hinauszusetzen, und junge Frauenzimmer zu einem leichten Raube liederlicher und freyer Leute zu machen.
Glücklichere Aussichten öffnen sich für die übrigen Personen: denn man möchte sich zu weit herablassen, wenn man des frühzeitigen Todes der Dorcas, und des Wilhelms, des gottlosen Die- ners von Herrn Lovelacen, und des schmerzlichen Endes der Elisabeth Barnes und Joseph Lehmanns, die beyde, an einer schmerzlichen und auszährenden Krankheit, unverheyrathet und in weniger Zeit, als einem Jahr, nach dem glückli- chen Tode ihrer vortrefflichen jungen Fräulein starben, gedenken wollte.
Die gottselige Fr. Norton brachte den kur- zen Ueberrest ihres Lebens in ihrer geliebten Pfle- getochter Holländerey, wie man sie zu nennen pflegte, so glücklich zu, als sie wünschte. Als sie wünschte, wiederhohlen wir - - denn sie hatte ein zu starkes Verlangen nach einem andern Leben, daß sie von dem gegenwärtigen sehr eingenommen seyn sollte.
Sie wandte den größten Theil ihrer Zeit an, durch ihren Rath und durch die kluge Verwal- tung des ihrer Aufsicht anvertrauten Capitals Gu- tes zu thun. Nachdem sie von ihrer Jugend an ein exemplarisches Leben geführet, und ihren Sohn glücklich in der Welt versorgt gesehen hatte: so starb sie leicht und ruhig, ohne Schmerzen und Angst, wie ein ermüdeter Wandersmann, der in einen süßen Schlummer fällt. Jhre letzten Worte
bezeug-
hinauszuſetzen, und junge Frauenzimmer zu einem leichten Raube liederlicher und freyer Leute zu machen.
Gluͤcklichere Ausſichten oͤffnen ſich fuͤr die uͤbrigen Perſonen: denn man moͤchte ſich zu weit herablaſſen, wenn man des fruͤhzeitigen Todes der Dorcas, und des Wilhelms, des gottloſen Die- ners von Herrn Lovelacen, und des ſchmerzlichen Endes der Eliſabeth Barnes und Joſeph Lehmanns, die beyde, an einer ſchmerzlichen und auszaͤhrenden Krankheit, unverheyrathet und in weniger Zeit, als einem Jahr, nach dem gluͤckli- chen Tode ihrer vortrefflichen jungen Fraͤulein ſtarben, gedenken wollte.
Die gottſelige Fr. Norton brachte den kur- zen Ueberreſt ihres Lebens in ihrer geliebten Pfle- getochter Hollaͤnderey, wie man ſie zu nennen pflegte, ſo gluͤcklich zu, als ſie wuͤnſchte. Als ſie wuͤnſchte, wiederhohlen wir ‒ ‒ denn ſie hatte ein zu ſtarkes Verlangen nach einem andern Leben, daß ſie von dem gegenwaͤrtigen ſehr eingenommen ſeyn ſollte.
Sie wandte den groͤßten Theil ihrer Zeit an, durch ihren Rath und durch die kluge Verwal- tung des ihrer Aufſicht anvertrauten Capitals Gu- tes zu thun. Nachdem ſie von ihrer Jugend an ein exemplariſches Leben gefuͤhret, und ihren Sohn gluͤcklich in der Welt verſorgt geſehen hatte: ſo ſtarb ſie leicht und ruhig, ohne Schmerzen und Angſt, wie ein ermuͤdeter Wandersmann, der in einen ſuͤßen Schlummer faͤllt. Jhre letzten Worte
bezeug-
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hinauszuſetzen, und junge Frauenzimmer zu einem
leichten Raube liederlicher und freyer Leute zu
machen.
Gluͤcklichere Ausſichten oͤffnen ſich fuͤr die
uͤbrigen Perſonen: denn man moͤchte ſich zu weit
herablaſſen, wenn man des fruͤhzeitigen Todes der
Dorcas, und des Wilhelms, des gottloſen Die-
ners von Herrn Lovelacen, und des ſchmerzlichen
Endes der Eliſabeth Barnes und Joſeph
Lehmanns, die beyde, an einer ſchmerzlichen und
auszaͤhrenden Krankheit, unverheyrathet und in
weniger Zeit, als einem Jahr, nach dem gluͤckli-
chen Tode ihrer vortrefflichen jungen Fraͤulein
ſtarben, gedenken wollte.
Die gottſelige Fr. Norton brachte den kur-
zen Ueberreſt ihres Lebens in ihrer geliebten Pfle-
getochter Hollaͤnderey, wie man ſie zu nennen
pflegte, ſo gluͤcklich zu, als ſie wuͤnſchte. Als ſie
wuͤnſchte, wiederhohlen wir ‒ ‒ denn ſie hatte
ein zu ſtarkes Verlangen nach einem andern Leben,
daß ſie von dem gegenwaͤrtigen ſehr eingenommen
ſeyn ſollte.
Sie wandte den groͤßten Theil ihrer Zeit an,
durch ihren Rath und durch die kluge Verwal-
tung des ihrer Aufſicht anvertrauten Capitals Gu-
tes zu thun. Nachdem ſie von ihrer Jugend an
ein exemplariſches Leben gefuͤhret, und ihren Sohn
gluͤcklich in der Welt verſorgt geſehen hatte: ſo
ſtarb ſie leicht und ruhig, ohne Schmerzen und
Angſt, wie ein ermuͤdeter Wandersmann, der in
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 884. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/890>, abgerufen am 22.11.2024.
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