Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite



wir haben in langer Zeit nichts gethan, das
ein wenig Lärmen gemacht hat.

Belton ist freilich noch ein wenig zweifel-
haft, weil die Sachen zwischen ihm, und seiner
Thomasine nicht zum besten stehen; und der
arme Teufel hat noch nicht Muth genug, seine
Wunde recht besichtigen zu lassen.

Tourville hat was neues auf der Spur,
und zuckte die Achseln. Er wollte jetzt nicht
gerne, wenn ich damit zufrieden wäre,
ausser Landes gehen. Denn der Anschlag ist so
beschaffen, daß ich fürchte, wir müssen so lan-
ge auf Reisen gehen, bis sich das Ding todt
geblutet hat.

Mir vor meine Person ist ein Land so gut
als das andre, und ich werde so, denke ich,
bald Lust bekommen, diese elende Jusul zu ver-
lassen; es wäre denn, daß die Gebieterin mei-
nes Schicksals sich entschliesset, mir im Lan-
de
beizuwohnen, und sie mich nicht nöthiget,
sie in auswärtigen Landen zu überraschen.
Reisen, wie du weißt, giebt beiden Geschlech-
tern vortrefliche Gelegenheit, vertraut mit ein-
ander zu werden. Sehr wenige Tage und
Nächte müssen die Sache zwischen mir und mei-
ner unnachahmlichen Schönen entscheiden.

Dolemann, der hierin nur die Stelle ei-
nes Kammer-Raths vertreten kann, wird
uns durch Briefe, von allem, was in unsrer
Abwesenheit vorfällt, Nachricht geben. Denn
seine rechte Hand und rechte Seite ist noch nicht

geläh-



wir haben in langer Zeit nichts gethan, das
ein wenig Laͤrmen gemacht hat.

Belton iſt freilich noch ein wenig zweifel-
haft, weil die Sachen zwiſchen ihm, und ſeiner
Thomaſine nicht zum beſten ſtehen; und der
arme Teufel hat noch nicht Muth genug, ſeine
Wunde recht beſichtigen zu laſſen.

Tourville hat was neues auf der Spur,
und zuckte die Achſeln. Er wollte jetzt nicht
gerne, wenn ich damit zufrieden waͤre,
auſſer Landes gehen. Denn der Anſchlag iſt ſo
beſchaffen, daß ich fuͤrchte, wir muͤſſen ſo lan-
ge auf Reiſen gehen, bis ſich das Ding todt
geblutet hat.

Mir vor meine Perſon iſt ein Land ſo gut
als das andre, und ich werde ſo, denke ich,
bald Luſt bekommen, dieſe elende Juſul zu ver-
laſſen; es waͤre denn, daß die Gebieterin mei-
nes Schickſals ſich entſchlieſſet, mir im Lan-
de
beizuwohnen, und ſie mich nicht noͤthiget,
ſie in auswaͤrtigen Landen zu uͤberraſchen.
Reiſen, wie du weißt, giebt beiden Geſchlech-
tern vortrefliche Gelegenheit, vertraut mit ein-
ander zu werden. Sehr wenige Tage und
Naͤchte muͤſſen die Sache zwiſchen mir und mei-
ner unnachahmlichen Schoͤnen entſcheiden.

Dolemann, der hierin nur die Stelle ei-
nes Kammer-Raths vertreten kann, wird
uns durch Briefe, von allem, was in unſrer
Abweſenheit vorfaͤllt, Nachricht geben. Denn
ſeine rechte Hand und rechte Seite iſt noch nicht

