Schwarz seine natürliche Farbe zu seyn schei- net, so hat er sich doch viele Mühe gegeben, daß ich ihn für ganz weiß halten soll.
Wiewol Sie sollen selber über ihn urtheilen, so wie ich fortfahre. Nur bitte ich, wenn ich Jhnen irgendwo zu leichtgläubig scheine, daß Sie mich zurechte weisen. Denn Sie sind der Zuschauer bey meinem Spiele, wie Sie in ei- nem Jhrer Briefe sagen. (*) - - Wollte der Himmel, ich hätte nicht nöthig, zu spielen! Denn ich denke, ich habe mich in ein verzwei- feltes Spiel eingelassen.
Ehe ich mein letzteres Schreiben an Sie en- digen konnte, schickte er noch zweimal herauf, um Erlaubniß, mich zu sehen. Jch ließ ihm antworten, daß ich ihn sehen wollte, wenn es mir gelegen wäre. Er sollte so wenig wider meinen Willen kommen, als mir etwas vor- schreiben.
Da ich überlegte, wie wir auseinander ge- schieden waren, und daß ich ihm sein Verhör, (wie er es zuweilen nennet,) hinausgesetzt hät- te, erwartete ich nicht, daß er eben gut auf- geräumt seyn würde, wenn ich seinen Besuch annähme, und aus dem, was ich schrieb, wer- den Sie schließen, daß ichs auch nicht war. Doch ward ich es bald, wie ich seine große De- muth bei seinem Eintrit in das Zimmer sahe, und hörte, was er mir zu sagen hatte.
Jch
(*) Siehe Th. III. S. 109.
D 5
Schwarz ſeine natuͤrliche Farbe zu ſeyn ſchei- net, ſo hat er ſich doch viele Muͤhe gegeben, daß ich ihn fuͤr ganz weiß halten ſoll.
Wiewol Sie ſollen ſelber uͤber ihn urtheilen, ſo wie ich fortfahre. Nur bitte ich, wenn ich Jhnen irgendwo zu leichtglaͤubig ſcheine, daß Sie mich zurechte weiſen. Denn Sie ſind der Zuſchauer bey meinem Spiele, wie Sie in ei- nem Jhrer Briefe ſagen. (*) ‒ ‒ Wollte der Himmel, ich haͤtte nicht noͤthig, zu ſpielen! Denn ich denke, ich habe mich in ein verzwei- feltes Spiel eingelaſſen.
Ehe ich mein letzteres Schreiben an Sie en- digen konnte, ſchickte er noch zweimal herauf, um Erlaubniß, mich zu ſehen. Jch ließ ihm antworten, daß ich ihn ſehen wollte, wenn es mir gelegen waͤre. Er ſollte ſo wenig wider meinen Willen kommen, als mir etwas vor- ſchreiben.
Da ich uͤberlegte, wie wir auseinander ge- ſchieden waren, und daß ich ihm ſein Verhoͤr, (wie er es zuweilen nennet,) hinausgeſetzt haͤt- te, erwartete ich nicht, daß er eben gut auf- geraͤumt ſeyn wuͤrde, wenn ich ſeinen Beſuch annaͤhme, und aus dem, was ich ſchrieb, wer- den Sie ſchließen, daß ichs auch nicht war. Doch ward ich es bald, wie ich ſeine große De- muth bei ſeinem Eintrit in das Zimmer ſahe, und hoͤrte, was er mir zu ſagen hatte.
Jch
(*) Siehe Th. III. S. 109.
D 5
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Schwarz ſeine natuͤrliche Farbe zu ſeyn ſchei-
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ich ihn fuͤr ganz weiß halten ſoll.
Wiewol Sie ſollen ſelber uͤber ihn urtheilen,
ſo wie ich fortfahre. Nur bitte ich, wenn ich
Jhnen irgendwo zu leichtglaͤubig ſcheine, daß
Sie mich zurechte weiſen. Denn Sie ſind der
Zuſchauer bey meinem Spiele, wie Sie in ei-
nem Jhrer Briefe ſagen. (*) ‒ ‒ Wollte der
Himmel, ich haͤtte nicht noͤthig, zu ſpielen!
Denn ich denke, ich habe mich in ein verzwei-
feltes Spiel eingelaſſen.
Ehe ich mein letzteres Schreiben an Sie en-
digen konnte, ſchickte er noch zweimal herauf,
um Erlaubniß, mich zu ſehen. Jch ließ ihm
antworten, daß ich ihn ſehen wollte, wenn es
mir gelegen waͤre. Er ſollte ſo wenig wider
meinen Willen kommen, als mir etwas vor-
ſchreiben.
Da ich uͤberlegte, wie wir auseinander ge-
ſchieden waren, und daß ich ihm ſein Verhoͤr,
(wie er es zuweilen nennet,) hinausgeſetzt haͤt-
te, erwartete ich nicht, daß er eben gut auf-
geraͤumt ſeyn wuͤrde, wenn ich ſeinen Beſuch
annaͤhme, und aus dem, was ich ſchrieb, wer-
den Sie ſchließen, daß ichs auch nicht war.
Doch ward ich es bald, wie ich ſeine große De-
muth bei ſeinem Eintrit in das Zimmer ſahe,
und hoͤrte, was er mir zu ſagen hatte.
Jch
(*) Siehe Th. III. S. 109.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/65>, abgerufen am 19.07.2024.
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