Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.ihm niemand von den Seinigen kunte Hülffe leisten. Torquemada in seinem dritten Tagewerck seines Hexaemeri. XXI. Merseburgisches Ungethüm. IN der Thumkirchen zu Merseburg/ bey Leipzig/ hat es einen Bischoff und Thum-Herrn/ welchem zugelassen ist/ sich zu verehlichen. Sie haben in derselben aufgehoben grosse und reiche Kleinodien/ so von langen Zeiten sind verehret worden/ und haben ihnen Gewissen gemacht/ derselbigen sich zu gebrauchen. Zur Bewahrung dieser Kirchen sind stets etliche Männer verordnet/ welche nach der Reihe in derselben/ so wohl bey Tage/ als bey Nacht wachen. Dieselben erzehlen/ sie hätten von sehr langer Zeit es in Acht genommen/ hätten es auch von ihren vorfahren gehöret: Daß drey Wochen vor eines iedwedern Thum-Herrens Absterben bey Nacht ein groß Gepolter in der Kirchen entstünde: Und wäre gleichsam/ als wenn ein starcker Mann von allen Kräfften mit gebalgeter Faust etliche mahl auf des Thum-Herrn Stuhl schlüge/ der da sterben soll: Welches die Wächter alsbald mercken/ und des Morgens dem Capitel anzeigen. ihm niemand von den Seinigen kunte Hülffe leisten. Torquemada in seinem dritten Tagewerck seines Hexaëmeri. XXI. Merseburgisches Ungethüm. IN der Thumkirchen zu Merseburg/ bey Leipzig/ hat es einen Bischoff und Thum-Herrn/ welchem zugelassen ist/ sich zu verehlichen. Sie haben in derselben aufgehoben grosse und reiche Kleinodien/ so von langen Zeiten sind verehret worden/ und haben ihnen Gewissen gemacht/ derselbigen sich zu gebrauchen. Zur Bewahrung dieser Kirchen sind stets etliche Männer verordnet/ welche nach der Reihe in derselben/ so wohl bey Tage/ als bey Nacht wachen. Dieselben erzehlen/ sie hätten von sehr langer Zeit es in Acht genommen/ hätten es auch von ihren vorfahren gehöret: Daß drey Wochen vor eines iedwedern Thum-Herrens Absterben bey Nacht ein groß Gepolter in der Kirchen entstünde: Und wäre gleichsam/ als wenn ein starcker Mann von allen Kräfften mit gebalgeter Faust etliche mahl auf des Thum-Herrn Stuhl schlüge/ der da sterben soll: Welches die Wächter alsbald mercken/ und des Morgens dem Capitel anzeigen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0382" n="358"/> ihm niemand von den Seinigen kunte Hülffe leisten. Torquemada in seinem dritten Tagewerck seines Hexaëmeri.</p> <p>XXI.</p> <p>Merseburgisches Ungethüm.</p> <p>IN der Thumkirchen zu Merseburg/ bey Leipzig/ hat es einen Bischoff und Thum-Herrn/ welchem zugelassen ist/ sich zu verehlichen.</p> <p>Sie haben in derselben aufgehoben grosse und reiche Kleinodien/ so von langen Zeiten sind verehret worden/ und haben ihnen Gewissen gemacht/ derselbigen sich zu gebrauchen.</p> <p>Zur Bewahrung dieser Kirchen sind stets etliche Männer verordnet/ welche nach der Reihe in derselben/ so wohl bey Tage/ als bey Nacht wachen.</p> <p>Dieselben erzehlen/ sie hätten von sehr langer Zeit es in Acht genommen/ hätten es auch von ihren vorfahren gehöret: Daß drey Wochen vor eines iedwedern Thum-Herrens Absterben bey Nacht ein groß Gepolter in der Kirchen entstünde: Und wäre gleichsam/ als wenn ein starcker Mann von allen Kräfften mit gebalgeter Faust etliche mahl auf des Thum-Herrn Stuhl schlüge/ der da sterben soll: Welches die Wächter alsbald mercken/ und des Morgens dem Capitel anzeigen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [358/0382]
ihm niemand von den Seinigen kunte Hülffe leisten. Torquemada in seinem dritten Tagewerck seines Hexaëmeri.
XXI.
Merseburgisches Ungethüm.
IN der Thumkirchen zu Merseburg/ bey Leipzig/ hat es einen Bischoff und Thum-Herrn/ welchem zugelassen ist/ sich zu verehlichen.
Sie haben in derselben aufgehoben grosse und reiche Kleinodien/ so von langen Zeiten sind verehret worden/ und haben ihnen Gewissen gemacht/ derselbigen sich zu gebrauchen.
Zur Bewahrung dieser Kirchen sind stets etliche Männer verordnet/ welche nach der Reihe in derselben/ so wohl bey Tage/ als bey Nacht wachen.
Dieselben erzehlen/ sie hätten von sehr langer Zeit es in Acht genommen/ hätten es auch von ihren vorfahren gehöret: Daß drey Wochen vor eines iedwedern Thum-Herrens Absterben bey Nacht ein groß Gepolter in der Kirchen entstünde: Und wäre gleichsam/ als wenn ein starcker Mann von allen Kräfften mit gebalgeter Faust etliche mahl auf des Thum-Herrn Stuhl schlüge/ der da sterben soll: Welches die Wächter alsbald mercken/ und des Morgens dem Capitel anzeigen.
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Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/382>, abgerufen am 22.06.2024. |