Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite



kostbaren Perlen, die an ihrem Halse herunter
rollen. Dann werden die Hände feurig gedrückt;
ihre Augen scheinen zu sagen: Der Himmel see-
gne meinen Lovelace! weil die Freude ihren
Mund verschlossen hält. Jhre Entzückungen
sind zu stark, ihr Ausdruck zu schwach, ihre
dankbare Seele zu zeigen! Alle - - Alle ihre
Bemühungen - - Alle Bemühungen ihres künf-
tigen Lebens sind gewidmet, und geheiliget, (wenn
sie reden kann) ihre ewige Erkenntlichkeit zu be-
kennen und zu zeigen!

Könnte ich meine Göttin dazu bringen, wür-
de das nicht das Erwünschteste von allen Wün-
schen seyn? - - Jst es nicht werth, es zu ver-
suchen? - - Wie ich gesagt habe, ich kann sie
heirathen, wann ich will. Sie kann weder
aus Scham, noch durch Wahl, noch durch
List einem andern eigen werden, als mir. Denn
wird wol jemand, der mich kennet, glauben,
daß das Aergste, was sie fürchtet, noch erst
zu fürchten ist?

Jch habe, das weißt du, die höchste Mei-
nung, die ein Mensch haben kann, von dem
Verdienst und den Vollkommenheiten dieses be-
wundernswürdigen Frauenzimmers, auch von
ihrer Tugend und Ehrlichkeit, ob du gleich, in
einem deiner vorigen Briefe der Meinung bist,
daß sie überwunden werden könnte. Bin
ich denn also nicht genöthiget, weiter zu gehen,
um dich zu widerlegen; und, wie ich schon oft
angeführet habe, um sicher zu seyn, daß sie das

ist,
J 3



koſtbaren Perlen, die an ihrem Halſe herunter
rollen. Dann werden die Haͤnde feurig gedruͤckt;
ihre Augen ſcheinen zu ſagen: Der Himmel ſee-
gne meinen Lovelace! weil die Freude ihren
Mund verſchloſſen haͤlt. Jhre Entzuͤckungen
ſind zu ſtark, ihr Ausdruck zu ſchwach, ihre
dankbare Seele zu zeigen! Alle ‒ ‒ Alle ihre
Bemuͤhungen ‒ ‒ Alle Bemuͤhungen ihres kuͤnf-
tigen Lebens ſind gewidmet, und geheiliget, (wenn
ſie reden kann) ihre ewige Erkenntlichkeit zu be-
kennen und zu zeigen!

Koͤnnte ich meine Goͤttin dazu bringen, wuͤr-
de das nicht das Erwuͤnſchteſte von allen Wuͤn-
ſchen ſeyn? ‒ ‒ Jſt es nicht werth, es zu ver-
ſuchen? ‒ ‒ Wie ich geſagt habe, ich kann ſie
heirathen, wann ich will. Sie kann weder
aus Scham, noch durch Wahl, noch durch
Liſt einem andern eigen werden, als mir. Denn
wird wol jemand, der mich kennet, glauben,
daß das Aergſte, was ſie fuͤrchtet, noch erſt
zu fuͤrchten iſt?

Jch habe, das weißt du, die hoͤchſte Mei-
nung, die ein Menſch haben kann, von dem
Verdienſt und den Vollkommenheiten dieſes be-
wundernswuͤrdigen Frauenzimmers, auch von
ihrer Tugend und Ehrlichkeit, ob du gleich, in
einem deiner vorigen Briefe der Meinung biſt,
daß ſie uͤberwunden werden koͤnnte. Bin
ich denn alſo nicht genoͤthiget, weiter zu gehen,
um dich zu widerlegen; und, wie ich ſchon oft
angefuͤhret habe, um ſicher zu ſeyn, daß ſie das

