Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.

Bild:
<< vorherige Seite

Als er wieder nach Hause kommen/ berichtet er die Mutter: Sein Bruder hätte ihn gebeten/ ihn zu entschuldigen: Er hätte sich auf den Weg gemacht/ nacher Schweitz und Teutschland/ das Land zu besehen/ er hoffte/ in etlicher Zeit wieder zu kommen. Die Mutter/ war mit dieser Entschuldigung zu frieden.

Der Brudermörder aber gieng fast alle Tage auf das Gebirge/ fiel auf seine Knie bey dem Grabe seines Bruders/ weinete heisse Thränen/ schrye zu Gott ümb Verzeihung/ und wünschete/ daß seines Bruders Seele in der Ruhe wäre.

Als er nun diesen Handel etliche Monat getrieben/ und Ihn kein Mensch eintzigerley Weise/ dieser bösen That halben/ verdächtig hielt: Hat sichs zugetragen/ als er des Tages eines von diesem Gebirge wieder in die Stadt kam / und zu seiner Gassen sich nahete/ daß er zu rücke sihet/ vnd nahe bey ihm des Bürgermeisters gewahr wird/ welcher einen Diener/ in eine Liberey gekleidet / hinter sich her trettend hatte: Da fängt er an auf alle seine Macht gegen das andere End der Stadt zu lauffen.

Der Bürgermeister verwunderte sich über diesen Handel/ und befahl dem Diener / daß er ihm solte nachlauffen.

Der Diener frisch hinter ihm drein/ schrye mit vollem Halse: Halt: Halt.

Als er wieder nach Hause kommen/ berichtet er die Mutter: Sein Bruder hätte ihn gebeten/ ihn zu entschuldigen: Er hätte sich auf den Weg gemacht/ nacher Schweitz und Teutschland/ das Land zu besehen/ er hoffte/ in etlicher Zeit wieder zu kommen. Die Mutter/ war mit dieser Entschuldigung zu frieden.

Der Brudermörder aber gieng fast alle Tage auf das Gebirge/ fiel auf seine Knie bey dem Grabe seines Bruders/ weinete heisse Thränen/ schrye zu Gott ümb Verzeihung/ und wünschete/ daß seines Bruders Seele in der Ruhe wäre.

Als er nun diesen Handel etliche Monat getrieben/ und Ihn kein Mensch eintzigerley Weise/ dieser bösen That halben/ verdächtig hielt: Hat sichs zugetragen/ als er des Tages eines von diesem Gebirge wieder in die Stadt kam / und zu seiner Gassen sich nahete/ daß er zu rücke sihet/ vnd nahe bey ihm des Bürgermeisters gewahr wird/ welcher einen Diener/ in eine Liberey gekleidet / hinter sich her trettend hatte: Da fängt er an auf alle seine Macht gegen das andere End der Stadt zu lauffen.

Der Bürgermeister verwunderte sich über diesen Handel/ und befahl dem Diener / daß er ihm solte nachlauffen.

Der Diener frisch hinter ihm drein/ schrye mit vollem Halse: Halt: Halt.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0061" n="41"/>
        <p>Als er wieder nach Hause kommen/ berichtet er die Mutter: Sein Bruder hätte ihn                      gebeten/ ihn zu entschuldigen: Er hätte sich auf den Weg gemacht/ nacher                      Schweitz und Teutschland/ das Land zu besehen/ er hoffte/ in etlicher Zeit                      wieder zu kommen. Die Mutter/ war mit dieser Entschuldigung zu frieden.</p>
        <p>Der Brudermörder aber gieng fast alle Tage auf das Gebirge/ fiel auf seine Knie                      bey dem Grabe seines Bruders/ weinete heisse Thränen/ schrye zu Gott ümb                      Verzeihung/ und wünschete/ daß seines Bruders Seele in der Ruhe wäre.</p>
        <p>Als er nun diesen Handel etliche Monat getrieben/ und Ihn kein Mensch                      eintzigerley Weise/ dieser bösen That halben/ verdächtig hielt: Hat sichs                      zugetragen/ als er des Tages eines von diesem Gebirge wieder in die Stadt kam /                      und zu seiner Gassen sich nahete/ daß er zu rücke sihet/ vnd nahe bey ihm des                      Bürgermeisters gewahr wird/ welcher einen Diener/ in eine Liberey gekleidet /                      hinter sich her trettend hatte: Da fängt er an auf alle seine Macht gegen das                      andere End der Stadt zu lauffen.</p>
        <p>Der Bürgermeister verwunderte sich über diesen Handel/ und befahl dem Diener /                      daß er ihm solte nachlauffen.</p>
        <p>Der Diener frisch hinter ihm drein/ schrye mit vollem Halse: Halt: Halt.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0061] Als er wieder nach Hause kommen/ berichtet er die Mutter: Sein Bruder hätte ihn gebeten/ ihn zu entschuldigen: Er hätte sich auf den Weg gemacht/ nacher Schweitz und Teutschland/ das Land zu besehen/ er hoffte/ in etlicher Zeit wieder zu kommen. Die Mutter/ war mit dieser Entschuldigung zu frieden. Der Brudermörder aber gieng fast alle Tage auf das Gebirge/ fiel auf seine Knie bey dem Grabe seines Bruders/ weinete heisse Thränen/ schrye zu Gott ümb Verzeihung/ und wünschete/ daß seines Bruders Seele in der Ruhe wäre. Als er nun diesen Handel etliche Monat getrieben/ und Ihn kein Mensch eintzigerley Weise/ dieser bösen That halben/ verdächtig hielt: Hat sichs zugetragen/ als er des Tages eines von diesem Gebirge wieder in die Stadt kam / und zu seiner Gassen sich nahete/ daß er zu rücke sihet/ vnd nahe bey ihm des Bürgermeisters gewahr wird/ welcher einen Diener/ in eine Liberey gekleidet / hinter sich her trettend hatte: Da fängt er an auf alle seine Macht gegen das andere End der Stadt zu lauffen. Der Bürgermeister verwunderte sich über diesen Handel/ und befahl dem Diener / daß er ihm solte nachlauffen. Der Diener frisch hinter ihm drein/ schrye mit vollem Halse: Halt: Halt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/61
Zitationshilfe: Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/61>, abgerufen am 14.10.2024.