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Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.

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An den Teutschgesinneten Leser.
sagen/ daß bei gebundener Rede auch gemeinlich
gebundene Bewegungen/ Sitten und Ge-
behrde vielmahls gefunden werden: Jm Ge-
gentheil/ ein freier Redner kan freie Gebehrde
führen und findet man sehr weinig Spieler/
welche allerhand Ahrten der heut zu tage übli-
chen Vers recht und wolklingend außzuspre-
chen wissen. Meinem schlechten Bedünken
nach sind die jenigen Traur- und Freuden-
spiele vor die annehmlichsten zu halten/ welche
von wolgeübten Spieleren in ungebundener
Rede mit untergemengeten beweglichen/ in die
Musik versetzten Liederen und Reimen den
Zuseheren vorgestellet werden/ und hätte Jch
auch derogleichen anmuhtige/ Schrifft- und
Lehrgemesse Lieder in diesem meinem Teutsch-
lande gahr ahrtig können beibringen/ wenn
über andere nicht schlechte Uhrsachen auch die
kürtze der Zeit mich hieran nicht verhindert
hätte/ dörfften aber mehrgemeldete Lieder viel-
leicht dem negsten Trukke (da die meisten Vor-
stellungen in Kupfer gestochen/ müchten hinzu
kommen) diesem Schauspiele künfftiger Zeit
einverleibet und also dieser mangel gebührlich
ersetzet werden.

Unterdessen wirst du Teutschgesinneter

lieber
(c) ij

An den Teutſchgeſinneten Leſer.
ſagẽ/ daß bei gebundener Rede auch gemeinlich
gebundene Bewegungen/ Sitten und Ge-
behrde vielmahls gefunden werden: Jm Ge-
gentheil/ ein freier Redner kan freie Gebehrde
fuͤhren und findet man ſehr weinig Spieler/
welche allerhand Ahrten der heut zu tage uͤbli-
chen Vers recht und wolklingend außzuſpre-
chen wiſſen. Meinem ſchlechten Beduͤnken
nach ſind die jenigen Traur- und Freuden-
ſpiele vor die annehmlichſten zu halten/ welche
von wolgeuͤbten Spieleren in ungebundener
Rede mit untergemengeten beweglichen/ in die
Muſik verſetzten Liederen und Reimen den
Zuſeheren vorgeſtellet werden/ und haͤtte Jch
auch derogleichen anmuhtige/ Schrifft- und
Lehrgemeſſe Lieder in dieſem meinem Teutſch-
lande gahr ahrtig koͤnnen beibringen/ wenn
uͤber andere nicht ſchlechte Uhrſachen auch die
kuͤrtze der Zeit mich hieran nicht verhindert
haͤtte/ doͤrfften aber mehrgemeldete Lieder viel-
leicht dem negſten Trukke (da die meiſten Vor-
ſtellungen in Kupfer geſtochen/ muͤchten hinzu
kommen) dieſem Schauſpiele kuͤnfftiger Zeit
einverleibet und alſo dieſer mangel gebuͤhrlich
erſetzet werden.

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[0041] An den Teutſchgeſinneten Leſer. ſagẽ/ daß bei gebundener Rede auch gemeinlich gebundene Bewegungen/ Sitten und Ge- behrde vielmahls gefunden werden: Jm Ge- gentheil/ ein freier Redner kan freie Gebehrde fuͤhren und findet man ſehr weinig Spieler/ welche allerhand Ahrten der heut zu tage uͤbli- chen Vers recht und wolklingend außzuſpre- chen wiſſen. Meinem ſchlechten Beduͤnken nach ſind die jenigen Traur- und Freuden- ſpiele vor die annehmlichſten zu halten/ welche von wolgeuͤbten Spieleren in ungebundener Rede mit untergemengeten beweglichen/ in die Muſik verſetzten Liederen und Reimen den Zuſeheren vorgeſtellet werden/ und haͤtte Jch auch derogleichen anmuhtige/ Schrifft- und Lehrgemeſſe Lieder in dieſem meinem Teutſch- lande gahr ahrtig koͤnnen beibringen/ wenn uͤber andere nicht ſchlechte Uhrſachen auch die kuͤrtze der Zeit mich hieran nicht verhindert haͤtte/ doͤrfften aber mehrgemeldete Lieder viel- leicht dem negſten Trukke (da die meiſten Vor- ſtellungen in Kupfer geſtochen/ muͤchten hinzu kommen) dieſem Schauſpiele kuͤnfftiger Zeit einverleibet und alſo dieſer mangel gebuͤhrlich erſetzet werden. Unterdeſſen wirſt du Teutſchgeſinneter lieber (c) ij

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Zitationshilfe: Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/41>, abgerufen am 26.04.2024.