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Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.

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An den Teutschgesinneten Leser.
komme/ so sol er dieses insonderheit getadelt
haben/ daß Jch geschrieben: Teutschland sei
von den fremden Völkeren schon viele Jahre
hero jämmerlich zugerichtet und schier auff
den Grund verderbet. Dieses nun sol und
muß Jhm durchaus nicht wahr seyn/ alle
Grausahmkeiten/ welche bißhero in Teutsch-
land sind verübet/ müssen Jhme lautere Tu-
genden und tapfere Thaten heissen/ gleichsam
dieses die rechte Heldenstükke eines Christli-
chen Soldaten wären/ nemlich rauben/ plün-
deren/ morden/ brennen/ Weiber und Jung-
frauen schenden/ Kirchen und Schulen zerstö-
ren/ so viele herrliche Länder öde und wüst
machen und schließlich alles über einen hauf-
fen werffen. Daß nun dieses und viel ein
mehreres nunmehr bei die dreissig Jahre her
in Teutschland sei verübet worden/ solches be-
zeuget der klahre Augenschein.

Die vielerschöpfte Herrschafften/ die außge-
raubte Länder/ die geplünderte und in der
Aschen liegende Städte/ Flekken und Dörffer
beweisen es überflüssig und viele hundert tau-
send Menschen beklagen es mit unauffhörli-
chen Seufftzen und Trähnen. Bleibe dem-
nach bei meinem einmahl gesetzetem Schlusse/

daß
(b) v

An den Teutſchgeſinneten Leſer.
komme/ ſo ſol er dieſes inſonderheit getadelt
haben/ daß Jch geſchrieben: Teutſchland ſei
von den fremden Voͤlkeren ſchon viele Jahre
hero jaͤmmerlich zugerichtet und ſchier auff
den Grund verderbet. Dieſes nun ſol und
muß Jhm durchaus nicht wahr ſeyn/ alle
Grauſahmkeiten/ welche bißhero in Teutſch-
land ſind veruͤbet/ muͤſſen Jhme lautere Tu-
genden und tapfere Thaten heiſſen/ gleichſam
dieſes die rechte Heldenſtuͤkke eines Chriſtli-
chen Soldaten waͤren/ nemlich rauben/ pluͤn-
deren/ morden/ brennen/ Weiber und Jung-
frauen ſchenden/ Kirchen und Schulen zerſtoͤ-
ren/ ſo viele herrliche Laͤnder oͤde und wuͤſt
machen und ſchließlich alles uͤber einen hauf-
fen werffen. Daß nun dieſes und viel ein
mehreres nunmehr bei die dreiſſig Jahre her
in Teutſchland ſei veruͤbet worden/ ſolches be-
zeuget der klahre Augenſchein.

Die vielerſchoͤpfte Herrſchafften/ die außge-
raubte Laͤnder/ die gepluͤnderte und in der
Aſchen liegende Staͤdte/ Flekken und Doͤrffer
beweiſen es uͤberfluͤſſig und viele hundert tau-
ſend Menſchen beklagen es mit unauffhoͤrli-
chen Seufftzen und Traͤhnen. Bleibe dem-
nach bei meinem einmahl geſetzetem Schluſſe/

daß
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[0031] An den Teutſchgeſinneten Leſer. komme/ ſo ſol er dieſes inſonderheit getadelt haben/ daß Jch geſchrieben: Teutſchland ſei von den fremden Voͤlkeren ſchon viele Jahre hero jaͤmmerlich zugerichtet und ſchier auff den Grund verderbet. Dieſes nun ſol und muß Jhm durchaus nicht wahr ſeyn/ alle Grauſahmkeiten/ welche bißhero in Teutſch- land ſind veruͤbet/ muͤſſen Jhme lautere Tu- genden und tapfere Thaten heiſſen/ gleichſam dieſes die rechte Heldenſtuͤkke eines Chriſtli- chen Soldaten waͤren/ nemlich rauben/ pluͤn- deren/ morden/ brennen/ Weiber und Jung- frauen ſchenden/ Kirchen und Schulen zerſtoͤ- ren/ ſo viele herrliche Laͤnder oͤde und wuͤſt machen und ſchließlich alles uͤber einen hauf- fen werffen. Daß nun dieſes und viel ein mehreres nunmehr bei die dreiſſig Jahre her in Teutſchland ſei veruͤbet worden/ ſolches be- zeuget der klahre Augenſchein. Die vielerſchoͤpfte Herrſchafften/ die außge- raubte Laͤnder/ die gepluͤnderte und in der Aſchen liegende Staͤdte/ Flekken und Doͤrffer beweiſen es uͤberfluͤſſig und viele hundert tau- ſend Menſchen beklagen es mit unauffhoͤrli- chen Seufftzen und Traͤhnen. Bleibe dem- nach bei meinem einmahl geſetzetem Schluſſe/ daß (b) v

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Zitationshilfe: Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/31>, abgerufen am 27.04.2024.