[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.wol lebet, der siehet weit. Freilch weit, denn er siehet in die Ewigkeit, wie man sagen könnte. Hier ist noch eine schöne Sentenz: Wer in unnöthiger Gefahr umkommt, ist des Teufels Märtyrer. Ein anderes Sprüchwort habe ich in Madrid aufgefangen, als ich den Lord Lerington auf seiner Ge- sandschaft nach Spanien begleitete, welches meinen Vetter mehr Barmherzigkeit und Mit- leiden lehren wird, als er schwerlich vermöge seines Naturels zeigen kann. Es heißt so: Wer mit einem andern Mitleiden hat, der hat selbst Gut davon. Von dem, was folget, wird er selbst wol hundertmal die War- heit erfahren haben: Wer da thut, was er will, thut selten, was er soll. Dies ist auch noch anmerkens-werth: Was man in der Jugend eingebrocket hat, muß man im Alter ausessen. Mein verteufeltes Po- dagra! GOtt helfe mir! - - Doch ich will nicht sagen, was ich noch sagen wollte. Jch erinnere mich, daß Sie, die Sie mir so
wol lebet, der ſiehet weit. Freilch weit, denn er ſiehet in die Ewigkeit, wie man ſagen koͤnnte. Hier iſt noch eine ſchoͤne Sentenz: Wer in unnoͤthiger Gefahr umkommt, iſt des Teufels Maͤrtyrer. Ein anderes Spruͤchwort habe ich in Madrid aufgefangen, als ich den Lord Lerington auf ſeiner Ge- ſandſchaft nach Spanien begleitete, welches meinen Vetter mehr Barmherzigkeit und Mit- leiden lehren wird, als er ſchwerlich vermoͤge ſeines Naturels zeigen kann. Es heißt ſo: Wer mit einem andern Mitleiden hat, der hat ſelbſt Gut davon. Von dem, was folget, wird er ſelbſt wol hundertmal die War- heit erfahren haben: Wer da thut, was er will, thut ſelten, was er ſoll. Dies iſt auch noch anmerkens-werth: Was man in der Jugend eingebrocket hat, muß man im Alter auseſſen. Mein verteufeltes Po- dagra! GOtt helfe mir! ‒ ‒ Doch ich will nicht ſagen, was ich noch ſagen wollte. Jch erinnere mich, daß Sie, die Sie mir ſo
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wol lebet, der ſiehet weit. Freilch weit,
denn er ſiehet in die Ewigkeit, wie man ſagen
koͤnnte. Hier iſt noch eine ſchoͤne Sentenz:
Wer in unnoͤthiger Gefahr umkommt,
iſt des Teufels Maͤrtyrer. Ein anderes
Spruͤchwort habe ich in Madrid aufgefangen,
als ich den Lord Lerington auf ſeiner Ge-
ſandſchaft nach Spanien begleitete, welches
meinen Vetter mehr Barmherzigkeit und Mit-
leiden lehren wird, als er ſchwerlich vermoͤge
ſeines Naturels zeigen kann. Es heißt ſo:
Wer mit einem andern Mitleiden hat, der
hat ſelbſt Gut davon. Von dem, was
folget, wird er ſelbſt wol hundertmal die War-
heit erfahren haben: Wer da thut, was er
will, thut ſelten, was er ſoll. Dies iſt
auch noch anmerkens-werth: Was man in
der Jugend eingebrocket hat, muß man
im Alter auseſſen. Mein verteufeltes Po-
dagra! GOtt helfe mir! ‒ ‒ Doch ich will nicht
ſagen, was ich noch ſagen wollte.
Jch erinnere mich, daß Sie, die Sie mir
wegen meiner kraͤftigen und weiſen Spruͤchwoͤr-
ter oft ein Compliment gemacht haben, ſelbſt
einmal etwas ſagten, welches mir eine groſſe
Meinung von Jhnen beibrachte. Leute von
Gaben, ſagten Sie, werden eher durch
kurze Sentenzen uͤberzeuget, als durch
lange Predigten, weil die kurzen Senten-
zen von ſelbſt ans Herz dringen und darin
bleiben, lange Reden aber, wenn ſie noch
ſo
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