eben der Fertigkeit wieder getadelt werden. Jch werde mir also vor das künftige eine Regel daraus machen, nach dem äusserlichen Anschein nie ein entscheidendes Urtheil zu fällen. Doch das muß ich von diesen Leuten anmerken. Jch würde sie nicht zu meinem vertrauten Umgang wählen, und ihre Art zu denken gefällt mir auch nicht. Wiewol in ihrem Stande werden sie noch mit ziemlichen Ansehen durch die Welt kommen.
Herr Lovelace hat sich so gegen mich be- zeiget, daß ich diesen Tag, soweit er vorbei ist, einen vergnügten Tag nennen kann. Doch wenn ich von seiner Seite am ruhigsten bin; So nimmt der Gedanke, wie ich mit meinen Verwandten stehe, mein Gemüth ein, und dringt mir manche Zähren ab.
Die Leute im Hause gefallen mir noch besser, da sie mit Leuten vom Range bekannt sind, die sie besuchen.
Sonntag Abends.
Noch bin ich mit des Herrn Lovelace Be- tragen ganz wol zufrieden. Wir haben eine ziemlich ernsthafte Unterredung zusammen ge- habt. Er hat würklich richtige und gute Be- griffe. Er bekannte, wie sehr er sich über die- sen Tag freuete, und hofte, mehr dergleichen zu erleben. Doch war er so offenherzig, mich vor ihm selber zu warnen, wenn seine unglück- liche Lebhaftigkeit wieder kommen sollte. - - Doch zweifelte er nicht, daß er durch mein Exempel
und
eben der Fertigkeit wieder getadelt werden. Jch werde mir alſo vor das kuͤnftige eine Regel daraus machen, nach dem aͤuſſerlichen Anſchein nie ein entſcheidendes Urtheil zu faͤllen. Doch das muß ich von dieſen Leuten anmerken. Jch wuͤrde ſie nicht zu meinem vertrauten Umgang waͤhlen, und ihre Art zu denken gefaͤllt mir auch nicht. Wiewol in ihrem Stande werden ſie noch mit ziemlichen Anſehen durch die Welt kommen.
Herr Lovelace hat ſich ſo gegen mich be- zeiget, daß ich dieſen Tag, ſoweit er vorbei iſt, einen vergnuͤgten Tag nennen kann. Doch wenn ich von ſeiner Seite am ruhigſten bin; So nimmt der Gedanke, wie ich mit meinen Verwandten ſtehe, mein Gemuͤth ein, und dringt mir manche Zaͤhren ab.
Die Leute im Hauſe gefallen mir noch beſſer, da ſie mit Leuten vom Range bekannt ſind, die ſie beſuchen.
Sonntag Abends.
Noch bin ich mit des Herrn Lovelace Be- tragen ganz wol zufrieden. Wir haben eine ziemlich ernſthafte Unterredung zuſammen ge- habt. Er hat wuͤrklich richtige und gute Be- griffe. Er bekannte, wie ſehr er ſich uͤber die- ſen Tag freuete, und hofte, mehr dergleichen zu erleben. Doch war er ſo offenherzig, mich vor ihm ſelber zu warnen, wenn ſeine ungluͤck- liche Lebhaftigkeit wieder kommen ſollte. ‒ ‒ Doch zweifelte er nicht, daß er durch mein Exempel
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eben der Fertigkeit wieder getadelt werden. Jch
werde mir alſo vor das kuͤnftige eine Regel
daraus machen, nach dem aͤuſſerlichen Anſchein
nie ein entſcheidendes Urtheil zu faͤllen. Doch
das muß ich von dieſen Leuten anmerken. Jch
wuͤrde ſie nicht zu meinem vertrauten Umgang
waͤhlen, und ihre Art zu denken gefaͤllt mir
auch nicht. Wiewol in ihrem Stande werden
ſie noch mit ziemlichen Anſehen durch die Welt
kommen.
Herr Lovelace hat ſich ſo gegen mich be-
zeiget, daß ich dieſen Tag, ſoweit er vorbei iſt,
einen vergnuͤgten Tag nennen kann. Doch
wenn ich von ſeiner Seite am ruhigſten bin;
So nimmt der Gedanke, wie ich mit meinen
Verwandten ſtehe, mein Gemuͤth ein, und
dringt mir manche Zaͤhren ab.
Die Leute im Hauſe gefallen mir noch beſſer,
da ſie mit Leuten vom Range bekannt ſind, die
ſie beſuchen.
Sonntag Abends.
Noch bin ich mit des Herrn Lovelace Be-
tragen ganz wol zufrieden. Wir haben eine
ziemlich ernſthafte Unterredung zuſammen ge-
habt. Er hat wuͤrklich richtige und gute Be-
griffe. Er bekannte, wie ſehr er ſich uͤber die-
ſen Tag freuete, und hofte, mehr dergleichen
zu erleben. Doch war er ſo offenherzig, mich
vor ihm ſelber zu warnen, wenn ſeine ungluͤck-
liche Lebhaftigkeit wieder kommen ſollte. ‒ ‒ Doch
zweifelte er nicht, daß er durch mein Exempel
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/130>, abgerufen am 16.07.2024.
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