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Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.

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An den Teutschgesinneten Leser.
te müchte bewogen haben/ daß sie Sich (wie
man sagte) gegen meine Weinigkeit derge-
stalt hätten lassen verhetzen/ ob denn in diesem
Schauspiele etwas wäre geredet oder vorge-
stellet/ welches sich bei dieser Zeit nicht also ver-
hielte? Ward mir zuer Antwohrt: Man hät-
te kein einziges Wort in mehrgemeltem Spie-
le geredet oder vorgebracht/ es wäre tausend-
mahl wahr/ kein ehrlicher Mensch könte es
läugnen und hätte man deßwegen gahr nichtes
zu streiten: Dieses aber wäre die Frage: Ob
denn eben Jch/ und zwahr unter solchen ver-
blümeten Vorstellungen dasselbe hätte thun
müssen/ dieweil man davor hielte/ was Jch sol-
cher gestalt schertzweise geredet oder geschrie-
ben/ würde zweiffels ohn ernstlich von mir seyn
gemeinet/ welche gnädige Antwohrt Jch mir
gahr lieb habe seyn lassen/ als der Jch dadurch
in meinem Vorsatze gestärket/ das Veritatem
& Pacem diligite,
Liebet die Wahrheit
und den Frieden
die noch übrige Zeit mei-
nes Lebens durch Gottes Gnade nimmer mehr
aus der acht werde lassen/ mahssen denn auch
solches von einem jedwederen rechtgeschaffe-
nen Christen wird erfodert.

Hier
(c)

An den Teutſchgeſinneten Leſer.
te muͤchte bewogen haben/ daß ſie Sich (wie
man ſagte) gegen meine Weinigkeit derge-
ſtalt haͤtten laſſen verhetzen/ ob denn in dieſem
Schauſpiele etwas waͤre geredet oder vorge-
ſtellet/ welches ſich bei dieſer Zeit nicht alſo ver-
hielte? Ward mir zuer Antwohrt: Man haͤt-
te kein einziges Wort in mehrgemeltem Spie-
le geredet oder vorgebracht/ es waͤre tauſend-
mahl wahr/ kein ehrlicher Menſch koͤnte es
laͤugnen und haͤtte man deßwegen gahr nichtes
zu ſtreiten: Dieſes aber waͤre die Frage: Ob
denn eben Jch/ und zwahr unter ſolchen ver-
bluͤmeten Vorſtellungen daſſelbe haͤtte thun
muͤſſen/ dieweil man davor hielte/ was Jch ſol-
cher geſtalt ſchertzweiſe geredet oder geſchrie-
ben/ wuͤrde zweiffels ohn ernſtlich von mir ſeyn
gemeinet/ welche gnaͤdige Antwohrt Jch mir
gahr lieb habe ſeyn laſſen/ als der Jch dadurch
in meinem Vorſatze geſtaͤrket/ das Veritatem
& Pacem diligite,
Liebet die Wahrheit
und den Frieden
die noch uͤbrige Zeit mei-
nes Lebens durch Gottes Gnade nimmer mehr
aus der acht werde laſſen/ mahſſen denn auch
ſolches von einem jedwederen rechtgeſchaffe-
nen Chriſten wird erfodert.

Hier
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[0039] An den Teutſchgeſinneten Leſer. te muͤchte bewogen haben/ daß ſie Sich (wie man ſagte) gegen meine Weinigkeit derge- ſtalt haͤtten laſſen verhetzen/ ob denn in dieſem Schauſpiele etwas waͤre geredet oder vorge- ſtellet/ welches ſich bei dieſer Zeit nicht alſo ver- hielte? Ward mir zuer Antwohrt: Man haͤt- te kein einziges Wort in mehrgemeltem Spie- le geredet oder vorgebracht/ es waͤre tauſend- mahl wahr/ kein ehrlicher Menſch koͤnte es laͤugnen und haͤtte man deßwegen gahr nichtes zu ſtreiten: Dieſes aber waͤre die Frage: Ob denn eben Jch/ und zwahr unter ſolchen ver- bluͤmeten Vorſtellungen daſſelbe haͤtte thun muͤſſen/ dieweil man davor hielte/ was Jch ſol- cher geſtalt ſchertzweiſe geredet oder geſchrie- ben/ wuͤrde zweiffels ohn ernſtlich von mir ſeyn gemeinet/ welche gnaͤdige Antwohrt Jch mir gahr lieb habe ſeyn laſſen/ als der Jch dadurch in meinem Vorſatze geſtaͤrket/ das Veritatem & Pacem diligite, Liebet die Wahrheit und den Frieden die noch uͤbrige Zeit mei- nes Lebens durch Gottes Gnade nimmer mehr aus der acht werde laſſen/ mahſſen denn auch ſolches von einem jedwederen rechtgeſchaffe- nen Chriſten wird erfodert. Hier (c)

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Zitationshilfe: Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/39>, abgerufen am 24.04.2024.