Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.Aber durch sonderbare gnädige Vorsorge GOTTes/ welcher den betrübten und demütigen Hertzen zu hülffe kömt/ kamen dieser Damoisellen zwey Schiffe aus Normandie vor die Augen/ als sie am wenigsten daran gedacht hatte. Sie muste damals mit Händewincken das beste thun/ und damit den Mangel ihrer schwachen Sprache ersetzen/ weil sie nicht kunte von so weiten gehöret werden. Die Kauff-Leute/ so sich einer Hinter-List der Meer-Räuber besorgeten/ wolten anfänglich nicht hinzu nahen: Weil aber die arme Supplicantin so inständig anhielt/ schickten sie ihr einen Nachen (oder Schiff-Kahn.) Da die Schiffer hinzu naheten/ meineten sie/ es wäre etwa ein Gespenste: Als sie aber nahe zu ihr kamen/ erkanten sie dieselbe aus der Gestalt/ Stimme / und Sprache/ also daß sie sie in ihren Nachen setzten/ und zu den Schiffen führeten: Daselbst sprachen sie ihr Trost zu/ machten ihr einen Muht/ und berichteten sie/ daß ihr Bruder vor sechs Monaten ge- Aber durch sonderbare gnädige Vorsorge GOTTes/ welcher den betrübten und demütigen Hertzen zu hülffe kömt/ kamen dieser Damoisellen zwey Schiffe aus Normandie vor die Augen/ als sie am wenigsten daran gedacht hatte. Sie muste damals mit Händewincken das beste thun/ und damit den Mangel ihrer schwachen Sprache ersetzen/ weil sie nicht kunte von so weiten gehöret werden. Die Kauff-Leute/ so sich einer Hinter-List der Meer-Räuber besorgeten/ wolten anfänglich nicht hinzu nahen: Weil aber die arme Supplicantin so inständig anhielt/ schickten sie ihr einen Nachen (oder Schiff-Kahn.) Da die Schiffer hinzu naheten/ meineten sie/ es wäre etwa ein Gespenste: Als sie aber nahe zu ihr kamen/ erkanten sie dieselbe aus der Gestalt/ Stimme / und Sprache/ also daß sie sie in ihren Nachen setzten/ und zu den Schiffen führeten: Daselbst sprachen sie ihr Trost zu/ machten ihr einen Muht/ und berichteten sie/ daß ihr Bruder vor sechs Monaten ge- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0167" n="147"/> <p>Aber durch sonderbare gnädige Vorsorge GOTTes/ welcher den betrübten und demütigen Hertzen zu hülffe kömt/ kamen dieser Damoisellen zwey Schiffe aus Normandie vor die Augen/ als sie am wenigsten daran gedacht hatte.</p> <p>Sie muste damals mit Händewincken das beste thun/ und damit den Mangel ihrer schwachen Sprache ersetzen/ weil sie nicht kunte von so weiten gehöret werden.</p> <p>Die Kauff-Leute/ so sich einer Hinter-List der Meer-Räuber besorgeten/ wolten anfänglich nicht hinzu nahen: Weil aber die arme Supplicantin so inständig anhielt/ schickten sie ihr einen Nachen (oder Schiff-Kahn.)</p> <p>Da die Schiffer hinzu naheten/ meineten sie/ es wäre etwa ein Gespenste: Als sie aber nahe zu ihr kamen/ erkanten sie dieselbe aus der Gestalt/ Stimme / und Sprache/ also daß sie sie in ihren Nachen setzten/ und zu den Schiffen führeten: Daselbst sprachen sie ihr Trost zu/ machten ihr einen Muht/ und berichteten sie/ daß ihr Bruder vor sechs Monaten ge- </p> </div> </body> </text> </TEI> [147/0167]
Aber durch sonderbare gnädige Vorsorge GOTTes/ welcher den betrübten und demütigen Hertzen zu hülffe kömt/ kamen dieser Damoisellen zwey Schiffe aus Normandie vor die Augen/ als sie am wenigsten daran gedacht hatte.
Sie muste damals mit Händewincken das beste thun/ und damit den Mangel ihrer schwachen Sprache ersetzen/ weil sie nicht kunte von so weiten gehöret werden.
Die Kauff-Leute/ so sich einer Hinter-List der Meer-Räuber besorgeten/ wolten anfänglich nicht hinzu nahen: Weil aber die arme Supplicantin so inständig anhielt/ schickten sie ihr einen Nachen (oder Schiff-Kahn.)
Da die Schiffer hinzu naheten/ meineten sie/ es wäre etwa ein Gespenste: Als sie aber nahe zu ihr kamen/ erkanten sie dieselbe aus der Gestalt/ Stimme / und Sprache/ also daß sie sie in ihren Nachen setzten/ und zu den Schiffen führeten: Daselbst sprachen sie ihr Trost zu/ machten ihr einen Muht/ und berichteten sie/ daß ihr Bruder vor sechs Monaten ge-
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