Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



der Witz und die Lebhaftigkeit durch und durch
gehörig vertheilt worden, daß die Charaktere man-
nichfaltig und natürlich, wohl unterschieden, und
gleichförmig fortgeführet und beybehalten sind;
wenn sich in derselben eine Mannichfaltigkeit
von Begebenheiten zeiget, die hinreichend ist, Auf-
merksamkeit zu erwecken, und diese Begebenhei-
ten so angebracht sind, daß der Leser allezeit wa-
chend erhalten wird: so muß die Länge nach Pro-
portion das Vergnügen vermehren, welches eine
jede Person von Geschmack bey einer wohlgetrof-
fenen Abbildung der Natur empfindet. Wo aber
das Gegentheil von allen diesen Eigenschaften dem
Verstande zu einem Anstoße dienet: da wird die
ausschweifende Vorstellung für ekelhaft und ver-
drieslich gehalten werden; wenn sie auch
nicht länger wäre, als ein Zau-
bermärchen.

Ende des ganzen Werks.



der Witz und die Lebhaftigkeit durch und durch
gehoͤrig vertheilt worden, daß die Charaktere man-
nichfaltig und natuͤrlich, wohl unterſchieden, und
gleichfoͤrmig fortgefuͤhret und beybehalten ſind;
wenn ſich in derſelben eine Mannichfaltigkeit
von Begebenheiten zeiget, die hinreichend iſt, Auf-
merkſamkeit zu erwecken, und dieſe Begebenhei-
ten ſo angebracht ſind, daß der Leſer allezeit wa-
chend erhalten wird: ſo muß die Laͤnge nach Pro-
portion das Vergnuͤgen vermehren, welches eine
jede Perſon von Geſchmack bey einer wohlgetrof-
fenen Abbildung der Natur empfindet. Wo aber
das Gegentheil von allen dieſen Eigenſchaften dem
Verſtande zu einem Anſtoße dienet: da wird die
ausſchweifende Vorſtellung fuͤr ekelhaft und ver-
drieslich gehalten werden; wenn ſie auch
nicht laͤnger waͤre, als ein Zau-
bermaͤrchen.

Ende des ganzen Werks.

<TEI>
  <text>
    <back>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0914" n="908"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
der Witz und die Lebhaftigkeit durch und durch<lb/>
geho&#x0364;rig vertheilt worden, daß die Charaktere man-<lb/>
nichfaltig und natu&#x0364;rlich, wohl unter&#x017F;chieden, und<lb/>
gleichfo&#x0364;rmig fortgefu&#x0364;hret und beybehalten &#x017F;ind;<lb/><hi rendition="#fr">wenn</hi> &#x017F;ich in der&#x017F;elben eine Mannichfaltigkeit<lb/>
von Begebenheiten zeiget, die hinreichend i&#x017F;t, Auf-<lb/>
merk&#x017F;amkeit zu erwecken, und die&#x017F;e Begebenhei-<lb/>
ten &#x017F;o angebracht &#x017F;ind, daß der Le&#x017F;er allezeit wa-<lb/>
chend erhalten wird: &#x017F;o muß die La&#x0364;nge nach Pro-<lb/>
portion das Vergnu&#x0364;gen vermehren, welches eine<lb/>
jede Per&#x017F;on von Ge&#x017F;chmack bey einer wohlgetrof-<lb/>
fenen Abbildung der Natur empfindet. Wo aber<lb/>
das Gegentheil von allen die&#x017F;en Eigen&#x017F;chaften dem<lb/>
Ver&#x017F;tande zu einem An&#x017F;toße dienet: da wird die<lb/>
aus&#x017F;chweifende Vor&#x017F;tellung fu&#x0364;r ekelhaft und ver-<lb/><hi rendition="#c">drieslich gehalten werden; wenn &#x017F;ie auch<lb/>
nicht la&#x0364;nger wa&#x0364;re, als ein Zau-<lb/>
berma&#x0364;rchen.</hi></p><lb/>
        <trailer> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Ende des ganzen Werks.</hi> </hi> </trailer><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div><lb/>
    </back>
  </text>
</TEI>
[908/0914] der Witz und die Lebhaftigkeit durch und durch gehoͤrig vertheilt worden, daß die Charaktere man- nichfaltig und natuͤrlich, wohl unterſchieden, und gleichfoͤrmig fortgefuͤhret und beybehalten ſind; wenn ſich in derſelben eine Mannichfaltigkeit von Begebenheiten zeiget, die hinreichend iſt, Auf- merkſamkeit zu erwecken, und dieſe Begebenhei- ten ſo angebracht ſind, daß der Leſer allezeit wa- chend erhalten wird: ſo muß die Laͤnge nach Pro- portion das Vergnuͤgen vermehren, welches eine jede Perſon von Geſchmack bey einer wohlgetrof- fenen Abbildung der Natur empfindet. Wo aber das Gegentheil von allen dieſen Eigenſchaften dem Verſtande zu einem Anſtoße dienet: da wird die ausſchweifende Vorſtellung fuͤr ekelhaft und ver- drieslich gehalten werden; wenn ſie auch nicht laͤnger waͤre, als ein Zau- bermaͤrchen. Ende des ganzen Werks.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/914
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 908. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/914>, abgerufen am 22.11.2024.