iſt,
J 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0141" n="133"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
ko&#x017F;tbaren Perlen, die an ihrem Hal&#x017F;e herunter<lb/>
rollen. Dann werden die Ha&#x0364;nde feurig gedru&#x0364;ckt;<lb/>
ihre Augen &#x017F;cheinen zu &#x017F;agen: Der Himmel &#x017F;ee-<lb/>
gne meinen <hi rendition="#fr">Lovelace!</hi> weil die Freude ihren<lb/>
Mund ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;lt. Jhre Entzu&#x0364;ckungen<lb/>
&#x017F;ind zu &#x017F;tark, ihr Ausdruck zu &#x017F;chwach, ihre<lb/>
dankbare Seele zu zeigen! Alle &#x2012; &#x2012; Alle ihre<lb/>
Bemu&#x0364;hungen &#x2012; &#x2012; Alle Bemu&#x0364;hungen ihres ku&#x0364;nf-<lb/>
tigen Lebens &#x017F;ind gewidmet, und geheiliget, (wenn<lb/>
&#x017F;ie reden kann) ihre ewige Erkenntlichkeit zu be-<lb/>
kennen und zu zeigen!</p><lb/>
          <p>Ko&#x0364;nnte ich meine Go&#x0364;ttin dazu bringen, wu&#x0364;r-<lb/>
de das nicht das Erwu&#x0364;n&#x017F;chte&#x017F;te von allen Wu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;chen &#x017F;eyn? &#x2012; &#x2012; J&#x017F;t es nicht werth, es zu ver-<lb/>
&#x017F;uchen? &#x2012; &#x2012; Wie ich ge&#x017F;agt habe, ich kann &#x017F;ie<lb/>
heirathen, wann ich will. Sie kann weder<lb/>
aus Scham, noch durch Wahl, noch durch<lb/>
Li&#x017F;t einem andern eigen werden, als mir. Denn<lb/>
wird wol jemand, der mich kennet, glauben,<lb/>
daß das <hi rendition="#fr">Aerg&#x017F;te,</hi> was &#x017F;ie fu&#x0364;rchtet, <hi rendition="#fr">noch er&#x017F;t</hi><lb/>
zu fu&#x0364;rchten i&#x017F;t?</p><lb/>
          <p>Jch habe, das weißt du, die ho&#x0364;ch&#x017F;te Mei-<lb/>
nung, die ein Men&#x017F;ch haben kann, von dem<lb/>
Verdien&#x017F;t und den Vollkommenheiten die&#x017F;es be-<lb/>
wundernswu&#x0364;rdigen Frauenzimmers, auch von<lb/>
ihrer Tugend und Ehrlichkeit, ob du gleich, in<lb/>
einem deiner vorigen Briefe der Meinung bi&#x017F;t,<lb/><hi rendition="#fr">daß &#x017F;ie u&#x0364;berwunden werden ko&#x0364;nnte.</hi> Bin<lb/>
ich denn al&#x017F;o nicht geno&#x0364;thiget, weiter zu gehen,<lb/>
um dich zu widerlegen; und, wie ich &#x017F;chon oft<lb/>
angefu&#x0364;hret habe, um &#x017F;icher zu &#x017F;eyn, daß &#x017F;ie das<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">J 3</fw><fw place="bottom" type="catch">i&#x017F;t,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0141] koſtbaren Perlen, die an ihrem Halſe herunter rollen. Dann werden die Haͤnde feurig gedruͤckt; ihre Augen ſcheinen zu ſagen: Der Himmel ſee- gne meinen Lovelace! weil die Freude ihren Mund verſchloſſen haͤlt. Jhre Entzuͤckungen ſind zu ſtark, ihr Ausdruck zu ſchwach, ihre dankbare Seele zu zeigen! Alle ‒ ‒ Alle ihre Bemuͤhungen ‒ ‒ Alle Bemuͤhungen ihres kuͤnf- tigen Lebens ſind gewidmet, und geheiliget, (wenn ſie reden kann) ihre ewige Erkenntlichkeit zu be- kennen und zu zeigen! Koͤnnte ich meine Goͤttin dazu bringen, wuͤr- de das nicht das Erwuͤnſchteſte von allen Wuͤn- ſchen ſeyn? ‒ ‒ Jſt es nicht werth, es zu ver- ſuchen? ‒ ‒ Wie ich geſagt habe, ich kann ſie heirathen, wann ich will. Sie kann weder aus Scham, noch durch Wahl, noch durch Liſt einem andern eigen werden, als mir. Denn wird wol jemand, der mich kennet, glauben, daß das Aergſte, was ſie fuͤrchtet, noch erſt zu fuͤrchten iſt? Jch habe, das weißt du, die hoͤchſte Mei- nung, die ein Menſch haben kann, von dem Verdienſt und den Vollkommenheiten dieſes be- wundernswuͤrdigen Frauenzimmers, auch von ihrer Tugend und Ehrlichkeit, ob du gleich, in einem deiner vorigen Briefe der Meinung biſt, daß ſie uͤberwunden werden koͤnnte. Bin ich denn alſo nicht genoͤthiget, weiter zu gehen, um dich zu widerlegen; und, wie ich ſchon oft angefuͤhret habe, um ſicher zu ſeyn, daß ſie das iſt, J 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/141
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/141>, abgerufen am 19.04.2024.