Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>


Diener eine Kutsche bereit halten, und er bat
sich aus, daß er nebst seiner vorgegebenen
Schwester sie nach ihrem Hause führen möch-
te, ob es gleich von dem seinigen weit entfer-
net wäre. Als sie dort ankamen, liessen sie sich
bereden, auszusteigen, und eine schlechte Mal-
zeit vorlieb zu nehmen.

Sally nöthigte sie, daß sie so gütig seyn,
und sie bei ihrer Tante Forbes wieder besu-
chen möchten. Sie hofte diese Ehre zu haben,
ehe ihr Bruder nach seinem Landgut reisete.

Sie versprachen es, und nannten zugleich
den Abend.

Man hielt ein köstliches Gastmal bereit. Die
Gäste kamen, nachdem sie inzwischen erfahen,
daß alles wahr sei, was man ihnen von sei-
nem Namen, Familie und Gütern gesagt hat-
te. Sich nach seiner Aufführung zu erkun-
digen, fiel Leuten, die in ihrer eignen Auffüh-
rung so wenig strenge waren, nicht ein.

Music und Tanz ward bei dieser Lustbar-
barkeit nicht vergessen. Diese öfneten ihre Her-
zen, welche die Liebe schon halb geöfnet hatte, und
die Tante Forbes, nebst des Liebhabers Schwe-
ster, suchten sie durch ihr eignes Beispiel of-
fen zu erhalten. Der Held sang, that Ver-
heißungen und Gelübde. Jhre Dankbarkeit
ward gerühret; ihre angenehmen Empsindun-
gen vermehret; ihre Hofnung wuchs; sie fien-
gen an, vertraulich zu werden; alle ihre Be-
gierden standen in Waffen; die kostbaren Wei-

ne


Diener eine Kutſche bereit halten, und er bat
ſich aus, daß er nebſt ſeiner vorgegebenen
Schweſter ſie nach ihrem Hauſe fuͤhren moͤch-
te, ob es gleich von dem ſeinigen weit entfer-
net waͤre. Als ſie dort ankamen, lieſſen ſie ſich
bereden, auszuſteigen, und eine ſchlechte Mal-
zeit vorlieb zu nehmen.

Sally noͤthigte ſie, daß ſie ſo guͤtig ſeyn,
und ſie bei ihrer Tante Forbes wieder beſu-
chen moͤchten. Sie hofte dieſe Ehre zu haben,
ehe ihr Bruder nach ſeinem Landgut reiſete.

Sie verſprachen es, und nannten zugleich
den Abend.

Man hielt ein koͤſtliches Gaſtmal bereit. Die
Gaͤſte kamen, nachdem ſie inzwiſchen erfahen,
daß alles wahr ſei, was man ihnen von ſei-
nem Namen, Familie und Guͤtern geſagt hat-
te. Sich nach ſeiner Auffuͤhrung zu erkun-
digen, fiel Leuten, die in ihrer eignen Auffuͤh-
rung ſo wenig ſtrenge waren, nicht ein.

Muſic und Tanz ward bei dieſer Luſtbar-
barkeit nicht vergeſſen. Dieſe oͤfneten ihre Her-
zen, welche die Liebe ſchon halb geoͤfnet hatte, und
die Tante Forbes, nebſt des Liebhabers Schwe-
ſter, ſuchten ſie durch ihr eignes Beiſpiel of-
fen zu erhalten. Der Held ſang, that Ver-
heißungen und Geluͤbde. Jhre Dankbarkeit
ward geruͤhret; ihre angenehmen Empſindun-
gen vermehret; ihre Hofnung wuchs; ſie fien-
gen an, vertraulich zu werden; alle ihre Be-
gierden ſtanden in Waffen; die koſtbaren Wei-

