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Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.

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um die Waffen beruht auf derselben Anschauung von Achills
Tod in der Schlacht, wie wir sie aus der Ilias kennen und
wie sie für Arktinos bezeugt ist. Die ältesten Vasen, eine
chalkidische63) und eine attische64), zeigen den Tod des Achilleus
im Kampfgewühl, ebenso der Giebel von Aigina, und so stellt
sich auch der späte Dichter von o 39 die Sache vor, wenn er
Agamemnon zu Achilleus sagen lässt:

su d en strophalliggi konies
keiso megas megalosti.

Wir haben also kein einziges älteres Zeugnis für den Tod des
Achilleus am Altar des thymbräischen Apollo, und dürfen
mindestens soviel daraus schliessen, dass diese Sagenversion nicht
die verbreitetere war. Unser ältester Zeuge dafür ist über-
haupt Hellanikos, also ein Mann, der die Sagenversionen des
hesiodeischen Epos, der Lyrik, vielleicht sogar des Dramas,
allerdings auch die auf dem Boden des Epos gewachsenen
jüngeren Lokallegenden benutzte. Mit welchem Rechte setzen
wir also diesen absolut unepischen Zug für Arktinos -- gegen
das direkte Zeugnis des Proklos -- oder für Lesches voraus?
Wird aber Achill im Epos nicht am Altar des thymbräischen
Apollo getötet, so fällt ja "das tief innerlich Entscheidende" für
den Troilosmythos weg und, was übrig bleibt, ist ja dann "nur
eine Episode ohne nachhaltige Bedeutung". Und die Häufigkeit
der Troilosdarstellungen beruht am Ende wirklich "auf rein künst-
lerischen Gründen oder gar auf blossem Zufall?" Aber wird da-
durch nicht der Grundsatz von den Knoten- und Kernpunkten der
Sage unhaltbar? Ich denke, er ist es schon längst geworden.
Wenn nach Brunns eigenem Geständnis Momente, wie der
Raub der Helena (das mit Unrecht), der Streit zwischen Achill
und Agamemnon, der Zweikampf zwischen Paris und Menelaos,
der Raub des Palladiums, der Tod des Paris, das hölzerne Pferd,
fehlen, kann da noch von einer Bevorzugung der für den Verlauf
der Sage wichtigsten Momente die Rede sein? Andererseits ge-

63) M. d. I. I 51. Overbeck, Her. Gall. XXIII 1.
64) Gerhard A. V. III 227, 2. Overbeck a. a. O. XXIII 2.

um die Waffen beruht auf derselben Anschauung von Achills
Tod in der Schlacht, wie wir sie aus der Ilias kennen und
wie sie für Arktinos bezeugt ist. Die ältesten Vasen, eine
chalkidische63) und eine attische64), zeigen den Tod des Achilleus
im Kampfgewühl, ebenso der Giebel von Aigina, und so stellt
sich auch der späte Dichter von ω 39 die Sache vor, wenn er
Agamemnon zu Achilleus sagen läſst:

σὺ δ̕ ἐν στροφάλλιγγι κονίης
κεῖσο μέγας μεγαλωστί.

Wir haben also kein einziges älteres Zeugnis für den Tod des
Achilleus am Altar des thymbräischen Apollo, und dürfen
mindestens soviel daraus schlieſsen, daſs diese Sagenversion nicht
die verbreitetere war. Unser ältester Zeuge dafür ist über-
haupt Hellanikos, also ein Mann, der die Sagenversionen des
hesiodeischen Epos, der Lyrik, vielleicht sogar des Dramas,
allerdings auch die auf dem Boden des Epos gewachsenen
jüngeren Lokallegenden benutzte. Mit welchem Rechte setzen
wir also diesen absolut unepischen Zug für Arktinos — gegen
das direkte Zeugnis des Proklos — oder für Lesches voraus?
Wird aber Achill im Epos nicht am Altar des thymbräischen
Apollo getötet, so fällt ja „das tief innerlich Entscheidende“ für
den Troilosmythos weg und, was übrig bleibt, ist ja dann „nur
eine Episode ohne nachhaltige Bedeutung“. Und die Häufigkeit
der Troilosdarstellungen beruht am Ende wirklich „auf rein künst-
lerischen Gründen oder gar auf bloſsem Zufall?“ Aber wird da-
durch nicht der Grundsatz von den Knoten- und Kernpunkten der
Sage unhaltbar? Ich denke, er ist es schon längst geworden.
Wenn nach Brunns eigenem Geständnis Momente, wie der
Raub der Helena (das mit Unrecht), der Streit zwischen Achill
und Agamemnon, der Zweikampf zwischen Paris und Menelaos,
der Raub des Palladiums, der Tod des Paris, das hölzerne Pferd,
fehlen, kann da noch von einer Bevorzugung der für den Verlauf
der Sage wichtigsten Momente die Rede sein? Andererseits ge-

63) M. d. I. I 51. Overbeck, Her. Gall. XXIII 1.
64) Gerhard A. V. III 227, 2. Overbeck a. a. O. XXIII 2.
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[127/0141] um die Waffen beruht auf derselben Anschauung von Achills Tod in der Schlacht, wie wir sie aus der Ilias kennen und wie sie für Arktinos bezeugt ist. Die ältesten Vasen, eine chalkidische 63) und eine attische 64), zeigen den Tod des Achilleus im Kampfgewühl, ebenso der Giebel von Aigina, und so stellt sich auch der späte Dichter von ω 39 die Sache vor, wenn er Agamemnon zu Achilleus sagen läſst: σὺ δ̕ ἐν στροφάλλιγγι κονίης κεῖσο μέγας μεγαλωστί. Wir haben also kein einziges älteres Zeugnis für den Tod des Achilleus am Altar des thymbräischen Apollo, und dürfen mindestens soviel daraus schlieſsen, daſs diese Sagenversion nicht die verbreitetere war. Unser ältester Zeuge dafür ist über- haupt Hellanikos, also ein Mann, der die Sagenversionen des hesiodeischen Epos, der Lyrik, vielleicht sogar des Dramas, allerdings auch die auf dem Boden des Epos gewachsenen jüngeren Lokallegenden benutzte. Mit welchem Rechte setzen wir also diesen absolut unepischen Zug für Arktinos — gegen das direkte Zeugnis des Proklos — oder für Lesches voraus? Wird aber Achill im Epos nicht am Altar des thymbräischen Apollo getötet, so fällt ja „das tief innerlich Entscheidende“ für den Troilosmythos weg und, was übrig bleibt, ist ja dann „nur eine Episode ohne nachhaltige Bedeutung“. Und die Häufigkeit der Troilosdarstellungen beruht am Ende wirklich „auf rein künst- lerischen Gründen oder gar auf bloſsem Zufall?“ Aber wird da- durch nicht der Grundsatz von den Knoten- und Kernpunkten der Sage unhaltbar? Ich denke, er ist es schon längst geworden. Wenn nach Brunns eigenem Geständnis Momente, wie der Raub der Helena (das mit Unrecht), der Streit zwischen Achill und Agamemnon, der Zweikampf zwischen Paris und Menelaos, der Raub des Palladiums, der Tod des Paris, das hölzerne Pferd, fehlen, kann da noch von einer Bevorzugung der für den Verlauf der Sage wichtigsten Momente die Rede sein? Andererseits ge- 63) M. d. I. I 51. Overbeck, Her. Gall. XXIII 1. 64) Gerhard A. V. III 227, 2. Overbeck a. a. O. XXIII 2.

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Zitationshilfe: Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/robert_griechische_1881/141>, abgerufen am 28.11.2024.