gelaͤh-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0176" n="168"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
wir haben in langer Zeit nichts gethan, das<lb/>
ein wenig La&#x0364;rmen gemacht hat.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Belton</hi> i&#x017F;t freilich noch ein wenig zweifel-<lb/>
haft, weil die Sachen zwi&#x017F;chen ihm, und &#x017F;einer<lb/><hi rendition="#fr">Thoma&#x017F;ine</hi> nicht zum be&#x017F;ten &#x017F;tehen; und der<lb/>
arme Teufel hat noch nicht Muth genug, &#x017F;eine<lb/>
Wunde recht be&#x017F;ichtigen zu la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Tourville</hi> hat was neues auf der Spur,<lb/>
und zuckte die Ach&#x017F;eln. Er wollte jetzt nicht<lb/>
gerne, <hi rendition="#fr">wenn ich damit zufrieden wa&#x0364;re,</hi><lb/>
au&#x017F;&#x017F;er Landes gehen. Denn der An&#x017F;chlag i&#x017F;t &#x017F;o<lb/>
be&#x017F;chaffen, daß ich fu&#x0364;rchte, wir mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;o lan-<lb/>
ge auf Rei&#x017F;en gehen, bis &#x017F;ich das Ding todt<lb/>
geblutet hat.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Mir</hi> vor meine Per&#x017F;on i&#x017F;t ein Land &#x017F;o gut<lb/>
als das andre, und ich werde &#x017F;o, denke ich,<lb/>
bald Lu&#x017F;t bekommen, die&#x017F;e elende Ju&#x017F;ul zu ver-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en; es wa&#x0364;re denn, daß die Gebieterin mei-<lb/>
nes Schick&#x017F;als &#x017F;ich ent&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;et, mir <hi rendition="#fr">im Lan-<lb/>
de</hi> beizuwohnen, und &#x017F;ie mich nicht no&#x0364;thiget,<lb/>
&#x017F;ie <hi rendition="#fr">in auswa&#x0364;rtigen Landen</hi> zu u&#x0364;berra&#x017F;chen.<lb/><hi rendition="#fr">Rei&#x017F;en,</hi> wie du weißt, giebt beiden Ge&#x017F;chlech-<lb/>
tern vortrefliche Gelegenheit, vertraut mit ein-<lb/>
ander zu werden. Sehr wenige Tage und<lb/>
Na&#x0364;chte mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Sache zwi&#x017F;chen mir und mei-<lb/>
ner unnachahmlichen Scho&#x0364;nen ent&#x017F;cheiden.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Dolemann,</hi> der hierin nur die Stelle ei-<lb/>
nes <hi rendition="#fr">Kammer-Raths</hi> vertreten kann, wird<lb/>
uns durch Briefe, von allem, was in un&#x017F;rer<lb/>
Abwe&#x017F;enheit vorfa&#x0364;llt, Nachricht geben. Denn<lb/>
&#x017F;eine rechte Hand und rechte Seite i&#x017F;t noch nicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gela&#x0364;h-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[168/0176] wir haben in langer Zeit nichts gethan, das ein wenig Laͤrmen gemacht hat. Belton iſt freilich noch ein wenig zweifel- haft, weil die Sachen zwiſchen ihm, und ſeiner Thomaſine nicht zum beſten ſtehen; und der arme Teufel hat noch nicht Muth genug, ſeine Wunde recht beſichtigen zu laſſen. Tourville hat was neues auf der Spur, und zuckte die Achſeln. Er wollte jetzt nicht gerne, wenn ich damit zufrieden waͤre, auſſer Landes gehen. Denn der Anſchlag iſt ſo beſchaffen, daß ich fuͤrchte, wir muͤſſen ſo lan- ge auf Reiſen gehen, bis ſich das Ding todt geblutet hat. Mir vor meine Perſon iſt ein Land ſo gut als das andre, und ich werde ſo, denke ich, bald Luſt bekommen, dieſe elende Juſul zu ver- laſſen; es waͤre denn, daß die Gebieterin mei- nes Schickſals ſich entſchlieſſet, mir im Lan- de beizuwohnen, und ſie mich nicht noͤthiget, ſie in auswaͤrtigen Landen zu uͤberraſchen. Reiſen, wie du weißt, giebt beiden Geſchlech- tern vortrefliche Gelegenheit, vertraut mit ein- ander zu werden. Sehr wenige Tage und Naͤchte muͤſſen die Sache zwiſchen mir und mei- ner unnachahmlichen Schoͤnen entſcheiden. Dolemann, der hierin nur die Stelle ei- nes Kammer-Raths vertreten kann, wird uns durch Briefe, von allem, was in unſrer Abweſenheit vorfaͤllt, Nachricht geben. Denn ſeine rechte Hand und rechte Seite iſt noch nicht gelaͤh-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/176
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/176>, abgerufen am 25.04.2024.