Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893.

Bild:
<< vorherige Seite
2. Mesopotamisches.

Im Besonderen interessirt uns an Fig. 34 nur die Bordüre mit ihrer
Alternirung von Lotusblüthen und Knospen. An diesen ist Alles, was
das Motiv selbst betrifft, ganz übereinstimmend mit den egyptischen
Vorbildern; selbst die dreifach ausgezackte Hülse, in der die einzelnen
Knospen und Blüthen stecken, findet sich da und dort ganz in der
gleichen Weise. Auch für die Verbindung mittels Rundbogen haben
wir bereits die egyptischen Vorbilder kennen gelernt. Neu und spe-
cifisch assyrisch ist bloss der Kelch am Ansatze eines jeden dieser

[Abbildung] Fig. 35.

Von palmettenbekrönten Stangen getragenes Tabernakel. Assyrisches Steinrelief.

Pflanzenmotive. Dieser Kelch ist ebenso wie an jenem früher be-
sprochenen Beispiele aus Nimrud (Fig. 33) gebildet durch die über-
fallende Fortsetzung der verbindenden Bänder oberhalb der wagrechten
Heftel 55). Das in der Mitte zwischen den beiden Kelchblättern der
Lotusblüthen in Fig. 34 emporragende spitze Blättchen ist offenbar

55) Was den Volutenkelch als solchen anbelangt, war das Vorbild freilich
in der egyptischen Kunst an der Lotus-Palmette vorhanden; das specifisch
Assyrische beruht hier in der Ausdehnung dieses fruchtbaren ornamentalen
Motivs auf die Knospe und auf die Profilblüthe.
2. Mesopotamisches.

Im Besonderen interessirt uns an Fig. 34 nur die Bordüre mit ihrer
Alternirung von Lotusblüthen und Knospen. An diesen ist Alles, was
das Motiv selbst betrifft, ganz übereinstimmend mit den egyptischen
Vorbildern; selbst die dreifach ausgezackte Hülse, in der die einzelnen
Knospen und Blüthen stecken, findet sich da und dort ganz in der
gleichen Weise. Auch für die Verbindung mittels Rundbogen haben
wir bereits die egyptischen Vorbilder kennen gelernt. Neu und spe-
cifisch assyrisch ist bloss der Kelch am Ansatze eines jeden dieser

[Abbildung] Fig. 35.

Von palmettenbekrönten Stangen getragenes Tabernakel. Assyrisches Steinrelief.

Pflanzenmotive. Dieser Kelch ist ebenso wie an jenem früher be-
sprochenen Beispiele aus Nimrud (Fig. 33) gebildet durch die über-
fallende Fortsetzung der verbindenden Bänder oberhalb der wagrechten
Heftel 55). Das in der Mitte zwischen den beiden Kelchblättern der
Lotusblüthen in Fig. 34 emporragende spitze Blättchen ist offenbar

55) Was den Volutenkelch als solchen anbelangt, war das Vorbild freilich
in der egyptischen Kunst an der Lotus-Palmette vorhanden; das specifisch
Assyrische beruht hier in der Ausdehnung dieses fruchtbaren ornamentalen
Motivs auf die Knospe und auf die Profilblüthe.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0121" n="95"/>
            <fw place="top" type="header">2. Mesopotamisches.</fw><lb/>
            <p>Im Besonderen interessirt uns an Fig. 34 nur die Bordüre mit ihrer<lb/>
Alternirung von Lotusblüthen und Knospen. An diesen ist Alles, was<lb/>
das Motiv selbst betrifft, ganz übereinstimmend mit den egyptischen<lb/>
Vorbildern; selbst die dreifach ausgezackte Hülse, in der die einzelnen<lb/>
Knospen und Blüthen stecken, findet sich da und dort ganz in der<lb/>
gleichen Weise. Auch für die Verbindung mittels Rundbogen haben<lb/>
wir bereits die egyptischen Vorbilder kennen gelernt. Neu und spe-<lb/>
cifisch assyrisch ist bloss der Kelch am Ansatze eines jeden dieser<lb/><figure><head>Fig. 35.</head><lb/><p>Von palmettenbekrönten Stangen getragenes Tabernakel. Assyrisches Steinrelief.</p></figure><lb/>
Pflanzenmotive. Dieser Kelch ist ebenso wie an jenem früher be-<lb/>
sprochenen Beispiele aus Nimrud (Fig. 33) gebildet durch die über-<lb/>
fallende Fortsetzung der verbindenden Bänder oberhalb der wagrechten<lb/>
Heftel <note place="foot" n="55)">Was den Volutenkelch als solchen anbelangt, war das Vorbild freilich<lb/>
in der egyptischen Kunst an der Lotus-Palmette vorhanden; das specifisch<lb/>
Assyrische beruht hier in der Ausdehnung dieses fruchtbaren ornamentalen<lb/>
Motivs auf die Knospe und auf die Profilblüthe.</note>. Das in der Mitte zwischen den beiden Kelchblättern der<lb/>
Lotusblüthen in Fig. 34 emporragende spitze Blättchen ist offenbar<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[95/0121] 2. Mesopotamisches. Im Besonderen interessirt uns an Fig. 34 nur die Bordüre mit ihrer Alternirung von Lotusblüthen und Knospen. An diesen ist Alles, was das Motiv selbst betrifft, ganz übereinstimmend mit den egyptischen Vorbildern; selbst die dreifach ausgezackte Hülse, in der die einzelnen Knospen und Blüthen stecken, findet sich da und dort ganz in der gleichen Weise. Auch für die Verbindung mittels Rundbogen haben wir bereits die egyptischen Vorbilder kennen gelernt. Neu und spe- cifisch assyrisch ist bloss der Kelch am Ansatze eines jeden dieser [Abbildung Fig. 35. Von palmettenbekrönten Stangen getragenes Tabernakel. Assyrisches Steinrelief.] Pflanzenmotive. Dieser Kelch ist ebenso wie an jenem früher be- sprochenen Beispiele aus Nimrud (Fig. 33) gebildet durch die über- fallende Fortsetzung der verbindenden Bänder oberhalb der wagrechten Heftel 55). Das in der Mitte zwischen den beiden Kelchblättern der Lotusblüthen in Fig. 34 emporragende spitze Blättchen ist offenbar 55) Was den Volutenkelch als solchen anbelangt, war das Vorbild freilich in der egyptischen Kunst an der Lotus-Palmette vorhanden; das specifisch Assyrische beruht hier in der Ausdehnung dieses fruchtbaren ornamentalen Motivs auf die Knospe und auf die Profilblüthe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/riegl_stilfragen_1893
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/riegl_stilfragen_1893/121
Zitationshilfe: Riegl, Alois: Stilfragen. Berlin, 1893, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/riegl_stilfragen_1893/121>, abgerufen am 24.11.2024.