nommen ist; dieß Bildniß von mir, das ge- schildert ward, als ich nicht weit von vierzehn Jahren war, zu welcher Zeit meine werthe Fräulein Howe und ich uns einander zu ken- nen, vorzüglich zu schätzen und so herzlich - - ich kann es nicht ausdrücken, wie herzlich - - zu lieben anfingen, vermache ich dieser meiner Herzensschwester: von deren Freundschaft so wohl im Unglück, da ich alles andern Trostes und aller andern Tröster beraubt war, als im Glück, ich solche Proben gehabt habe, daß un- sere Liebe nur allein in dem Stande der Voll- kommenheit, in welchem ich mich nach diesem mit ihr in alle Ewigkeit zu erfreuen hoffe, über- troffen werden kann.
Jch vermache eben dieser Freundinn auch meinen besten diamantenen Ring, der in der versteck- ten Schublade meines Schreibkastens lieget, nebst andern Juwelen: wie auch alle mein fer- tiges und eingespanntes Stückwerk; das Blu- menstück ausgenommen, welches ich meinem Vetter Morden schon vermacht habe.
Diese Stücke sind alle heruntergenommen, wie ich gehört habe (*): und meine Verwandten wer- den niemals Lust haben, sie wieder aufzustellen. Sollte inzwischen meine liebe Mutter für gut finden, ein oder das andere Stück, das oben gedachte Hauptstück ausgenommen, zurückzu- behalten; wenn sie etwa nicht wüßte, ob sie nicht nach Verlauf einiger Zeit den Anblick des-
selben
(*) Man sehe den III. Theil, S. 402.
nommen iſt; dieß Bildniß von mir, das ge- ſchildert ward, als ich nicht weit von vierzehn Jahren war, zu welcher Zeit meine werthe Fraͤulein Howe und ich uns einander zu ken- nen, vorzuͤglich zu ſchaͤtzen und ſo herzlich ‒ ‒ ich kann es nicht ausdruͤcken, wie herzlich ‒ ‒ zu lieben anfingen, vermache ich dieſer meiner Herzensſchweſter: von deren Freundſchaft ſo wohl im Ungluͤck, da ich alles andern Troſtes und aller andern Troͤſter beraubt war, als im Gluͤck, ich ſolche Proben gehabt habe, daß un- ſere Liebe nur allein in dem Stande der Voll- kommenheit, in welchem ich mich nach dieſem mit ihr in alle Ewigkeit zu erfreuen hoffe, uͤber- troffen werden kann.
Jch vermache eben dieſer Freundinn auch meinen beſten diamantenen Ring, der in der verſteck- ten Schublade meines Schreibkaſtens lieget, nebſt andern Juwelen: wie auch alle mein fer- tiges und eingeſpanntes Stuͤckwerk; das Blu- menſtuͤck ausgenommen, welches ich meinem Vetter Morden ſchon vermacht habe.
Dieſe Stuͤcke ſind alle heruntergenommen, wie ich gehoͤrt habe (*): und meine Verwandten wer- den niemals Luſt haben, ſie wieder aufzuſtellen. Sollte inzwiſchen meine liebe Mutter fuͤr gut finden, ein oder das andere Stuͤck, das oben gedachte Hauptſtuͤck ausgenommen, zuruͤckzu- behalten; wenn ſie etwa nicht wuͤßte, ob ſie nicht nach Verlauf einiger Zeit den Anblick deſ-
ſelben
(*) Man ſehe den III. Theil, S. 402.
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nommen iſt; dieß Bildniß von mir, das ge-
ſchildert ward, als ich nicht weit von vierzehn
Jahren war, zu welcher Zeit meine werthe
Fraͤulein Howe und ich uns einander zu ken-
nen, vorzuͤglich zu ſchaͤtzen und ſo herzlich ‒ ‒
ich kann es nicht ausdruͤcken, wie herzlich ‒ ‒
zu lieben anfingen, vermache ich dieſer meiner
Herzensſchweſter: von deren Freundſchaft ſo
wohl im Ungluͤck, da ich alles andern Troſtes
und aller andern Troͤſter beraubt war, als im
Gluͤck, ich ſolche Proben gehabt habe, daß un-
ſere Liebe nur allein in dem Stande der Voll-
kommenheit, in welchem ich mich nach dieſem
mit ihr in alle Ewigkeit zu erfreuen hoffe, uͤber-
troffen werden kann.
Jch vermache eben dieſer Freundinn auch meinen
beſten diamantenen Ring, der in der verſteck-
ten Schublade meines Schreibkaſtens lieget,
nebſt andern Juwelen: wie auch alle mein fer-
tiges und eingeſpanntes Stuͤckwerk; das Blu-
menſtuͤck ausgenommen, welches ich meinem
Vetter Morden ſchon vermacht habe.
Dieſe Stuͤcke ſind alle heruntergenommen, wie ich
gehoͤrt habe (*): und meine Verwandten wer-
den niemals Luſt haben, ſie wieder aufzuſtellen.
Sollte inzwiſchen meine liebe Mutter fuͤr gut
finden, ein oder das andere Stuͤck, das oben
gedachte Hauptſtuͤck ausgenommen, zuruͤckzu-
behalten; wenn ſie etwa nicht wuͤßte, ob ſie
nicht nach Verlauf einiger Zeit den Anblick deſ-
ſelben
(*) Man ſehe den III. Theil, S. 402.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 637. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/643>, abgerufen am 22.11.2024.
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