ne
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0339" n="331"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Diener eine Kut&#x017F;che bereit halten, und er bat<lb/>
&#x017F;ich aus, daß er neb&#x017F;t &#x017F;einer vorgegebenen<lb/>
Schwe&#x017F;ter &#x017F;ie nach ihrem Hau&#x017F;e fu&#x0364;hren mo&#x0364;ch-<lb/>
te, ob es gleich von dem &#x017F;einigen weit entfer-<lb/>
net wa&#x0364;re. Als &#x017F;ie dort ankamen, lie&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich<lb/>
bereden, auszu&#x017F;teigen, und eine &#x017F;chlechte Mal-<lb/>
zeit vorlieb zu nehmen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Sally</hi> no&#x0364;thigte &#x017F;ie, daß &#x017F;ie &#x017F;o gu&#x0364;tig &#x017F;eyn,<lb/>
und &#x017F;ie bei ihrer Tante <hi rendition="#fr">Forbes</hi> wieder be&#x017F;u-<lb/>
chen mo&#x0364;chten. Sie hofte die&#x017F;e Ehre zu haben,<lb/>
ehe ihr Bruder nach &#x017F;einem Landgut rei&#x017F;ete.</p><lb/>
          <p>Sie ver&#x017F;prachen es, und nannten zugleich<lb/>
den Abend.</p><lb/>
          <p>Man hielt ein ko&#x0364;&#x017F;tliches Ga&#x017F;tmal bereit. Die<lb/>
Ga&#x0364;&#x017F;te kamen, nachdem &#x017F;ie inzwi&#x017F;chen erfahen,<lb/>
daß alles wahr &#x017F;ei, was man ihnen von &#x017F;ei-<lb/>
nem Namen, Familie und Gu&#x0364;tern ge&#x017F;agt hat-<lb/>
te. Sich nach &#x017F;einer <hi rendition="#fr">Auffu&#x0364;hrung</hi> zu erkun-<lb/>
digen, fiel Leuten, die in ihrer eignen Auffu&#x0364;h-<lb/>
rung &#x017F;o wenig &#x017F;trenge waren, nicht ein.</p><lb/>
          <p>Mu&#x017F;ic und Tanz ward bei die&#x017F;er Lu&#x017F;tbar-<lb/>
barkeit nicht verge&#x017F;&#x017F;en. Die&#x017F;e o&#x0364;fneten ihre Her-<lb/>
zen, welche die Liebe &#x017F;chon halb geo&#x0364;fnet hatte, und<lb/>
die <hi rendition="#fr">Tante Forbes,</hi> neb&#x017F;t des Liebhabers Schwe-<lb/>
&#x017F;ter, &#x017F;uchten &#x017F;ie durch ihr eignes Bei&#x017F;piel of-<lb/>
fen zu erhalten. Der Held &#x017F;ang, that Ver-<lb/>
heißungen und Gelu&#x0364;bde. Jhre Dankbarkeit<lb/>
ward geru&#x0364;hret; ihre angenehmen Emp&#x017F;ind<choice><sic>n</sic><corr>u</corr></choice>n-<lb/>
gen vermehret; ihre Hofnung wuchs; &#x017F;ie fien-<lb/>
gen an, vertraulich zu werden; alle ihre Be-<lb/>
gierden &#x017F;tanden in Waffen; die ko&#x017F;tbaren Wei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ne</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[331/0339] Diener eine Kutſche bereit halten, und er bat ſich aus, daß er nebſt ſeiner vorgegebenen Schweſter ſie nach ihrem Hauſe fuͤhren moͤch- te, ob es gleich von dem ſeinigen weit entfer- net waͤre. Als ſie dort ankamen, lieſſen ſie ſich bereden, auszuſteigen, und eine ſchlechte Mal- zeit vorlieb zu nehmen. Sally noͤthigte ſie, daß ſie ſo guͤtig ſeyn, und ſie bei ihrer Tante Forbes wieder beſu- chen moͤchten. Sie hofte dieſe Ehre zu haben, ehe ihr Bruder nach ſeinem Landgut reiſete. Sie verſprachen es, und nannten zugleich den Abend. Man hielt ein koͤſtliches Gaſtmal bereit. Die Gaͤſte kamen, nachdem ſie inzwiſchen erfahen, daß alles wahr ſei, was man ihnen von ſei- nem Namen, Familie und Guͤtern geſagt hat- te. Sich nach ſeiner Auffuͤhrung zu erkun- digen, fiel Leuten, die in ihrer eignen Auffuͤh- rung ſo wenig ſtrenge waren, nicht ein. Muſic und Tanz ward bei dieſer Luſtbar- barkeit nicht vergeſſen. Dieſe oͤfneten ihre Her- zen, welche die Liebe ſchon halb geoͤfnet hatte, und die Tante Forbes, nebſt des Liebhabers Schwe- ſter, ſuchten ſie durch ihr eignes Beiſpiel of- fen zu erhalten. Der Held ſang, that Ver- heißungen und Geluͤbde. Jhre Dankbarkeit ward geruͤhret; ihre angenehmen Empſindun- gen vermehret; ihre Hofnung wuchs; ſie fien- gen an, vertraulich zu werden; alle ihre Be- gierden ſtanden in Waffen; die koſtbaren Wei- ne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/339
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/339>, abgerufen am 22.11.2024.