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Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798.

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Ziehen wir also den Zweck der Teiche zuerst
in Betracht, so muß sich Jeder dabei gleich be-
scheiden, daß am Ende dieser Umstand gänzlich
auf der Willkühr des Bauherrn beruhe. Jedoch
dieß bei Seite gesetzt, ergiebt sich, daß alle Ent-
zwecke der anzulegenden Teiche, entweder in dem
Vergnügen zu suchen sind, das sie befördern sol-
len, oder in den öconomischen Absichten, welche
dabei statt finden. Endlich kann beides zugleich
gesucht werden, sowohl Vergnügen als Nutzen.
Die öconomischen Absichten sind sehr mannigfal-
tig. Mühlen bringen öfters viel ein, und sind
überall eine unentbehrliche Sache. Gleichwol
finden sich nicht an jedem Orte Bäche, die zu allen
Zeiten Wasser genug lieferten, Mühlen gehörig zu
betreiben. Bergwerke, Schmelz- und Eisenhüt-
ten, vielerlei Fabriken, u. s. w. machen Maschinen
von mancherlei Art nothwendig, deren vortheilhaf-
ter Gang allerdings auch mit auf einer hinreichen-
den und ununterbeochen vorhandenen Wassermenge
beruht. Die Fischerei ist ebenfalls eine nicht gleich-
gültige Sache. Nach Oertern, wo es gänzlich
am Wasser fehlt, muß es nicht selten durch kost-
bare Wasserleitungen hingeführet werden, weil
man auf Quellen nicht allemal sicher rechnen darf,
da solche oftmals im Sommer rein austrocknen,
im Winter aber leicht ausfrieren. Man sieht also,
daß die Entzwecke der aus öconomischen Absichten
anzulegenden Teiche, theils in den Vortheilen
der Fischerei, theils im Nutzen der Maschinen,

theils

Ziehen wir alſo den Zweck der Teiche zuerſt
in Betracht, ſo muß ſich Jeder dabei gleich be-
ſcheiden, daß am Ende dieſer Umſtand gaͤnzlich
auf der Willkuͤhr des Bauherrn beruhe. Jedoch
dieß bei Seite geſetzt, ergiebt ſich, daß alle Ent-
zwecke der anzulegenden Teiche, entweder in dem
Vergnuͤgen zu ſuchen ſind, das ſie befoͤrdern ſol-
len, oder in den oͤconomiſchen Abſichten, welche
dabei ſtatt finden. Endlich kann beides zugleich
geſucht werden, ſowohl Vergnuͤgen als Nutzen.
Die oͤconomiſchen Abſichten ſind ſehr mannigfal-
tig. Muͤhlen bringen oͤfters viel ein, und ſind
uͤberall eine unentbehrliche Sache. Gleichwol
finden ſich nicht an jedem Orte Baͤche, die zu allen
Zeiten Waſſer genug lieferten, Muͤhlen gehoͤrig zu
betreiben. Bergwerke, Schmelz- und Eiſenhuͤt-
ten, vielerlei Fabriken, u. ſ. w. machen Maſchinen
von mancherlei Art nothwendig, deren vortheilhaf-
ter Gang allerdings auch mit auf einer hinreichen-
den und ununterbeochen vorhandenen Waſſermenge
beruht. Die Fiſcherei iſt ebenfalls eine nicht gleich-
guͤltige Sache. Nach Oertern, wo es gaͤnzlich
am Waſſer fehlt, muß es nicht ſelten durch koſt-
bare Waſſerleitungen hingefuͤhret werden, weil
man auf Quellen nicht allemal ſicher rechnen darf,
da ſolche oftmals im Sommer rein austrocknen,
im Winter aber leicht ausfrieren. Man ſieht alſo,
daß die Entzwecke der aus oͤconomiſchen Abſichten
anzulegenden Teiche, theils in den Vortheilen
der Fiſcherei, theils im Nutzen der Maſchinen,

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[8/0018] Ziehen wir alſo den Zweck der Teiche zuerſt in Betracht, ſo muß ſich Jeder dabei gleich be- ſcheiden, daß am Ende dieſer Umſtand gaͤnzlich auf der Willkuͤhr des Bauherrn beruhe. Jedoch dieß bei Seite geſetzt, ergiebt ſich, daß alle Ent- zwecke der anzulegenden Teiche, entweder in dem Vergnuͤgen zu ſuchen ſind, das ſie befoͤrdern ſol- len, oder in den oͤconomiſchen Abſichten, welche dabei ſtatt finden. Endlich kann beides zugleich geſucht werden, ſowohl Vergnuͤgen als Nutzen. Die oͤconomiſchen Abſichten ſind ſehr mannigfal- tig. Muͤhlen bringen oͤfters viel ein, und ſind uͤberall eine unentbehrliche Sache. Gleichwol finden ſich nicht an jedem Orte Baͤche, die zu allen Zeiten Waſſer genug lieferten, Muͤhlen gehoͤrig zu betreiben. Bergwerke, Schmelz- und Eiſenhuͤt- ten, vielerlei Fabriken, u. ſ. w. machen Maſchinen von mancherlei Art nothwendig, deren vortheilhaf- ter Gang allerdings auch mit auf einer hinreichen- den und ununterbeochen vorhandenen Waſſermenge beruht. Die Fiſcherei iſt ebenfalls eine nicht gleich- guͤltige Sache. Nach Oertern, wo es gaͤnzlich am Waſſer fehlt, muß es nicht ſelten durch koſt- bare Waſſerleitungen hingefuͤhret werden, weil man auf Quellen nicht allemal ſicher rechnen darf, da ſolche oftmals im Sommer rein austrocknen, im Winter aber leicht ausfrieren. Man ſieht alſo, daß die Entzwecke der aus oͤconomiſchen Abſichten anzulegenden Teiche, theils in den Vortheilen der Fiſcherei, theils im Nutzen der Maſchinen, theils

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Zitationshilfe: Riemann, Johann Friedrich: Praktische Anweisung zum Teichbau. Für Förster, Oekonomen und solche Personen, die sich weniger mit Mathematik abgeben. Leipzig, 1798, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riemann_teichbau_1798/18>, abgerufen am 24.04.2024.