Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647.

Bild:
<< vorherige Seite
Des Friedewünschenden Teutschlandes
Elenden der Tod seyn! Nun aber/ so lange
Jch noch lebe/ sterbe Jch nicht ein sondern
Tausend mahl des Todes und zwahr dasselbe
täglich. Jch hätte ja wol gehoffet/ es solte
mir der grausahmer Menschenfresser Mars
mit diesen letsten Schuß den Beschluß meines
traurigen Lebens haben gegeben/ angesehen
Jch schon hiebevor etliche hundert Wunden
von Jhm empfangen; Aber/ Er hat mir/ mei-
nem Wunsche nach/ nicht das Hertz/ sonderen
nur die Schulteren getroffen/ Jedoch kan es
gahr leicht geschehen/ dieweil Jch ohne daß
gleichsahm mit dem Tode ringe/ daß ein ande-
re gefährliche Kranckheit zu diesem Schaden
schlage/ die mich armes/ zermartertes/ verwun-
detes und beraubtes Teutschland vollends
auffreibe und einmahl von allem Jammer
und Elende erlöse/ welches denn Jch Armseli-
ge von grund meiner Seelen wil gewünschet
haben.
Teutschland fält gleichsahm in einer
schwehren Unmacht abermahl als tod zuer Erden.
Meister Ratio Status gehet auff wie ein Quak-
salber oder Feldscherer/ zimlich gravitetisch außstafie-
ret. Er träget seine Wundartzlade unter dem Arm/
hält in der Hand ein pahr Gläser/ Büchsen mit Sal-
ben/ allerhand Justrumente und derogleichen: Er
kan Jhm auch durch einen Diener etliche Sachen

nach-
Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes
Elenden der Tod ſeyn! Nun aber/ ſo lange
Jch noch lebe/ ſterbe Jch nicht ein ſondern
Tauſend mahl des Todes und zwahr daſſelbe
taͤglich. Jch haͤtte ja wol gehoffet/ es ſolte
mir der grauſahmer Menſchenfreſſer Mars
mit dieſen letſten Schuß den Beſchluß meines
traurigen Lebens haben gegeben/ angeſehen
Jch ſchon hiebevor etliche hundert Wunden
von Jhm empfangen; Aber/ Er hat mir/ mei-
nem Wunſche nach/ nicht das Hertz/ ſonderen
nur die Schulteren getroffen/ Jedoch kan es
gahr leicht geſchehen/ dieweil Jch ohne daß
gleichſahm mit dem Tode ringe/ daß ein ande-
re gefaͤhrliche Kranckheit zu dieſem Schaden
ſchlage/ die mich armes/ zermartertes/ verwun-
detes und beraubtes Teutſchland vollends
auffreibe und einmahl von allem Jammer
und Elende erloͤſe/ welches denn Jch Armſeli-
ge von grund meiner Seelen wil gewuͤnſchet
haben.
Teutſchland faͤlt gleichſahm in einer
ſchwehren Unmacht abermahl als tod zuer Erden.
Meiſter Ratio Status gehet auff wie ein Quak-
ſalber oder Feldſcherer/ zimlich gravitetiſch außſtafie-
ret. Er traͤget ſeine Wundartzlade unter dem Arm/
haͤlt in der Hand ein pahr Glaͤſer/ Buͤchſen mit Sal-
ben/ allerhand Juſtrumente und derogleichen: Er
kan Jhm auch durch einen Diener etliche Sachen

