würdigen Baronets von alter Familie, feinen Ei- genschaften und großem Vermögen seyn. Die- ser Herr ist eben von seiner Reise zu Hause ge- kommen, und hat einen Ruhm mitgebracht, der den sehr guten Ruhm noch übertrifft, welchen er schon bey seiner Abreise hatte: ein Fall, der sich sehr selten zuträgt, ob gleich die Absicht beym Reisen ist, sich zu verdessern.
Der Obrist Morden, welcher bey so vielen Tugenden und guten Eigenschaften nicht unglück- lich seyn kann, wechselt mit dem Testamentsver- weser von Florenz aus Briefe: indem er nach seiner unglücklichen Sache mit Herrn Lovelacen seinen Vorsatz geändert hat, so bald, als er ge- dachte, nach England zu kommen und seinen Auf- enthalt daselbst zu nehmen. Jn verschiedenen von seinen Briefen erklärt er sich, er habe sich zwar verbunden geachtet, entweder das, was er für eine Ausforderung hielte, als eine Ausfor- derung anzunehmen, oder mit zahmen Gemüthe zu bekennen, daß er alle Ahndung des seiner Ba- se widerfahrnen Unrechts aufgebe, und gewisser- maßen um Verzeihung zu bitten, daß er von dem Herrn. Lovelace hinter seinem Rücken frey gesprochen hätte; es sey ihm auch damals sei- nem eignen Geständnisse nach nicht unangenehm gewesen, daß er auf solche Art, wie wirklich ge- schehen, angefordert worden, den einen oder den andern Weg zu erwählen; dennoch aber wün- sche er itzo, da er mit gelaßnem Gemüthe die Gründe seiner geliebten Base gegen den Zwey-
kampf,
wuͤrdigen Baronets von alter Familie, feinen Ei- genſchaften und großem Vermoͤgen ſeyn. Die- ſer Herr iſt eben von ſeiner Reiſe zu Hauſe ge- kommen, und hat einen Ruhm mitgebracht, der den ſehr guten Ruhm noch uͤbertrifft, welchen er ſchon bey ſeiner Abreiſe hatte: ein Fall, der ſich ſehr ſelten zutraͤgt, ob gleich die Abſicht beym Reiſen iſt, ſich zu verdeſſern.
Der Obriſt Morden, welcher bey ſo vielen Tugenden und guten Eigenſchaften nicht ungluͤck- lich ſeyn kann, wechſelt mit dem Teſtamentsver- weſer von Florenz aus Briefe: indem er nach ſeiner ungluͤcklichen Sache mit Herrn Lovelacen ſeinen Vorſatz geaͤndert hat, ſo bald, als er ge- dachte, nach England zu kommen und ſeinen Auf- enthalt daſelbſt zu nehmen. Jn verſchiedenen von ſeinen Briefen erklaͤrt er ſich, er habe ſich zwar verbunden geachtet, entweder das, was er fuͤr eine Ausforderung hielte, als eine Ausfor- derung anzunehmen, oder mit zahmen Gemuͤthe zu bekennen, daß er alle Ahndung des ſeiner Ba- ſe widerfahrnen Unrechts aufgebe, und gewiſſer- maßen um Verzeihung zu bitten, daß er von dem Herrn. Lovelace hinter ſeinem Ruͤcken frey geſprochen haͤtte; es ſey ihm auch damals ſei- nem eignen Geſtaͤndniſſe nach nicht unangenehm geweſen, daß er auf ſolche Art, wie wirklich ge- ſchehen, angefordert worden, den einen oder den andern Weg zu erwaͤhlen; dennoch aber wuͤn- ſche er itzo, da er mit gelaßnem Gemuͤthe die Gruͤnde ſeiner geliebten Baſe gegen den Zwey-
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[892/0898]
wuͤrdigen Baronets von alter Familie, feinen Ei-
genſchaften und großem Vermoͤgen ſeyn. Die-
ſer Herr iſt eben von ſeiner Reiſe zu Hauſe ge-
kommen, und hat einen Ruhm mitgebracht, der
den ſehr guten Ruhm noch uͤbertrifft, welchen
er ſchon bey ſeiner Abreiſe hatte: ein Fall, der ſich
ſehr ſelten zutraͤgt, ob gleich die Abſicht beym
Reiſen iſt, ſich zu verdeſſern.
Der Obriſt Morden, welcher bey ſo vielen
Tugenden und guten Eigenſchaften nicht ungluͤck-
lich ſeyn kann, wechſelt mit dem Teſtamentsver-
weſer von Florenz aus Briefe: indem er nach
ſeiner ungluͤcklichen Sache mit Herrn Lovelacen
ſeinen Vorſatz geaͤndert hat, ſo bald, als er ge-
dachte, nach England zu kommen und ſeinen Auf-
enthalt daſelbſt zu nehmen. Jn verſchiedenen
von ſeinen Briefen erklaͤrt er ſich, er habe ſich
zwar verbunden geachtet, entweder das, was er
fuͤr eine Ausforderung hielte, als eine Ausfor-
derung anzunehmen, oder mit zahmen Gemuͤthe
zu bekennen, daß er alle Ahndung des ſeiner Ba-
ſe widerfahrnen Unrechts aufgebe, und gewiſſer-
maßen um Verzeihung zu bitten, daß er von
dem Herrn. Lovelace hinter ſeinem Ruͤcken frey
geſprochen haͤtte; es ſey ihm auch damals ſei-
nem eignen Geſtaͤndniſſe nach nicht unangenehm
geweſen, daß er auf ſolche Art, wie wirklich ge-
ſchehen, angefordert worden, den einen oder den
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 892. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/898>, abgerufen am 22.11.2024.
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