Ach! gnädige Fräulein, kan es Jhnen wol schwer fallen, zu wissen, was das für ein Mit- tel ist? - - Sie werden einem Gemal das Recht nicht streitig machen, was sie ihnen nicht zustehen.
Warum sagte er: einem Gemal, an statt zu sagen: ihm? Doch sahe er so aus, als wenn er aufgemuntert zu werden wünschte, mehr zu sagen.
So wollten sie, Herr Lovelace, daß ich einen Advocaten annehmen sollte? wollten sie das? ungeachtet ich mich, den Rechtshandel mit meinem Vatter betreffend, genug erkläret habe?
Nein das wollte ich nicht, allerliebstes Kind, (er ergrif meine Hand, und drückte sie an sei- ne Lippen) außer wenn sie mich zum Advoca- ten annehmen wollten.
Hätte er das: mich gleich Anfangs gesagt, so hätte ich nicht nöthig gehabt, mich zu ver- stellen, und einen Advocaten zu nennen.
Jch erröthete. Der Mensch verfolgte diesen Vorwurf unsrer Unterredung nicht so hitzig, daß es nicht leichter oder natürlicher gewesen wäre, ihn zu verlassen, als sich weiter dabei aufzuhalten.
Wollte der Himmel, er hätte es gethan, oh- ne mich zu beleidigen! - - Aber ich wußte ihn so in Furcht zu setzen. - - (so in Furcht zu setzen, Sie sagen doch, daß ich das kann, mein Kind!) Und so ließ der in Furcht gesetzte,
der
Ach! gnaͤdige Fraͤulein, kan es Jhnen wol ſchwer fallen, zu wiſſen, was das fuͤr ein Mit- tel iſt? ‒ ‒ Sie werden einem Gemal das Recht nicht ſtreitig machen, was ſie ihnen nicht zuſtehen.
Warum ſagte er: einem Gemal, an ſtatt zu ſagen: ihm? Doch ſahe er ſo aus, als wenn er aufgemuntert zu werden wuͤnſchte, mehr zu ſagen.
So wollten ſie, Herr Lovelace, daß ich einen Advocaten annehmen ſollte? wollten ſie das? ungeachtet ich mich, den Rechtshandel mit meinem Vatter betreffend, genug erklaͤret habe?
Nein das wollte ich nicht, allerliebſtes Kind, (er ergrif meine Hand, und druͤckte ſie an ſei- ne Lippen) außer wenn ſie mich zum Advoca- ten annehmen wollten.
Haͤtte er das: mich gleich Anfangs geſagt, ſo haͤtte ich nicht noͤthig gehabt, mich zu ver- ſtellen, und einen Advocaten zu nennen.
Jch erroͤthete. Der Menſch verfolgte dieſen Vorwurf unſrer Unterredung nicht ſo hitzig, daß es nicht leichter oder natuͤrlicher geweſen waͤre, ihn zu verlaſſen, als ſich weiter dabei aufzuhalten.