nach-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <sp who="#TEU">
            <p><pb facs="#f0220" n="153[152]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Friedewu&#x0364;n&#x017F;chenden Teut&#x017F;chlandes</hi></fw><lb/>
Elenden der Tod &#x017F;eyn! Nun aber/ &#x017F;o lange<lb/>
Jch noch lebe/ &#x017F;terbe Jch nicht ein &#x017F;ondern<lb/>
Tau&#x017F;end mahl des Todes und zwahr da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
ta&#x0364;glich. Jch ha&#x0364;tte ja wol gehoffet/ es &#x017F;olte<lb/>
mir der grau&#x017F;ahmer Men&#x017F;chenfre&#x017F;&#x017F;er Mars<lb/>
mit die&#x017F;en let&#x017F;ten Schuß den Be&#x017F;chluß meines<lb/>
traurigen Lebens haben gegeben/ ange&#x017F;ehen<lb/>
Jch &#x017F;chon hiebevor etliche hundert Wunden<lb/>
von Jhm empfangen; Aber/ Er hat mir/ mei-<lb/>
nem Wun&#x017F;che nach/ nicht das Hertz/ &#x017F;onderen<lb/>
nur die Schulteren getroffen/ Jedoch kan es<lb/>
gahr leicht ge&#x017F;chehen/ dieweil Jch ohne daß<lb/>
gleich&#x017F;ahm mit dem Tode ringe/ daß ein ande-<lb/>
re gefa&#x0364;hrliche Kranckheit zu die&#x017F;em Schaden<lb/>
&#x017F;chlage/ die mich armes/ zermartertes/ verwun-<lb/>
detes und beraubtes Teut&#x017F;chland vollends<lb/>
auffreibe und einmahl von allem Jammer<lb/>
und Elende erlo&#x0364;&#x017F;e/ welches denn Jch Arm&#x017F;eli-<lb/>
ge von grund meiner Seelen wil gewu&#x0364;n&#x017F;chet<lb/>
haben.</p>
            <stage>&#x263E; <hi rendition="#fr">Teut&#x017F;chland fa&#x0364;lt gleich&#x017F;ahm in einer<lb/>
&#x017F;chwehren Unmacht abermahl als tod zuer Erden.</hi></stage>
          </sp><lb/>
          <sp who="#STA">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Mei&#x017F;ter</hi> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#i">Ratio Status</hi> </hi> </speaker>
            <stage> <hi rendition="#fr">gehet auff wie ein Quak-<lb/>
&#x017F;alber oder Feld&#x017F;cherer/ zimlich graviteti&#x017F;ch auß&#x017F;tafie-<lb/>
ret. Er tra&#x0364;get &#x017F;eine Wundartzlade unter dem Arm/<lb/>
ha&#x0364;lt in der Hand ein pahr Gla&#x0364;&#x017F;er/ Bu&#x0364;ch&#x017F;en mit Sal-<lb/>
ben/ allerhand Ju&#x017F;trumente und derogleichen: Er<lb/>
kan Jhm auch durch einen Diener etliche Sachen</hi><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">nach-</hi> </fw><lb/>
            </stage>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[153[152]/0220] Des Friedewuͤnſchenden Teutſchlandes Elenden der Tod ſeyn! Nun aber/ ſo lange Jch noch lebe/ ſterbe Jch nicht ein ſondern Tauſend mahl des Todes und zwahr daſſelbe taͤglich. Jch haͤtte ja wol gehoffet/ es ſolte mir der grauſahmer Menſchenfreſſer Mars mit dieſen letſten Schuß den Beſchluß meines traurigen Lebens haben gegeben/ angeſehen Jch ſchon hiebevor etliche hundert Wunden von Jhm empfangen; Aber/ Er hat mir/ mei- nem Wunſche nach/ nicht das Hertz/ ſonderen nur die Schulteren getroffen/ Jedoch kan es gahr leicht geſchehen/ dieweil Jch ohne daß gleichſahm mit dem Tode ringe/ daß ein ande- re gefaͤhrliche Kranckheit zu dieſem Schaden ſchlage/ die mich armes/ zermartertes/ verwun- detes und beraubtes Teutſchland vollends auffreibe und einmahl von allem Jammer und Elende erloͤſe/ welches denn Jch Armſeli- ge von grund meiner Seelen wil gewuͤnſchet haben. ☾ Teutſchland faͤlt gleichſahm in einer ſchwehren Unmacht abermahl als tod zuer Erden. Meiſter Ratio Status gehet auff wie ein Quak- ſalber oder Feldſcherer/ zimlich gravitetiſch außſtafie- ret. Er traͤget ſeine Wundartzlade unter dem Arm/ haͤlt in der Hand ein pahr Glaͤſer/ Buͤchſen mit Sal- ben/ allerhand Juſtrumente und derogleichen: Er kan Jhm auch durch einen Diener etliche Sachen nach-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/220
Zitationshilfe: Rist, Johann: Das Friede Wünschende Teütschland. [s. l.], 1647, S. 153[152]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rist_teuetschland_1647/220>, abgerufen am 09.11.2024.