[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.und mich hochachten wird, wie ich (GOtt sei Dank!) von meinem theuren Freunde, dem Herrn Johann Harlowe, hochgehalten werde, wel- cher in der That ein Mann ist, der vor Gelehr- ten eine grosse Achtung bezeuget, und der (wie ich weiß, mit besondern Vergnügen) mit mir die eitirten Stellen durchgehen, und sich über mein Gedächtniß so wol, als über den glückli- chen Ansatz, wundern wird, den ich habe, meinen eignen Gedanken durch die Worte der grössesten und weisesten Männer des Al- terthums den Nachdruck zu geben. Halten Sie mir, werthester Freund, meine Jch habe noch eine Ursache, (die ich Jhnen ver-
und mich hochachten wird, wie ich (GOtt ſei Dank!) von meinem theuren Freunde, dem Herrn Johann Harlowe, hochgehalten werde, wel- cher in der That ein Mann iſt, der vor Gelehr- ten eine groſſe Achtung bezeuget, und der (wie ich weiß, mit beſondern Vergnuͤgen) mit mir die eitirten Stellen durchgehen, und ſich uͤber mein Gedaͤchtniß ſo wol, als uͤber den gluͤckli- chen Anſatz, wundern wird, den ich habe, meinen eignen Gedanken durch die Worte der groͤſſeſten und weiſeſten Maͤnner des Al- terthums den Nachdruck zu geben. Halten Sie mir, wertheſter Freund, meine Jch habe noch eine Urſache, (die ich Jhnen ver-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <floatingText> <body> <p><pb facs="#f0250" n="242"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> und mich hochachten wird, wie ich (GOtt ſei<lb/> Dank!) von meinem theuren Freunde, dem Herrn<lb/><hi rendition="#fr">Johann Harlowe,</hi> hochgehalten werde, wel-<lb/> cher in der That ein Mann iſt, der vor <hi rendition="#fr">Gelehr-<lb/> ten</hi> eine groſſe Achtung bezeuget, und der (wie<lb/> ich weiß, mit <hi rendition="#fr">beſondern</hi> Vergnuͤgen) mit mir<lb/> die <hi rendition="#fr">eitirten Stellen</hi> durchgehen, und ſich uͤber<lb/> mein Gedaͤchtniß ſo wol, als uͤber den <hi rendition="#fr">gluͤckli-<lb/> chen Anſatz,</hi> wundern wird, den ich habe,<lb/> meinen eignen <hi rendition="#fr">Gedanken</hi> durch die Worte der<lb/><hi rendition="#fr">groͤſſeſten</hi> und <hi rendition="#fr">weiſeſten Maͤnner des Al-<lb/> terthums</hi> den Nachdruck zu geben.</p><lb/> <p>Halten Sie mir, wertheſter Freund, meine<lb/><hi rendition="#fr">anſcheinende Eitelkeit</hi> zu gute. Der groſſe<lb/><hi rendition="#fr">Cicero</hi> (Sie muͤſſen es von ihm gewiß gehoͤ-<lb/> ret haben) hatte eine <hi rendition="#fr">viel groͤßere</hi> <hi rendition="#aq">doſin</hi> davon,<lb/> und ſchrieb einen <hi rendition="#fr">langen Brief,</hi> worin er <hi rendition="#fr">bat,</hi><lb/> und <hi rendition="#fr">bettelte,</hi> daß man ihm <hi rendition="#fr">ſchmeicheln</hi> moͤch-<lb/> te. Aber wenn ich <hi rendition="#fr">von mir ſelber weniger</hi><lb/> ſage, als andre Leute (die mich kennen) <hi rendition="#fr">von<lb/> mir</hi> ſagen, ſo glaube ich, das <hi rendition="#fr">rechte</hi> <hi rendition="#aq">Me-<lb/> dium</hi> zwiſchen <hi rendition="#fr">Eitelkeit</hi> und <hi rendition="#fr">falſcher Beſchei-<lb/> denheit</hi> zu treffen, welche letztere ſich oft ſelbſt<lb/> Luͤgen ſtraffet, wenn ſie die <hi rendition="#fr">Complimente ab-<lb/> lehnet,</hi> die ihr jedermann machet, weil er ſie<lb/> ihr <hi rendition="#fr">ſchuldig</hi> zu ſeyn glaubet. Dies iſt ſo wol<lb/> eine Heuchelei, als Thorheit, die ich (wie ich<lb/> hoffe) zu ſehr verachte, als daß ich jemals da-<lb/> rin verfallen ſollte.</p><lb/> <p>Jch habe noch eine Urſache, (die ich Jhnen<lb/> als meinem <hi rendition="#fr">alten Schul-Cameraden</hi> wol<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p> </body> </floatingText> </div> </div> </body> </text> </TEI> [242/0250]
und mich hochachten wird, wie ich (GOtt ſei
Dank!) von meinem theuren Freunde, dem Herrn
Johann Harlowe, hochgehalten werde, wel-
cher in der That ein Mann iſt, der vor Gelehr-
ten eine groſſe Achtung bezeuget, und der (wie
ich weiß, mit beſondern Vergnuͤgen) mit mir
die eitirten Stellen durchgehen, und ſich uͤber
mein Gedaͤchtniß ſo wol, als uͤber den gluͤckli-
chen Anſatz, wundern wird, den ich habe,
meinen eignen Gedanken durch die Worte der
groͤſſeſten und weiſeſten Maͤnner des Al-
terthums den Nachdruck zu geben.
Halten Sie mir, wertheſter Freund, meine
anſcheinende Eitelkeit zu gute. Der groſſe
Cicero (Sie muͤſſen es von ihm gewiß gehoͤ-
ret haben) hatte eine viel groͤßere doſin davon,
und ſchrieb einen langen Brief, worin er bat,
und bettelte, daß man ihm ſchmeicheln moͤch-
te. Aber wenn ich von mir ſelber weniger
ſage, als andre Leute (die mich kennen) von
mir ſagen, ſo glaube ich, das rechte Me-
dium zwiſchen Eitelkeit und falſcher Beſchei-
denheit zu treffen, welche letztere ſich oft ſelbſt
Luͤgen ſtraffet, wenn ſie die Complimente ab-
lehnet, die ihr jedermann machet, weil er ſie
ihr ſchuldig zu ſeyn glaubet. Dies iſt ſo wol
eine Heuchelei, als Thorheit, die ich (wie ich
hoffe) zu ſehr verachte, als daß ich jemals da-
rin verfallen ſollte.
Jch habe noch eine Urſache, (die ich Jhnen
als meinem alten Schul-Cameraden wol
ver-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |