Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



sein Vergnügen zu suchen hat, länger, als seine
Absicht gewesen, unterhalten haben möchte.

Da ich mich aber in meiner Hoffnung, Sie
hier zu finden, betrogen sehe: so geziemet mir,
Jhnen zu melden, daß ich ein solches Verlangen
trage, in der Meynung eines Mannes von ihrem
Muth und Geiste wohl zu stehen, daß ich keinen
Augenblick bey der Wahl unschlüßig bleiben kann,
welche Herr Lovelace unter meinen Umständen,
wenn er so aufgefordert wäre, gewiß treffen
würde.

Jch gestehe, mein Herr, daß ich bey aller
Gelegenheit von ihrer Begegnung gegen meine
allezeit werthe Base so gesprochen habe, wie sie es
verdiente. Es würde sehr zu bewundern gewe-
sen seyn, wenn ich es nicht gethan hätte. Und es
stehet mir zu; da Sie mir nun eine so edle Ge-
legenheit, mich zu erklären, gegeben haben; Sie
zu überzeugen, daß kein Wort von Jhnen aus
meinem Munde gegangen, bloß weil Sie abwe-
send gewesen sind. Jch eröffne Jhnen daher, daß
ich Nachricht von Jhnen erwarten will, wo Sie
mich zu sehen verlangen werden, und daß ich dar-
auf erscheinen würde, wenn es auch an dem äußer-
sten Ende der Erden wäre.

Jch werde einige Tage an diesem Hofe blei-
ben: und wo es Jhnen beliebt, einen Brief an
mich in Herrn Klienfurts Hause in dieser Stadt
abgeben zu lassen; so werden Jhre Befehle, ich

mag



ſein Vergnuͤgen zu ſuchen hat, laͤnger, als ſeine
Abſicht geweſen, unterhalten haben moͤchte.

Da ich mich aber in meiner Hoffnung, Sie
hier zu finden, betrogen ſehe: ſo geziemet mir,
Jhnen zu melden, daß ich ein ſolches Verlangen
trage, in der Meynung eines Mannes von ihrem
Muth und Geiſte wohl zu ſtehen, daß ich keinen
Augenblick bey der Wahl unſchluͤßig bleiben kann,
welche Herr Lovelace unter meinen Umſtaͤnden,
wenn er ſo aufgefordert waͤre, gewiß treffen
wuͤrde.

Jch geſtehe, mein Herr, daß ich bey aller
Gelegenheit von ihrer Begegnung gegen meine
allezeit werthe Baſe ſo geſprochen habe, wie ſie es
verdiente. Es wuͤrde ſehr zu bewundern gewe-
ſen ſeyn, wenn ich es nicht gethan haͤtte. Und es
ſtehet mir zu; da Sie mir nun eine ſo edle Ge-
legenheit, mich zu erklaͤren, gegeben haben; Sie
zu uͤberzeugen, daß kein Wort von Jhnen aus
meinem Munde gegangen, bloß weil Sie abwe-
ſend geweſen ſind. Jch eroͤffne Jhnen daher, daß
ich Nachricht von Jhnen erwarten will, wo Sie
mich zu ſehen verlangen werden, und daß ich dar-
auf erſcheinen wuͤrde, wenn es auch an dem aͤußer-
ſten Ende der Erden waͤre.

Jch werde einige Tage an dieſem Hofe blei-
ben: und wo es Jhnen beliebt, einen Brief an
mich in Herrn Klienfurts Hauſe in dieſer Stadt
abgeben zu laſſen; ſo werden Jhre Befehle, ich

