Robert, Carl: Bild und Lied. Archäologische Beiträge zur Geschichte der griechischen Heldensage. Berlin, 1881.anderer Art zu suchen ist, Beziehungen, bei denen es sich zu- Es wird sich empfehlen zuerst mit Brunns zweitem Lehrsatz 30) Fröhner, Choix de vases grecs pl. 2--4. Wiener Vorlegebl. Ser. VI
Taf. 7. anderer Art zu suchen ist, Beziehungen, bei denen es sich zu- Es wird sich empfehlen zuerst mit Brunns zweitem Lehrsatz 30) Fröhner, Choix de vases grecs pl. 2—4. Wiener Vorlegebl. Ser. VI
Taf. 7. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0112" n="98"/> anderer Art zu suchen ist, Beziehungen, bei denen es sich zu-<lb/> meist um dieselben einfachen Gesetze der poetischen Analogie<lb/> handelt, nach denen Pindar und die Tragiker die Thaten, Schick-<lb/> sale und Situationen ihrer Helden durch verwandte Thaten,<lb/> Schicksale und Situationen in ein helles Licht zu setzen lieben.<lb/> Das Beobachten dieser beiden Grundsätze ist das Merkmal der<lb/> „höheren, mit klassischem Ausdruck als divinatio bezeichneten<lb/> Kritik“; der niederen Kritik, die auch S. 185 als banausischer<lb/> Standpunkt bezeichnet wird, gehen sie ab. Da hier von hoch-<lb/> angesehener Seite Anschauungen vertreten werden, die den in<lb/> diesen Abhandlungen niedergelegten Beobachtungen diametral<lb/> entgegengesetzt sind, da sie auſserdem direkt an eine gegen<lb/> mich gerichtete Polemik anknüpfen, so kann ich nicht umhin,<lb/> sie hier einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Es wird<lb/> dabei, da bei so total verschiedenen Grundanschauungen eine<lb/> Verständigung kaum zu hoffen ist, wenigstens eine scharfe Prä-<lb/> zisierung des Gegensatzes herauskommen.</p><lb/> <p>Es wird sich empfehlen zuerst mit Brunns zweitem Lehrsatz<lb/> zu beginnen, auf dessen systematische Behandlung er freilich<lb/> vorläufig verzichtet hat, für den er aber einige Beispiele anführt.<lb/> Hier wo uns greifbare Resultate vorgelegt werden, dürfen wir<lb/> hoffen, für den Wert der höheren Kritik durch eingehende<lb/> Prüfung derselben den besten Maſsstab zu finden. Beginnen wir<lb/> mit der von Brunn im Anhang unter dem Titel „eine Achilleis“<lb/> besprochenen (jetzt im Louvre befindlichen) Trinkschale des Duris <note place="foot" n="30)">Fröhner, <hi rendition="#i">Choix de vases grecs</hi> pl. 2—4. Wiener Vorlegebl. Ser. VI<lb/> Taf. 7.</note>.<lb/> Das Innenbild stellt Eos mit der Leiche des Memnon dar, auf<lb/> beiden Auſsenbildern ist je ein Zweikampf, beide Mal in Gegen-<lb/> wart zweier Götter, dargestellt. Die einzelnen Figuren sind durch<lb/> Beischriften bezeichnet. Hier dringt Aias unter dem Beistand<lb/> der Athena mit langem Speer auf Hektor ein, der auſs Knie<lb/> gesunken ihm das Schwert zu seiner Verteidigung entgegen-<lb/> streckt, während Apollo bereits zu seinem Schutze herbeieilt.<lb/> Dort flieht Alexandros vor Menelaos. Artemis steht auf Seiten<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [98/0112]
anderer Art zu suchen ist, Beziehungen, bei denen es sich zu-
meist um dieselben einfachen Gesetze der poetischen Analogie
handelt, nach denen Pindar und die Tragiker die Thaten, Schick-
sale und Situationen ihrer Helden durch verwandte Thaten,
Schicksale und Situationen in ein helles Licht zu setzen lieben.
Das Beobachten dieser beiden Grundsätze ist das Merkmal der
„höheren, mit klassischem Ausdruck als divinatio bezeichneten
Kritik“; der niederen Kritik, die auch S. 185 als banausischer
Standpunkt bezeichnet wird, gehen sie ab. Da hier von hoch-
angesehener Seite Anschauungen vertreten werden, die den in
diesen Abhandlungen niedergelegten Beobachtungen diametral
entgegengesetzt sind, da sie auſserdem direkt an eine gegen
mich gerichtete Polemik anknüpfen, so kann ich nicht umhin,
sie hier einer eingehenden Prüfung zu unterziehen. Es wird
dabei, da bei so total verschiedenen Grundanschauungen eine
Verständigung kaum zu hoffen ist, wenigstens eine scharfe Prä-
zisierung des Gegensatzes herauskommen.
Es wird sich empfehlen zuerst mit Brunns zweitem Lehrsatz
zu beginnen, auf dessen systematische Behandlung er freilich
vorläufig verzichtet hat, für den er aber einige Beispiele anführt.
Hier wo uns greifbare Resultate vorgelegt werden, dürfen wir
hoffen, für den Wert der höheren Kritik durch eingehende
Prüfung derselben den besten Maſsstab zu finden. Beginnen wir
mit der von Brunn im Anhang unter dem Titel „eine Achilleis“
besprochenen (jetzt im Louvre befindlichen) Trinkschale des Duris 30).
Das Innenbild stellt Eos mit der Leiche des Memnon dar, auf
beiden Auſsenbildern ist je ein Zweikampf, beide Mal in Gegen-
wart zweier Götter, dargestellt. Die einzelnen Figuren sind durch
Beischriften bezeichnet. Hier dringt Aias unter dem Beistand
der Athena mit langem Speer auf Hektor ein, der auſs Knie
gesunken ihm das Schwert zu seiner Verteidigung entgegen-
streckt, während Apollo bereits zu seinem Schutze herbeieilt.
Dort flieht Alexandros vor Menelaos. Artemis steht auf Seiten
30) Fröhner, Choix de vases grecs pl. 2—4. Wiener Vorlegebl. Ser. VI
Taf. 7.
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