Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.L. I. Ein Meer-Weib. EIn Meerweib/ gantz nackend und stumm/ als ein Fisch/ ward gefangen in einem See in Holland/ darein sie vermuhtlich von einem Sturm geworffen worden/ und ward gen Harlem gebracht im Jahr 1403. daselbst ist sie als eine Weibesperson bekleidet/ und gewehnet worden/ daß sie hat Brodt/ Milch/ und andere Speisen gessen. Sie lernet auch spinnen/ und andere Hausarbeit verrichten. Sie verehrete das Crucifix/ machte alle Minen und Ceremonien nach/ wie sie ihre Frau es sahe machen/ nach der Weise der Römischen Kirchen. Sie blieb aber stumm ihre gantze Lebenszeit/ welche ziemlich lang war. Ludovicus Guicciardinus in descriptione Hollandiae. LII. Graufame Rache eines Sclaven. MAn muß mit der geringsten Dienstbarkeit gelinde ümgehen: sonst brütet sie ein schrecklich feuer der verzweiflung aus. Ein Spanischer vom Adel/ mit nahmen Don Riviero/ wonhaftig in der Insel Majorca/ hatte unter andern leibeigenen knechten einen Mohr/ als er nu dermaleins sich wi- L. I. Ein Meer-Weib. EIn Meerweib/ gantz nackend und stumm/ als ein Fisch/ ward gefangen in einem See in Holland/ darein sie vermuhtlich von einem Sturm geworffen worden/ und ward gen Harlem gebracht im Jahr 1403. daselbst ist sie als eine Weibesperson bekleidet/ und gewehnet worden/ daß sie hat Brodt/ Milch/ und andere Speisen gessen. Sie lernet auch spinnen/ und andere Hausarbeit verrichten. Sie verehrete das Crucifix/ machte alle Minen und Ceremonien nach/ wie sie ihre Frau es sahe machen/ nach der Weise der Römischen Kirchen. Sie blieb aber stumm ihre gantze Lebenszeit/ welche ziemlich lang war. Ludovicus Guicciardinus in descriptione Hollandiae. LII. Graufame Rache eines Sclaven. MAn muß mit der geringsten Dienstbarkeit gelinde ümgehen: sonst brütet sie ein schrecklich feuer der verzweiflung aus. Ein Spanischer vom Adel/ mit nahmen Don Riviero/ wonhaftig in der Insel Majorca/ hatte unter andern leibeigenen knechten einen Mohr/ als er nu dermaleins sich wi- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0125" n="105"/> <p>L. I.</p> <p>Ein Meer-Weib.</p> <p>EIn Meerweib/ gantz nackend und stumm/ als ein Fisch/ ward gefangen in einem See in Holland/ darein sie vermuhtlich von einem Sturm geworffen worden/ und ward gen Harlem gebracht im Jahr 1403. daselbst ist sie als eine Weibesperson bekleidet/ und gewehnet worden/ daß sie hat Brodt/ Milch/ und andere Speisen gessen.</p> <p>Sie lernet auch spinnen/ und andere Hausarbeit verrichten.</p> <p>Sie verehrete das Crucifix/ machte alle Minen und Ceremonien nach/ wie sie ihre Frau es sahe machen/ nach der Weise der Römischen Kirchen. Sie blieb aber stumm ihre gantze Lebenszeit/ welche ziemlich lang war.</p> <p>Ludovicus Guicciardinus in descriptione Hollandiae.</p> <p>LII.</p> <p>Graufame Rache eines Sclaven.</p> <p>MAn muß mit der geringsten Dienstbarkeit gelinde ümgehen: sonst brütet sie ein schrecklich feuer der verzweiflung aus. Ein Spanischer vom Adel/ mit nahmen Don Riviero/ wonhaftig in der Insel Majorca/ hatte unter andern leibeigenen knechten einen Mohr/ als er nu dermaleins sich wi- </p> </div> </body> </text> </TEI> [105/0125]
L. I.
Ein Meer-Weib.
EIn Meerweib/ gantz nackend und stumm/ als ein Fisch/ ward gefangen in einem See in Holland/ darein sie vermuhtlich von einem Sturm geworffen worden/ und ward gen Harlem gebracht im Jahr 1403. daselbst ist sie als eine Weibesperson bekleidet/ und gewehnet worden/ daß sie hat Brodt/ Milch/ und andere Speisen gessen.
Sie lernet auch spinnen/ und andere Hausarbeit verrichten.
Sie verehrete das Crucifix/ machte alle Minen und Ceremonien nach/ wie sie ihre Frau es sahe machen/ nach der Weise der Römischen Kirchen. Sie blieb aber stumm ihre gantze Lebenszeit/ welche ziemlich lang war.
Ludovicus Guicciardinus in descriptione Hollandiae.
LII.
Graufame Rache eines Sclaven.
MAn muß mit der geringsten Dienstbarkeit gelinde ümgehen: sonst brütet sie ein schrecklich feuer der verzweiflung aus. Ein Spanischer vom Adel/ mit nahmen Don Riviero/ wonhaftig in der Insel Majorca/ hatte unter andern leibeigenen knechten einen Mohr/ als er nu dermaleins sich wi-
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