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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

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Wünsche, in Ansehung dessen, was sie von der
Entwicklung des Knotens besorgt, auf verschied-
ne Weise ausgedrückt haben.

Die meisten sind von dem schönen Geschlecht
an ihn abgelassen, und gehen dahin, daß sie
gerne einen glücklichen Ausgang, wie man
es nennet, haben wollen. Einige von diesen,
welche, wie sie gestehen, von dem Charackter
unsrer Heldin eingenommen sind, wünschen ei-
frigst, sie glücklich zu sehen. Andre, die mit
ihnen völlig übereinstimmen, behaupten über-
dem, daß die poetische Gerechtigkeit dieses
nothwendig erfordere. Denn, schreibt eine
dieser sinnreichen Correspondentinnen, ohne Zwei-
fel aus einem guten und menschenfreundlichen
Herzen; "Wenn es ausgemacht ist, daß es in
"eines Verfassers Gewalt stehet, seine Geschichte
"endigen zu lassen, wie es ihm beliebet, war-
"um sollte er nicht viel lieber dem Leser ein Ver-
"gnügen, als unangenehme Empfindungen er-
"wecken, den er für die Hauptpersonen so sehr
"eingenommen hat?"

Andre, und zwar einige Herren, erklären
sich gegen das Trauerspiel überhaupt, und ge-
ben, fast mit den Worten des Herrn Lovela-
ce,
den Lustspielen den Vorzug, der in seinem
Geschmack von allem Frauenzimmer in dem
Hause der Sinclair, und von der Sinclair
selbst unterstützet würde. "Jch habe zu viele
"Empfindung, sagt er. (*) Es ist ohnehin

genug
(*) Siehe Th. IV. S. 149



Wuͤnſche, in Anſehung deſſen, was ſie von der
Entwicklung des Knotens beſorgt, auf verſchied-
ne Weiſe ausgedruͤckt haben.

Die meiſten ſind von dem ſchoͤnen Geſchlecht
an ihn abgelaſſen, und gehen dahin, daß ſie
gerne einen gluͤcklichen Ausgang, wie man
es nennet, haben wollen. Einige von dieſen,
welche, wie ſie geſtehen, von dem Charackter
unſrer Heldin eingenommen ſind, wuͤnſchen ei-
frigſt, ſie gluͤcklich zu ſehen. Andre, die mit
ihnen voͤllig uͤbereinſtimmen, behaupten uͤber-
dem, daß die poetiſche Gerechtigkeit dieſes
nothwendig erfordere. Denn, ſchreibt eine
dieſer ſinnreichen Correspondentinnen, ohne Zwei-
fel aus einem guten und menſchenfreundlichen
Herzen; „Wenn es ausgemacht iſt, daß es in
„eines Verfaſſers Gewalt ſtehet, ſeine Geſchichte
„endigen zu laſſen, wie es ihm beliebet, war-
„um ſollte er nicht viel lieber dem Leſer ein Ver-
„gnuͤgen, als unangenehme Empfindungen er-
„wecken, den er fuͤr die Hauptperſonen ſo ſehr
„eingenommen hat?”

Andre, und zwar einige Herren, erklaͤren
ſich gegen das Trauerſpiel uͤberhaupt, und ge-
ben, faſt mit den Worten des Herrn Lovela-
ce,
den Luſtſpielen den Vorzug, der in ſeinem
Geſchmack von allem Frauenzimmer in dem
Hauſe der Sinclair, und von der Sinclair
ſelbſt unterſtuͤtzet wuͤrde. „Jch habe zu viele
„Empfindung, ſagt er. (*) Es iſt ohnehin

genug
(*) Siehe Th. IV. S. 149
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[334/0342] Wuͤnſche, in Anſehung deſſen, was ſie von der Entwicklung des Knotens beſorgt, auf verſchied- ne Weiſe ausgedruͤckt haben. Die meiſten ſind von dem ſchoͤnen Geſchlecht an ihn abgelaſſen, und gehen dahin, daß ſie gerne einen gluͤcklichen Ausgang, wie man es nennet, haben wollen. Einige von dieſen, welche, wie ſie geſtehen, von dem Charackter unſrer Heldin eingenommen ſind, wuͤnſchen ei- frigſt, ſie gluͤcklich zu ſehen. Andre, die mit ihnen voͤllig uͤbereinſtimmen, behaupten uͤber- dem, daß die poetiſche Gerechtigkeit dieſes nothwendig erfordere. Denn, ſchreibt eine dieſer ſinnreichen Correspondentinnen, ohne Zwei- fel aus einem guten und menſchenfreundlichen Herzen; „Wenn es ausgemacht iſt, daß es in „eines Verfaſſers Gewalt ſtehet, ſeine Geſchichte „endigen zu laſſen, wie es ihm beliebet, war- „um ſollte er nicht viel lieber dem Leſer ein Ver- „gnuͤgen, als unangenehme Empfindungen er- „wecken, den er fuͤr die Hauptperſonen ſo ſehr „eingenommen hat?” Andre, und zwar einige Herren, erklaͤren ſich gegen das Trauerſpiel uͤberhaupt, und ge- ben, faſt mit den Worten des Herrn Lovela- ce, den Luſtſpielen den Vorzug, der in ſeinem Geſchmack von allem Frauenzimmer in dem Hauſe der Sinclair, und von der Sinclair ſelbſt unterſtuͤtzet wuͤrde. „Jch habe zu viele „Empfindung, ſagt er. (*) Es iſt ohnehin genug (*) Siehe Th. IV. S. 149

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/342>, abgerufen am 22.11.2024.