Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



die Fräulein Howe zu sehen schicken, oder nicht
schicken mag.

Jch bewundere ihren Geist. Wenn sie eine
Mannsperson wäre: meynen Sie wohl, mein
Herr, daß sie itzo in einer solchen Sache, als die
ist, von der Sie schreiben, Jhren Rath anzuneh-
men haben würde?

Fürchten Sie inzwischen nicht, daß etwas von
dem, was Sie mir mittheilen, mich auf irgend
andere Maaßregeln, als ich sonst genommen hät-
te, bringen werde. Die Bosheit, mein Herr, ist
so beschaffen, daß sie keine Vergrößerung zulässet.

Jedoch versichere ich Sie, daß ich keinen Ent-
schluß gefaßt habe, der mir zu einer Verbindlich-
keit dienen werde.

Jch habe mich freylich bey der Gelegenheit
etwas heftig ausgedrückt. Wer konnte sich des-
sen wohl enthalten? Allein es ist nicht meine
Weise, in wichtigen Dingen eher einen Schluß
zu fassen, bis eine bequeme Gelegenheit mich in
den Stand setzet, meinen Vorsatz ins Werk zu
richten. Wir werden sehen, was für ein Geist
diesen jungen Herrn treiben wird, wann er wie-
der genesen ist. Wo er fortfähret, einer Fami-
lie, die er auf eine so unwiederbringliche Art be-
leidigt hat, Hohn zu sprechen und Trotz zu bieten
- - Wo - - Jedoch Entschließungen, die von
zukünftigen und zufälligen Begebenheiten abhan-
gen, sind am besten künftiger Bestimmung zu
überlassen: wie ich eben erst berühret habe.

Mittler-



die Fraͤulein Howe zu ſehen ſchicken, oder nicht
ſchicken mag.

Jch bewundere ihren Geiſt. Wenn ſie eine
Mannsperſon waͤre: meynen Sie wohl, mein
Herr, daß ſie itzo in einer ſolchen Sache, als die
iſt, von der Sie ſchreiben, Jhren Rath anzuneh-
men haben wuͤrde?

Fuͤrchten Sie inzwiſchen nicht, daß etwas von
dem, was Sie mir mittheilen, mich auf irgend
andere Maaßregeln, als ich ſonſt genommen haͤt-
te, bringen werde. Die Bosheit, mein Herr, iſt
ſo beſchaffen, daß ſie keine Vergroͤßerung zulaͤſſet.

Jedoch verſichere ich Sie, daß ich keinen Ent-
ſchluß gefaßt habe, der mir zu einer Verbindlich-
keit dienen werde.

Jch habe mich freylich bey der Gelegenheit
etwas heftig ausgedruͤckt. Wer konnte ſich deſ-
ſen wohl enthalten? Allein es iſt nicht meine
Weiſe, in wichtigen Dingen eher einen Schluß
zu faſſen, bis eine bequeme Gelegenheit mich in
den Stand ſetzet, meinen Vorſatz ins Werk zu
richten. Wir werden ſehen, was fuͤr ein Geiſt
dieſen jungen Herrn treiben wird, wann er wie-
der geneſen iſt. Wo er fortfaͤhret, einer Fami-
lie, die er auf eine ſo unwiederbringliche Art be-
leidigt hat, Hohn zu ſprechen und Trotz zu bieten
‒ ‒ Wo ‒ ‒ Jedoch Entſchließungen, die von
zukuͤnftigen und zufaͤlligen Begebenheiten abhan-
gen, ſind am beſten kuͤnftiger Beſtimmung zu
uͤberlaſſen: wie ich eben erſt beruͤhret habe.

