Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Friedewünschenden Teutschlandes
Er kehret oder nahet sich zu Jhr: Glük zu
Mutter/ wie gehts? Wie zuem Teuffel hast du
dich so im Bluhte herüm geweltzet?
Teutschland. Ach mein Freund/ Jch bin ein
armes/ elendes und hochbetrübtes Weib/
Mars hat mich dermahssen jämmerlich zuge-
richtet/ daß ich auch fast keinem Menschen
mehr ähnlich bin.
Meister Ratio Status. Hat Mars das ge-
than? So bist du Teutschland höre Jch wol?
Teutschland. Ach Ja! Gewesen! Ach lei-
der!
Meister Ratio Status. Sei guhtes muhtes
Teutschland/ Jch bin zu dem Ende zu dir ge-
schikket/ daß Jch deine Wunden bester mahs-
sen sol heilen/ welches zu praestiren Jch viel
geschikter bin/ als der Theophrastus Paracel-
sus Bombastus
von Hohenhaim mit allen sei-
nen Jüngern und Nachfolgeren/ es mügen
gleich innerliche oder eusserliche Schaden seyn/
man muß aber den dingen fein bei zeiten vor-
zukommen wissen/ dieweil es nach dem bekan-
ten Vers heisset:

Principibus obsta sero, medicina patrata
Cum mala per longas confarafere foras.
Teutschland. Ja Ja mein Freund/ Jhr
schwatzet
Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
Er kehret oder nahet ſich zu Jhr: Gluͤk zu
Mutter/ wie gehts? Wie zuem Teuffel haſt du
dich ſo im Bluhte heruͤm geweltzet?
Teutſchland. Ach mein Freund/ Jch bin ein
armes/ elendes und hochbetruͤbtes Weib/
Mars hat mich dermahſſen jaͤmmerlich zuge-
richtet/ daß ich auch faſt keinem Menſchen
mehr aͤhnlich bin.
Meiſter Ratio Status. Hat Mars das ge-
than? So biſt du Teutſchland hoͤre Jch wol?
Teutſchland. Ach Ja! Geweſen! Ach lei-
der!
Meiſter Ratio Status. Sei guhtes muhtes
Teutſchland/ Jch bin zu dem Ende zu dir ge-
ſchikket/ daß Jch deine Wunden beſter mahſ-
ſen ſol heilen/ welches zu præſtiren Jch viel
geſchikter bin/ als der Theophraſtus Paracel-
ſus Bombaſtus
von Hohenhaim mit allen ſei-
nen Juͤngern und Nachfolgeren/ es muͤgen
gleich iñerliche oder euſſerliche Schaden ſeyn/
man muß aber den dingen fein bei zeiten vor-
zukommen wiſſen/ dieweil es nach dem bekan-
ten Vers heiſſet:

Principibus obſta ſerò, medicina patrata
Cum mala per longas confarafere foras.
Teutſchland. Ja Ja mein Freund/ Jhr
ſchwatzet
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#STA">
            <pb facs="#f0222" n="155[154]"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Des Friedewu&#x0364;n&#x017F;chenden Teut&#x017F;chlandes</hi> </fw><lb/>
            <stage>&#x263E; <hi rendition="#fr">Er kehret oder nahet &#x017F;ich zu Jhr:</hi></stage>
            <p>Glu&#x0364;k zu<lb/>
Mutter/ wie gehts? Wie zuem Teuffel ha&#x017F;t du<lb/>
dich &#x017F;o im Bluhte heru&#x0364;m geweltzet?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEU">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Teut&#x017F;chland.</hi> </speaker>
            <p>Ach mein Freund/ Jch bin ein<lb/>
armes/ elendes und hochbetru&#x0364;btes Weib/<lb/>
Mars hat mich dermah&#x017F;&#x017F;en ja&#x0364;mmerlich zuge-<lb/>
richtet/ daß ich auch fa&#x017F;t keinem Men&#x017F;chen<lb/>
mehr a&#x0364;hnlich bin.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#STA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Mei&#x017F;ter</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Ratio Status.</hi> </hi> </speaker>
            <p>Hat Mars das ge-<lb/>
than? So bi&#x017F;t du Teut&#x017F;chland ho&#x0364;re Jch wol?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEU">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Teut&#x017F;chland.</hi> </speaker>
            <p>Ach Ja! Gewe&#x017F;en! Ach lei-<lb/>
der!</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#STA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Mei&#x017F;ter</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Ratio Status.</hi> </hi> </speaker>
            <p>Sei guhtes muhtes<lb/>
Teut&#x017F;chland/ Jch bin zu dem Ende zu dir ge-<lb/>
&#x017F;chikket/ daß Jch deine Wunden be&#x017F;ter mah&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ol heilen/ welches zu <hi rendition="#aq">præ&#x017F;tiren</hi> Jch viel<lb/>
ge&#x017F;chikter bin/ als der <hi rendition="#aq">Theophra&#x017F;tus Paracel-<lb/>
&#x017F;us Bomba&#x017F;tus</hi> von Hohenhaim mit allen &#x017F;ei-<lb/>
nen Ju&#x0364;ngern und Nachfolgeren/ es mu&#x0364;gen<lb/>
gleich in&#x0303;erliche oder eu&#x017F;&#x017F;erliche Schaden &#x017F;eyn/<lb/>
man muß aber den dingen fein bei zeiten vor-<lb/>
zukommen wi&#x017F;&#x017F;en/ dieweil es nach dem bekan-<lb/>
ten Vers hei&#x017F;&#x017F;et:</p><lb/>
            <cit>
              <quote>
                <lg type="poem">
                  <l> <hi rendition="#aq">Principibus ob&#x017F;ta &#x017F;erò, medicina patrata</hi> </l><lb/>
                  <l> <hi rendition="#aq">Cum mala per longas confarafere foras.</hi> </l>
                </lg>
              </quote>
            </cit>
          </sp><lb/>
          <sp who="#TEU">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Teut&#x017F;chland.</hi> </speaker>
            <p>Ja Ja mein Freund/ Jhr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chwatzet</fw><lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[155[154]/0222] Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes ☾ Er kehret oder nahet ſich zu Jhr: Gluͤk zu Mutter/ wie gehts? Wie zuem Teuffel haſt du dich ſo im Bluhte heruͤm geweltzet? Teutſchland. Ach mein Freund/ Jch bin ein armes/ elendes und hochbetruͤbtes Weib/ Mars hat mich dermahſſen jaͤmmerlich zuge- richtet/ daß ich auch faſt keinem Menſchen mehr aͤhnlich bin. Meiſter Ratio Status. Hat Mars das ge- than? So biſt du Teutſchland hoͤre Jch wol? Teutſchland. Ach Ja! Geweſen! Ach lei- der! Meiſter Ratio Status. Sei guhtes muhtes Teutſchland/ Jch bin zu dem Ende zu dir ge- ſchikket/ daß Jch deine Wunden beſter mahſ- ſen ſol heilen/ welches zu præſtiren Jch viel geſchikter bin/ als der Theophraſtus Paracel- ſus Bombaſtus von Hohenhaim mit allen ſei- nen Juͤngern und Nachfolgeren/ es muͤgen gleich iñerliche oder euſſerliche Schaden ſeyn/ man muß aber den dingen fein bei zeiten vor- zukommen wiſſen/ dieweil es nach dem bekan- ten Vers heiſſet: Principibus obſta ſerò, medicina patrata Cum mala per longas confarafere foras. Teutſchland. Ja Ja mein Freund/ Jhr ſchwatzet

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/222
Zitationshilfe: Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647, S. 155[154]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/222>, abgerufen am 03.05.2024.