Wollte der Himmel, er haͤtte es gethan, oh- ne mich zu beleidigen! ‒ ‒ Aber ich wußte ihn ſo in Furcht zu ſetzen. ‒ ‒ (ſo in Furcht zu ſetzen, Sie ſagen doch, daß ich das kann, mein Kind!) Und ſo ließ der in Furcht geſetzte,
der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><floatingText><body><pbfacs="#f0050"n="42"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Ach! gnaͤdige Fraͤulein, kan es Jhnen wol<lb/>ſchwer fallen, zu wiſſen, was das fuͤr ein Mit-<lb/>
tel iſt? ‒‒ Sie werden <hirendition="#fr">einem Gemal</hi> das<lb/>
Recht nicht ſtreitig machen, was ſie <hirendition="#fr">ihnen</hi><lb/>
nicht zuſtehen.</p><lb/><p>Warum ſagte er: <hirendition="#fr">einem Gemal,</hi> an ſtatt<lb/>
zu ſagen: <hirendition="#fr">ihm?</hi> Doch ſahe er ſo aus, als wenn<lb/>
er aufgemuntert zu werden wuͤnſchte, mehr zu<lb/>ſagen.</p><lb/><p>So wollten ſie, Herr <hirendition="#fr">Lovelace,</hi> daß ich<lb/>
einen Advocaten annehmen ſollte? wollten ſie<lb/>
das? ungeachtet ich mich, den Rechtshandel mit<lb/>
meinem Vatter betreffend, genug erklaͤret<lb/>
habe?</p><lb/><p>Nein das wollte ich nicht, allerliebſtes Kind,<lb/>
(er ergrif meine Hand, und druͤckte ſie an ſei-<lb/>
ne Lippen) außer wenn ſie <hirendition="#fr">mich</hi> zum Advoca-<lb/>
ten annehmen wollten.</p><lb/><p>Haͤtte er das: <hirendition="#fr">mich</hi> gleich Anfangs geſagt,<lb/>ſo haͤtte ich nicht noͤthig gehabt, mich zu ver-<lb/>ſtellen, und einen Advocaten zu nennen.</p><lb/><p>Jch erroͤthete. Der Menſch verfolgte dieſen<lb/>
Vorwurf unſrer Unterredung nicht ſo hitzig,<lb/>
daß es nicht leichter oder natuͤrlicher geweſen<lb/>
waͤre, ihn zu verlaſſen, als ſich weiter dabei<lb/>
aufzuhalten.</p><lb/><p>Wollte der Himmel, er haͤtte es gethan, oh-<lb/>
ne mich zu beleidigen! ‒‒ Aber ich wußte ihn<lb/>ſo in <hirendition="#fr">Furcht zu ſetzen.</hi>‒‒ (<hirendition="#fr">ſo in Furcht zu<lb/>ſetzen,</hi> Sie ſagen doch, daß ich das kann,<lb/>
mein Kind!) Und ſo ließ der in Furcht geſetzte,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">der</fw><lb/></p></body></floatingText></div></div></body></text></TEI>
[42/0050]
Ach! gnaͤdige Fraͤulein, kan es Jhnen wol
ſchwer fallen, zu wiſſen, was das fuͤr ein Mit-
tel iſt? ‒ ‒ Sie werden einem Gemal das
Recht nicht ſtreitig machen, was ſie ihnen
nicht zuſtehen.
Warum ſagte er: einem Gemal, an ſtatt
zu ſagen: ihm? Doch ſahe er ſo aus, als wenn
er aufgemuntert zu werden wuͤnſchte, mehr zu
ſagen.
So wollten ſie, Herr Lovelace, daß ich
einen Advocaten annehmen ſollte? wollten ſie
das? ungeachtet ich mich, den Rechtshandel mit
meinem Vatter betreffend, genug erklaͤret
habe?
Nein das wollte ich nicht, allerliebſtes Kind,
(er ergrif meine Hand, und druͤckte ſie an ſei-
ne Lippen) außer wenn ſie mich zum Advoca-
ten annehmen wollten.
Haͤtte er das: mich gleich Anfangs geſagt,
ſo haͤtte ich nicht noͤthig gehabt, mich zu ver-
ſtellen, und einen Advocaten zu nennen.
Jch erroͤthete. Der Menſch verfolgte dieſen
Vorwurf unſrer Unterredung nicht ſo hitzig,
daß es nicht leichter oder natuͤrlicher geweſen
waͤre, ihn zu verlaſſen, als ſich weiter dabei
aufzuhalten.
Wollte der Himmel, er haͤtte es gethan, oh-
ne mich zu beleidigen! ‒ ‒ Aber ich wußte ihn
ſo in Furcht zu ſetzen. ‒ ‒ (ſo in Furcht zu
ſetzen, Sie ſagen doch, daß ich das kann,
mein Kind!) Und ſo ließ der in Furcht geſetzte,
der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/50>, abgerufen am 20.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.