bezeugten ihre Hoffnung, wieder zu ihrem Schooß- kinde, und zu ihren eignen vortrefflichen Eltern, deren Sorge und Mühe sie die gute Erziehung zu danken hatte, welcher sie alle ihr Glück schul- dig war, zu gelangen.
Das Capital für die Armen, welches ihrer Fürsorge anvertrauet war, trat sie eine Woche vor ihrem Tode an Fr. Hickmanninn ab, wie es in dem Testament verordnet worden, und übergab ihm zugleich alle Rechnungen und Verzeichnisse von den Ausgaben, welche sie so genau gehalten hatte, daß sich Fr. Hickmanninn erkläret, sie wolle ihrer Weise folgen, und nur wünschet, es eben so gut zu machen.
Die Fräulein Howe war nicht zu bereden, daß sie ihre Trauer für ihre liebe Freundinn ab- legte, bis sechs Monathe völlig verflossen waren: und darauf machte sie Herrn Hickmann zu ei- nem der glücklichsten Männer in der Welt. Bey einem Frauenzimmer von ihrer. Einsicht und von ihrem Verstande konnte es nicht anders seyn: da sie an einen tugendhaften und gutgesinnten Mann verheyrathet war, der sich keine hauptsächlichen Fehler vorzuwerfen, und dadurch seine Freude zu verringern hatte; dessen Bezeigen auch gegen die Fr. Hickmanninn eben so liebreich ist, als es ehrerbietig gegen die Fräulein Howe gewesen war. Sie sind schon mit zweyen artigen Kin- dern gesegnet: einer Tochter, der sie einhellig den Namen ihrer geliebten Freundinn gegeben haben;
und
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bezeugten ihre Hoffnung, wieder zu ihrem Schooß- kinde, und zu ihren eignen vortrefflichen Eltern, deren Sorge und Muͤhe ſie die gute Erziehung zu danken hatte, welcher ſie alle ihr Gluͤck ſchul- dig war, zu gelangen.
Das Capital fuͤr die Armen, welches ihrer Fuͤrſorge anvertrauet war, trat ſie eine Woche vor ihrem Tode an Fr. Hickmanninn ab, wie es in dem Teſtament verordnet worden, und uͤbergab ihm zugleich alle Rechnungen und Verzeichniſſe von den Ausgaben, welche ſie ſo genau gehalten hatte, daß ſich Fr. Hickmanninn erklaͤret, ſie wolle ihrer Weiſe folgen, und nur wuͤnſchet, es eben ſo gut zu machen.
Die Fraͤulein Howe war nicht zu bereden, daß ſie ihre Trauer fuͤr ihre liebe Freundinn ab- legte, bis ſechs Monathe voͤllig verfloſſen waren: und darauf machte ſie Herrn Hickmann zu ei- nem der gluͤcklichſten Maͤnner in der Welt. Bey einem Frauenzimmer von ihrer. Einſicht und von ihrem Verſtande konnte es nicht anders ſeyn: da ſie an einen tugendhaften und gutgeſinnten Mann verheyrathet war, der ſich keine hauptſaͤchlichen Fehler vorzuwerfen, und dadurch ſeine Freude zu verringern hatte; deſſen Bezeigen auch gegen die Fr. Hickmanninn eben ſo liebreich iſt, als es ehrerbietig gegen die Fraͤulein Howe geweſen war. Sie ſind ſchon mit zweyen artigen Kin- dern geſegnet: einer Tochter, der ſie einhellig den Namen ihrer geliebten Freundinn gegeben haben;
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bezeugten ihre Hoffnung, wieder zu ihrem Schooß-
kinde, und zu ihren eignen vortrefflichen Eltern,
deren Sorge und Muͤhe ſie die gute Erziehung
zu danken hatte, welcher ſie alle ihr Gluͤck ſchul-
dig war, zu gelangen.
Das Capital fuͤr die Armen, welches ihrer
Fuͤrſorge anvertrauet war, trat ſie eine Woche
vor ihrem Tode an Fr. Hickmanninn ab, wie es
in dem Teſtament verordnet worden, und uͤbergab
ihm zugleich alle Rechnungen und Verzeichniſſe
von den Ausgaben, welche ſie ſo genau gehalten
hatte, daß ſich Fr. Hickmanninn erklaͤret, ſie wolle
ihrer Weiſe folgen, und nur wuͤnſchet, es eben ſo
gut zu machen.
Die Fraͤulein Howe war nicht zu bereden,
daß ſie ihre Trauer fuͤr ihre liebe Freundinn ab-
legte, bis ſechs Monathe voͤllig verfloſſen waren:
und darauf machte ſie Herrn Hickmann zu ei-
nem der gluͤcklichſten Maͤnner in der Welt. Bey
einem Frauenzimmer von ihrer. Einſicht und von
ihrem Verſtande konnte es nicht anders ſeyn: da
ſie an einen tugendhaften und gutgeſinnten Mann
verheyrathet war, der ſich keine hauptſaͤchlichen
Fehler vorzuwerfen, und dadurch ſeine Freude zu
verringern hatte; deſſen Bezeigen auch gegen die
Fr. Hickmanninn eben ſo liebreich iſt, als es
ehrerbietig gegen die Fraͤulein Howe geweſen
war. Sie ſind ſchon mit zweyen artigen Kin-
dern geſegnet: einer Tochter, der ſie einhellig den
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 885. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/891>, abgerufen am 22.11.2024.
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