Mittler-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0744" n="738"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
die Fra&#x0364;ulein Howe zu &#x017F;ehen &#x017F;chicken, oder nicht<lb/>
&#x017F;chicken mag.</p><lb/>
            <p>Jch bewundere ihren Gei&#x017F;t. Wenn &#x017F;ie eine<lb/><hi rendition="#fr">Mannsper&#x017F;on</hi> wa&#x0364;re: meynen Sie wohl, mein<lb/>
Herr, daß <hi rendition="#fr">&#x017F;ie itzo</hi> in einer &#x017F;olchen Sache, als die<lb/>
i&#x017F;t, von der Sie &#x017F;chreiben, Jhren Rath anzuneh-<lb/>
men haben wu&#x0364;rde?</p><lb/>
            <p>Fu&#x0364;rchten Sie inzwi&#x017F;chen nicht, daß etwas von<lb/>
dem, was Sie mir mittheilen, mich auf irgend<lb/>
andere Maaßregeln, als ich &#x017F;on&#x017F;t genommen ha&#x0364;t-<lb/>
te, bringen werde. Die Bosheit, mein Herr, i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;o be&#x017F;chaffen, daß &#x017F;ie keine Vergro&#x0364;ßerung zula&#x0364;&#x017F;&#x017F;et.</p><lb/>
            <p>Jedoch ver&#x017F;ichere ich Sie, daß ich keinen Ent-<lb/>
&#x017F;chluß gefaßt habe, der mir zu einer Verbindlich-<lb/>
keit dienen werde.</p><lb/>
            <p>Jch habe mich freylich bey der Gelegenheit<lb/>
etwas heftig ausgedru&#x0364;ckt. Wer konnte &#x017F;ich de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wohl enthalten? Allein es i&#x017F;t nicht meine<lb/>
Wei&#x017F;e, in wichtigen Dingen eher einen Schluß<lb/>
zu fa&#x017F;&#x017F;en, bis eine bequeme Gelegenheit mich in<lb/>
den Stand &#x017F;etzet, meinen Vor&#x017F;atz ins Werk zu<lb/>
richten. Wir werden &#x017F;ehen, was fu&#x0364;r ein Gei&#x017F;t<lb/>
die&#x017F;en jungen Herrn treiben wird, wann er wie-<lb/>
der gene&#x017F;en i&#x017F;t. Wo er fortfa&#x0364;hret, einer Fami-<lb/>
lie, die er auf eine &#x017F;o unwiederbringliche Art be-<lb/>
leidigt hat, Hohn zu &#x017F;prechen und Trotz zu bieten<lb/>
&#x2012; &#x2012; Wo &#x2012; &#x2012; Jedoch Ent&#x017F;chließungen, die von<lb/>
zuku&#x0364;nftigen und zufa&#x0364;lligen Begebenheiten abhan-<lb/>
gen, &#x017F;ind am be&#x017F;ten ku&#x0364;nftiger Be&#x017F;timmung zu<lb/>
u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en: wie ich eben er&#x017F;t beru&#x0364;hret habe.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Mittler-</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[738/0744] die Fraͤulein Howe zu ſehen ſchicken, oder nicht ſchicken mag. Jch bewundere ihren Geiſt. Wenn ſie eine Mannsperſon waͤre: meynen Sie wohl, mein Herr, daß ſie itzo in einer ſolchen Sache, als die iſt, von der Sie ſchreiben, Jhren Rath anzuneh- men haben wuͤrde? Fuͤrchten Sie inzwiſchen nicht, daß etwas von dem, was Sie mir mittheilen, mich auf irgend andere Maaßregeln, als ich ſonſt genommen haͤt- te, bringen werde. Die Bosheit, mein Herr, iſt ſo beſchaffen, daß ſie keine Vergroͤßerung zulaͤſſet. Jedoch verſichere ich Sie, daß ich keinen Ent- ſchluß gefaßt habe, der mir zu einer Verbindlich- keit dienen werde. Jch habe mich freylich bey der Gelegenheit etwas heftig ausgedruͤckt. Wer konnte ſich deſ- ſen wohl enthalten? Allein es iſt nicht meine Weiſe, in wichtigen Dingen eher einen Schluß zu faſſen, bis eine bequeme Gelegenheit mich in den Stand ſetzet, meinen Vorſatz ins Werk zu richten. Wir werden ſehen, was fuͤr ein Geiſt dieſen jungen Herrn treiben wird, wann er wie- der geneſen iſt. Wo er fortfaͤhret, einer Fami- lie, die er auf eine ſo unwiederbringliche Art be- leidigt hat, Hohn zu ſprechen und Trotz zu bieten ‒ ‒ Wo ‒ ‒ Jedoch Entſchließungen, die von zukuͤnftigen und zufaͤlligen Begebenheiten abhan- gen, ſind am beſten kuͤnftiger Beſtimmung zu uͤberlaſſen: wie ich eben erſt beruͤhret habe. Mittler-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/744
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 738. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/744>, abgerufen am 03.12.2024.