Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.Er kletterte also schlaffend/ wie ein Eichhorn/ behende an den Mauren hinauf / und lief auf den Dächern: Darnach kam er/ und legte sich wieder nieder: stunde biß zum drittenmal wieder auf/ schlief allezeit/ und lief also. Wenn er wieder ins Bette kam/ fühleten wir ihn über uns lauffen/ nicht anders / als wenn eine kleine Maus gar leichte über das Deckbette lieff. Als er wolte aus der Kammer gehen/ da wir lagen/ thaten sich Thür und Fenster auf. Er stiege mit unsäglicher Geschwindigkeit biß auf die Giebel der Dächer: Auf welchen er sich mit seinem Leibe so leichte hielt/ als wenn es ein Vogel wäre. Ich rede von Sachen/ die ich mit meinen eigenen Augen gesehen / und nicht von hören sagen gesamlet habe. Das sind wunderbare Verrichtungen der Seelen/ die sich ihrer natürlichen Kraft gebrauchet/ ohne eintzigen Beystand der Sinne des Fleisches: Mit welchem sie damahls keine eintzige Gemeinschafft hat. Er kletterte also schlaffend/ wie ein Eichhorn/ behende an den Mauren hinauf / und lief auf den Dächern: Darnach kam er/ und legte sich wieder nieder: stunde biß zum drittenmal wieder auf/ schlief allezeit/ und lief also. Wenn er wieder ins Bette kam/ fühleten wir ihn über uns lauffen/ nicht anders / als wenn eine kleine Maus gar leichte über das Deckbette lieff. Als er wolte aus der Kammer gehen/ da wir lagen/ thaten sich Thür und Fenster auf. Er stiege mit unsäglicher Geschwindigkeit biß auf die Giebel der Dächer: Auf welchen er sich mit seinem Leibe so leichte hielt/ als wenn es ein Vogel wäre. Ich rede von Sachen/ die ich mit meinen eigenen Augen gesehen / uñ nicht von hören sagen gesamlet habe. Das sind wunderbare Verrichtungen der Seelen/ die sich ihrer natürlichen Kraft gebrauchet/ ohne eintzigen Beystand der Sinne des Fleisches: Mit welchem sie damahls keine eintzige Gemeinschafft hat. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0233" n="211"/> <p>Er kletterte also schlaffend/ wie ein Eichhorn/ behende an den Mauren hinauf / und lief auf den Dächern: Darnach kam er/ und legte sich wieder nieder: stunde biß zum drittenmal wieder auf/ schlief allezeit/ und lief also.</p> <p>Wenn er wieder ins Bette kam/ fühleten wir ihn über uns lauffen/ nicht anders / als wenn eine kleine Maus gar leichte über das Deckbette lieff.</p> <p>Als er wolte aus der Kammer gehen/ da wir lagen/ thaten sich Thür und Fenster auf. Er stiege mit unsäglicher Geschwindigkeit biß auf die Giebel der Dächer: Auf welchen er sich mit seinem Leibe so leichte hielt/ als wenn es ein Vogel wäre. Ich rede von Sachen/ die ich mit meinen eigenen Augen gesehen / uñ nicht von hören sagen gesamlet habe. Das sind wunderbare Verrichtungen der Seelen/ die sich ihrer natürlichen Kraft gebrauchet/ ohne eintzigen Beystand der Sinne des Fleisches: Mit welchem sie damahls keine eintzige Gemeinschafft hat.</p> </div> </body> </text> </TEI> [211/0233]
Er kletterte also schlaffend/ wie ein Eichhorn/ behende an den Mauren hinauf / und lief auf den Dächern: Darnach kam er/ und legte sich wieder nieder: stunde biß zum drittenmal wieder auf/ schlief allezeit/ und lief also.
Wenn er wieder ins Bette kam/ fühleten wir ihn über uns lauffen/ nicht anders / als wenn eine kleine Maus gar leichte über das Deckbette lieff.
Als er wolte aus der Kammer gehen/ da wir lagen/ thaten sich Thür und Fenster auf. Er stiege mit unsäglicher Geschwindigkeit biß auf die Giebel der Dächer: Auf welchen er sich mit seinem Leibe so leichte hielt/ als wenn es ein Vogel wäre. Ich rede von Sachen/ die ich mit meinen eigenen Augen gesehen / uñ nicht von hören sagen gesamlet habe. Das sind wunderbare Verrichtungen der Seelen/ die sich ihrer natürlichen Kraft gebrauchet/ ohne eintzigen Beystand der Sinne des Fleisches: Mit welchem sie damahls keine eintzige Gemeinschafft hat.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |