Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.Des Friedewünschenden Teutschlandes chen und schelten hinweg gejagt. Den edlenFriede/ die Mutter aller Glükseligkeit hast du muhtwilliger/ ja gantz freventlicher weise von dir gestossen und von der verfluchten Wollust zu verbringung aller Schande und Laster dich anreitzen und verführen lassen. Du/ du hast deine eigene Teutsche Helden sprache/ welche an reiner Vollenkommenheit/ Majestät und Pracht/ Zierde und Liebligkeit Jhres gleichen unter der Sonnen nicht findet/ (wie solches et- liche deiner Getreuen Fruchtbringenden und dannenhero ewigen Lobes würdigen Kin- der und Helden nicht nur erkennet/ sondern auch in Jhren herrlichen Schrifften und Bü- chern zu voller genüge erwiesen) gantz spött- lich gehalten/ ja gegen die andere Fliksprachen/ welche kaum tauglich sind Jhr das Wasser zu reichen/ gantz liederlich verachtet und also dich selber zu einer schändlichen Schlavinnen dero außländischen Sprachen gemachet. Die al- te Teutsche Sitten und Gebräuche/ den alten ehrbaren Habit und Kleidung hast du mit grossem Ekkel verworffen und anders nichtes als was fremd/ neu und a la mode heisset/ se- hen/ wissen und hören wollen/ und/ daß Jch es kurtz mache/ du hast nur bloß und allein dahin ge-
Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes chen und ſchelten hinweg gejagt. Den edlenFriede/ die Mutter aller Gluͤkſeligkeit haſt du muhtwilliger/ ja gantz freventlicher weiſe von dir geſtoſſen und von der verfluchten Wolluſt zu verbringung aller Schande und Laſter dich anreitzen und verfuͤhren laſſen. Du/ du haſt deine eigene Teutſche Helden sprache/ welche an reiner Vollenkommenheit/ Majeſtaͤt und Pracht/ Zierde und Liebligkeit Jhres gleichen unter der Sonnen nicht findet/ (wie ſolches et- liche deiner Getreuen Fruchtbringenden und dannenhero ewigen Lobes wuͤrdigen Kin- der und Helden nicht nur erkennet/ ſondern auch in Jhren herrlichen Schrifften und Buͤ- chern zu voller genuͤge erwieſen) gantz ſpoͤtt- lich gehalten/ ja gegen die andere Flikſprachen/ welche kaum tauglich ſind Jhr das Waſſer zu reichen/ gantz liederlich verachtet und alſo dich ſelber zu einer ſchaͤndlichen Schlavinnen dero außlaͤndiſchen Sprachen gemachet. Die al- te Teutſche Sitten und Gebraͤuche/ den alten ehrbaren Habit und Kleidung haſt du mit groſſem Ekkel verworffen und anders nichtes als was fremd/ neu und a la mode heiſſet/ ſe- hen/ wiſſen und hoͤren wollen/ und/ daß Jch es kurtz mache/ du haſt nur bloß und allein dahin ge-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#MER"> <p><pb facs="#f0244" n="177[176]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes</hi></fw><lb/> chen und ſchelten hinweg gejagt. Den edlen<lb/> Friede/ die Mutter aller Gluͤkſeligkeit haſt du<lb/> muhtwilliger/ ja gantz freventlicher weiſe von<lb/> dir geſtoſſen und von der verfluchten Wolluſt<lb/> zu verbringung aller Schande und Laſter dich<lb/> anreitzen und verfuͤhren laſſen. Du/ du haſt<lb/> deine eigene Teutſche Helden <hi rendition="#k">s</hi>prache/ welche<lb/> an reiner Vollenkommenheit/ Majeſtaͤt und<lb/> Pracht/ Zierde und Liebligkeit Jhres gleichen<lb/> unter der Sonnen nicht findet/ (wie ſolches et-<lb/> liche deiner Getreuen <hi rendition="#fr">Fruchtbringenden</hi><lb/> und dannenhero ewigen Lobes wuͤrdigen Kin-<lb/> der und Helden nicht nur erkennet/ ſondern<lb/> auch in Jhren herrlichen Schrifften und Buͤ-<lb/> chern zu voller genuͤge erwieſen) gantz ſpoͤtt-<lb/> lich gehalten/ ja gegen die andere Flikſprachen/<lb/> welche kaum tauglich ſind Jhr das Waſſer zu<lb/> reichen/ gantz liederlich verachtet und alſo dich<lb/> ſelber zu einer ſchaͤndlichen Schlavinnen dero<lb/> außlaͤndiſchen Sprachen gemachet. Die al-<lb/> te Teutſche Sitten und Gebraͤuche/ den alten<lb/> ehrbaren Habit und Kleidung haſt du mit<lb/> groſſem Ekkel verworffen und anders nichtes<lb/> als was fremd/ neu und <hi rendition="#aq">a la mode</hi> heiſſet/ ſe-<lb/> hen/ wiſſen und hoͤren wollen/ und/ daß Jch es<lb/> kurtz mache/ du haſt nur bloß und allein dahin<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [177[176]/0244]
Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
chen und ſchelten hinweg gejagt. Den edlen
Friede/ die Mutter aller Gluͤkſeligkeit haſt du
muhtwilliger/ ja gantz freventlicher weiſe von
dir geſtoſſen und von der verfluchten Wolluſt
zu verbringung aller Schande und Laſter dich
anreitzen und verfuͤhren laſſen. Du/ du haſt
deine eigene Teutſche Helden sprache/ welche
an reiner Vollenkommenheit/ Majeſtaͤt und
Pracht/ Zierde und Liebligkeit Jhres gleichen
unter der Sonnen nicht findet/ (wie ſolches et-
liche deiner Getreuen Fruchtbringenden
und dannenhero ewigen Lobes wuͤrdigen Kin-
der und Helden nicht nur erkennet/ ſondern
auch in Jhren herrlichen Schrifften und Buͤ-
chern zu voller genuͤge erwieſen) gantz ſpoͤtt-
lich gehalten/ ja gegen die andere Flikſprachen/
welche kaum tauglich ſind Jhr das Waſſer zu
reichen/ gantz liederlich verachtet und alſo dich
ſelber zu einer ſchaͤndlichen Schlavinnen dero
außlaͤndiſchen Sprachen gemachet. Die al-
te Teutſche Sitten und Gebraͤuche/ den alten
ehrbaren Habit und Kleidung haſt du mit
groſſem Ekkel verworffen und anders nichtes
als was fremd/ neu und a la mode heiſſet/ ſe-
hen/ wiſſen und hoͤren wollen/ und/ daß Jch es
kurtz mache/ du haſt nur bloß und allein dahin
ge-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |