;&#x03C0;&#x03BF;&#x03B9;&#x03B7;&#x03BA;&#x03CE;&#x03C2;<lb/>
citiert wird. In diesem Scholion sind aber auch, und zwar un-<lb/>
lösbar mit dem Citat verknüpft, die verschiedenen Dichter, die<lb/>
für Verfasser der kleinen Ilias gelten, aufgezählt, wobei indessen<lb/>
Lesches offenbar absichtlich übergangen ist; und hieraus erhellt<lb/>
eben, was ich schon oben ausgesprochen habe, da&#x017F;s auch diese<lb/>
Angaben auf Lysimachos zurückgehen.</p><lb/>
              <p>Von den übrigen Fragmenten stehen III (Welcker) bei Eusta-<lb/>
thios (285, 34), IV in den Iliasscholien (&#x03A4; 326), V in den Pindar-<lb/>
scholien (Nem. VI 85), VIII in den Lykophronscholien 780 und<lb/>
IX im Hesych (s. v. &#x0394;&#x03B9;&#x03BF;&#x03BC;&#x03AE;&#x03B4;&#x03B5;&#x03B9;&#x03BF;&#x03C2; &#x1F00;&#x03BD;&#x03AC;&#x03B3;&#x03BA;&#x03B7;), also in lauter Werken,<lb/>
welche notorisch auch sonst Bestandtheile lysimacheischer Gelehr-<lb/>
samkeit enthalten <note place="foot" n="4)">Den Lysimachos citiert Eustathios zur Od. 1796, 10 (fr. 17 Müller),<lb/>
die Pindarscholien zu Isthm. IV 104 und Pyth. V 108 (fr. 7, 9), Hesychios s. v.<lb/>
&#x03A3;&#x03BA;&#x1FE6;&#x03C1;&#x03BF;&#x03C2; (fr. 12); für die Iliasscholien folgt die Benutzung aus Eustathios;<lb/>
über die Lykophronscholien siehe oben.</note>. Da&#x017F;s speziell fr. IV, welches von Achills<lb/>
Landung auf Skyros handelt, aus Lysimachos entnommen ist,<lb/>
wird auch durch die bei Hesych s. v. &#x03A3;&#x03BA;&#x1FE6;&#x03C1;&#x03BF;&#x03C2; erhaltene Notiz,<lb/>
nach welcher Lysimachos eine Etymologie des Namens Skyros<lb/>
gegeben hatte, erwiesen.</p><lb/>
              <p>Sehen wir von den in der <hi rendition="#i">vita Homeri</hi> stehenden Anfangs-<lb/>
versen ab, so bleiben noch drei sichere Fragmente der kleinen<lb/>
Ilias übrig; zwei davon stehen in den Aristophanesscholien, die-<lb/>
selben müssen aber verschiedenen Quellen entstammen, da das<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[230/0244] Dagegen ist sowohl der Name Lysimachos als das Citat aus der kleinen Ilias erhalten in dem Scholion zu V. 31 der Troerinnen; denn nach dem eben Gesagten bedarf es keines besonderen Beweises mehr, daſs auch hier unter ὁ τὴν περσίδα πεποιηκώς der Verfasser der kleinen Ilias zu verstehen ist, während Welcker auch dies Frag- ment dem Arktinos zuteilt, aber wenigstens hier die Möglichkeit, daſs es auch in die kleine Ilias gehören könne, zugiebt. Sind nun diese drei in den Euripidesscholien stehenden Fragmente nachweislich dem Lysimachos entlehnt, so dürfen wir dasselbe auch für das vierte ebendort (schol. Eur. Troades 821) erhaltene Fragment ohne Weiteres voraussetzen, zumal auch diesmal in echt lysimacheischer Weise ὁ τὴν μικρὰν Ἰλιάδα πεποιηκώς citiert wird. In diesem Scholion sind aber auch, und zwar un- lösbar mit dem Citat verknüpft, die verschiedenen Dichter, die für Verfasser der kleinen Ilias gelten, aufgezählt, wobei indessen Lesches offenbar absichtlich übergangen ist; und hieraus erhellt eben, was ich schon oben ausgesprochen habe, daſs auch diese Angaben auf Lysimachos zurückgehen. Von den übrigen Fragmenten stehen III (Welcker) bei Eusta- thios (285, 34), IV in den Iliasscholien (Τ 326), V in den Pindar- scholien (Nem. VI 85), VIII in den Lykophronscholien 780 und IX im Hesych (s. v. Διομήδειος ἀνάγκη), also in lauter Werken, welche notorisch auch sonst Bestandtheile lysimacheischer Gelehr- samkeit enthalten 4). Daſs speziell fr. IV, welches von Achills Landung auf Skyros handelt, aus Lysimachos entnommen ist, wird auch durch die bei Hesych s. v. Σκῦρος erhaltene Notiz, nach welcher Lysimachos eine Etymologie des Namens Skyros gegeben hatte, erwiesen. Sehen wir von den in der vita Homeri stehenden Anfangs- versen ab, so bleiben noch drei sichere Fragmente der kleinen Ilias übrig; zwei davon stehen in den Aristophanesscholien, die- selben müssen aber verschiedenen Quellen entstammen, da das 4) Den Lysimachos citiert Eustathios zur Od. 1796, 10 (fr. 17 Müller), die Pindarscholien zu Isthm. IV 104 und Pyth. V 108 (fr. 7, 9), Hesychios s. v. Σκῦρος (fr. 12); für die Iliasscholien folgt die Benutzung aus Eustathios; über die Lykophronscholien siehe oben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/244
Zitationshilfe: Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/244>, abgerufen am 22.11.2024.