Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.ten/ man solte den Kasten im Hause lassen/ oder zum wenigsten ihn aufmachen und besichtigen. Aber der Ehaman wolte seine festgegebene Zusage nicht brechen/ sondern verhinderte die Eröffnung/ und ließ den verschlossenen Kasten auffassen: Welcher nach verrichteten Leich-Geremonien nebenst dem Sarge in die Gruft eingesencket ward: Oben drauf ward geleget ein grosser Grabestein/ doch unvermauret/ dieweil es schon Nacht war/ und man folgendes Tages besser solches gedachte zu verrichten. Der elende Pandolphus/ welcher in der Kirche S. Catalde hatte singen hören / machte nun die Rechnung/ er müste in dem Kasten sterben: Und in dem er sich drinnen ümwendet/ fühlet er etliche säcke voll kostbahres Geschmeide: Aber da gedachte er weder am Gold noch Silber/ sondern richtete sein Gemühte auf andere Gedancken: Wenn ihm doch TOTT wolte von neuem aufschub geben/ daß er künftig sein Gewissen besser in acht nehme/ das er bißher gethan hätte. Ein Junger Geselle in diesem Hause/ welcher wuste/ daß die Verstorbene köstliche Sachen in diesem Kasten hatte/ war begierig nach einer guten Beute: Und fand Mittel/ wie er des Abends zwischen zehen und eilf Uhr könte in die Kirche S. Catalde kommen: Darinnen der Verstorbenen Grabstätte war. Mit Hülffe seiner zweyen Gesellen hub er den Stein weg/ und fieng an den Ka- ten/ man solte den Kasten im Hause lassen/ oder zum wenigsten ihn aufmachen und besichtigen. Aber der Ehaman wolte seine festgegebene Zusage nicht brechen/ sondern verhinderte die Eröffnung/ und ließ den verschlossenen Kasten auffassen: Welcher nach verrichteten Leich-Geremonien nebenst dem Sarge in die Gruft eingesencket ward: Oben drauf ward geleget ein grosser Grabestein/ doch unvermauret/ dieweil es schon Nacht war/ und man folgendes Tages besser solches gedachte zu verrichten. Der elende Pandolphus/ welcher in der Kirche S. Catalde hatte singen hören / machte nun die Rechnung/ er müste in dem Kasten sterben: Und in dem er sich driñen ümwendet/ fühlet er etliche säcke voll kostbahres Geschmeide: Aber da gedachte er weder am Gold noch Silber/ sondern richtete sein Gemühte auf andere Gedancken: Wenn ihm doch TOTT wolte von neuem aufschub geben/ daß er künftig sein Gewissen besser in acht nehme/ das er bißher gethan hätte. Ein Junger Geselle in diesem Hause/ welcher wuste/ daß die Verstorbene köstliche Sachen in diesem Kasten hatte/ war begierig nach einer guten Beute: Und fand Mittel/ wie er des Abends zwischen zehen und eilf Uhr könte in die Kirche S. Catalde kommen: Darinnen der Verstorbenen Grabstätte war. Mit Hülffe seiner zweyen Gesellen hub er den Stein weg/ und fieng an den Ka- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0090" n="70"/> ten/ man solte den Kasten im Hause lassen/ oder zum wenigsten ihn aufmachen und besichtigen.</p> <p>Aber der Ehaman wolte seine festgegebene Zusage nicht brechen/ sondern verhinderte die Eröffnung/ und ließ den verschlossenen Kasten auffassen: Welcher nach verrichteten Leich-Geremonien nebenst dem Sarge in die Gruft eingesencket ward: Oben drauf ward geleget ein grosser Grabestein/ doch unvermauret/ dieweil es schon Nacht war/ und man folgendes Tages besser solches gedachte zu verrichten.</p> <p>Der elende Pandolphus/ welcher in der Kirche S. Catalde hatte singen hören / machte nun die Rechnung/ er müste in dem Kasten sterben: Und in dem er sich driñen ümwendet/ fühlet er etliche säcke voll kostbahres Geschmeide: Aber da gedachte er weder am Gold noch Silber/ sondern richtete sein Gemühte auf andere Gedancken: Wenn ihm doch TOTT wolte von neuem aufschub geben/ daß er künftig sein Gewissen besser in acht nehme/ das er bißher gethan hätte.</p> <p>Ein Junger Geselle in diesem Hause/ welcher wuste/ daß die Verstorbene köstliche Sachen in diesem Kasten hatte/ war begierig nach einer guten Beute: Und fand Mittel/ wie er des Abends zwischen zehen und eilf Uhr könte in die Kirche S. Catalde kommen: Darinnen der Verstorbenen Grabstätte war. Mit Hülffe seiner zweyen Gesellen hub er den Stein weg/ und fieng an den Ka- </p> </div> </body> </text> </TEI> [70/0090]
ten/ man solte den Kasten im Hause lassen/ oder zum wenigsten ihn aufmachen und besichtigen.
Aber der Ehaman wolte seine festgegebene Zusage nicht brechen/ sondern verhinderte die Eröffnung/ und ließ den verschlossenen Kasten auffassen: Welcher nach verrichteten Leich-Geremonien nebenst dem Sarge in die Gruft eingesencket ward: Oben drauf ward geleget ein grosser Grabestein/ doch unvermauret/ dieweil es schon Nacht war/ und man folgendes Tages besser solches gedachte zu verrichten.
Der elende Pandolphus/ welcher in der Kirche S. Catalde hatte singen hören / machte nun die Rechnung/ er müste in dem Kasten sterben: Und in dem er sich driñen ümwendet/ fühlet er etliche säcke voll kostbahres Geschmeide: Aber da gedachte er weder am Gold noch Silber/ sondern richtete sein Gemühte auf andere Gedancken: Wenn ihm doch TOTT wolte von neuem aufschub geben/ daß er künftig sein Gewissen besser in acht nehme/ das er bißher gethan hätte.
Ein Junger Geselle in diesem Hause/ welcher wuste/ daß die Verstorbene köstliche Sachen in diesem Kasten hatte/ war begierig nach einer guten Beute: Und fand Mittel/ wie er des Abends zwischen zehen und eilf Uhr könte in die Kirche S. Catalde kommen: Darinnen der Verstorbenen Grabstätte war. Mit Hülffe seiner zweyen Gesellen hub er den Stein weg/ und fieng an den Ka-
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