mag
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0858" n="852"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;ein Vergnu&#x0364;gen zu &#x017F;uchen hat, la&#x0364;nger, als &#x017F;eine<lb/>
Ab&#x017F;icht gewe&#x017F;en, unterhalten haben mo&#x0364;chte.</p><lb/>
            <p>Da ich mich aber in meiner Hoffnung, Sie<lb/>
hier zu finden, betrogen &#x017F;ehe: &#x017F;o geziemet mir,<lb/>
Jhnen zu melden, daß ich ein &#x017F;olches Verlangen<lb/>
trage, in der Meynung eines Mannes von ihrem<lb/>
Muth und Gei&#x017F;te wohl zu &#x017F;tehen, daß ich keinen<lb/>
Augenblick bey der Wahl un&#x017F;chlu&#x0364;ßig bleiben kann,<lb/>
welche Herr Lovelace unter meinen Um&#x017F;ta&#x0364;nden,<lb/>
wenn er &#x017F;o aufgefordert wa&#x0364;re, gewiß treffen<lb/>
wu&#x0364;rde.</p><lb/>
            <p>Jch ge&#x017F;tehe, mein Herr, daß ich bey aller<lb/>
Gelegenheit von ihrer Begegnung gegen meine<lb/>
allezeit werthe Ba&#x017F;e &#x017F;o ge&#x017F;prochen habe, wie &#x017F;ie es<lb/>
verdiente. Es wu&#x0364;rde &#x017F;ehr zu bewundern gewe-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;eyn, wenn ich es nicht gethan ha&#x0364;tte. Und es<lb/>
&#x017F;tehet mir zu; da Sie mir nun eine &#x017F;o edle Ge-<lb/>
legenheit, mich zu erkla&#x0364;ren, gegeben haben; Sie<lb/>
zu u&#x0364;berzeugen, daß kein Wort von Jhnen aus<lb/>
meinem Munde gegangen, bloß weil Sie abwe-<lb/>
&#x017F;end gewe&#x017F;en &#x017F;ind. Jch ero&#x0364;ffne Jhnen daher, daß<lb/>
ich Nachricht von Jhnen erwarten will, wo Sie<lb/>
mich zu &#x017F;ehen verlangen werden, und daß ich dar-<lb/>
auf er&#x017F;cheinen wu&#x0364;rde, wenn es auch an dem a&#x0364;ußer-<lb/>
&#x017F;ten Ende der Erden wa&#x0364;re.</p><lb/>
            <p>Jch werde einige Tage an die&#x017F;em Hofe blei-<lb/>
ben: und wo es Jhnen beliebt, einen Brief an<lb/>
mich in Herrn Klienfurts Hau&#x017F;e in die&#x017F;er Stadt<lb/>
abgeben zu la&#x017F;&#x017F;en; &#x017F;o werden Jhre Befehle, ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mag</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[852/0858] ſein Vergnuͤgen zu ſuchen hat, laͤnger, als ſeine Abſicht geweſen, unterhalten haben moͤchte. Da ich mich aber in meiner Hoffnung, Sie hier zu finden, betrogen ſehe: ſo geziemet mir, Jhnen zu melden, daß ich ein ſolches Verlangen trage, in der Meynung eines Mannes von ihrem Muth und Geiſte wohl zu ſtehen, daß ich keinen Augenblick bey der Wahl unſchluͤßig bleiben kann, welche Herr Lovelace unter meinen Umſtaͤnden, wenn er ſo aufgefordert waͤre, gewiß treffen wuͤrde. Jch geſtehe, mein Herr, daß ich bey aller Gelegenheit von ihrer Begegnung gegen meine allezeit werthe Baſe ſo geſprochen habe, wie ſie es verdiente. Es wuͤrde ſehr zu bewundern gewe- ſen ſeyn, wenn ich es nicht gethan haͤtte. Und es ſtehet mir zu; da Sie mir nun eine ſo edle Ge- legenheit, mich zu erklaͤren, gegeben haben; Sie zu uͤberzeugen, daß kein Wort von Jhnen aus meinem Munde gegangen, bloß weil Sie abwe- ſend geweſen ſind. Jch eroͤffne Jhnen daher, daß ich Nachricht von Jhnen erwarten will, wo Sie mich zu ſehen verlangen werden, und daß ich dar- auf erſcheinen wuͤrde, wenn es auch an dem aͤußer- ſten Ende der Erden waͤre. Jch werde einige Tage an dieſem Hofe blei- ben: und wo es Jhnen beliebt, einen Brief an mich in Herrn Klienfurts Hauſe in dieſer Stadt abgeben zu laſſen; ſo werden Jhre Befehle, ich mag

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/858
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 852. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/858>, abgerufen am 21.11.2024.