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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

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ich in schrecklicher Todesangst fand, woraus er er-
wachte, wie er gemeiniglich thut.

Der Arzt kam alsobald nach mir herein: und
ich hatte an dem Trauerspiel, das unter ihnen vor-
ging, Theil.

Es öffnete sich mit der Frage des Sterbenden,
die er mit betrübter Ernsthaftigkeit an denselben
that, ob nichts, gar nichts, für ihn zu thun wäre.

Der Arzt schüttelte den Kopf, und antworte-
te ihm, daß er sehr daran zweifelte.

Jch kann nicht sterben, versetzte der arme
Mann: ich kann an das Sterben nicht geden-
ken.
Jch wünsche sehnlich, noch ein wenig län-
ger zu leben, wenn ich nur von den schrecklichen
Schmerzen in dem Magen und Kopfe frey wer-
den könnte. Können sie mir nichts geben, das
mich noch eine Woche, nur noch eine Woche, in
leidlicher Ruhe beym Leben erhalte, damit ich wie
ein Mann sterben möge? - - Wo ich sterben
muß!

Aber, Herr Doctor, ich bin noch ein junger
Mann: in der Blüthe meiner Jahre - - Bey
der Jugend können ja die Arzte ihre Kunst mit
Vortheil anwenden. Können sie nichts, gar nichts
für mich thun, Herr Doctor?

Jhre Gesundheit, mein Herr, antwortete sein
Arzt, ist leider lange in schlechtem Zustande ge-
wesen. Jch fürchte, ich fürchte, daß nichts in der
Arzneykunst ihnen helfen könne.

Darauf verging ihm alle Gedult: Was ist
denn ihre Kunst, mein Herr? - - Jch bin ein

ganzes



ich in ſchrecklicher Todesangſt fand, woraus er er-
wachte, wie er gemeiniglich thut.

Der Arzt kam alſobald nach mir herein: und
ich hatte an dem Trauerſpiel, das unter ihnen vor-
ging, Theil.

Es oͤffnete ſich mit der Frage des Sterbenden,
die er mit betruͤbter Ernſthaftigkeit an denſelben
that, ob nichts, gar nichts, fuͤr ihn zu thun waͤre.

Der Arzt ſchuͤttelte den Kopf, und antworte-
te ihm, daß er ſehr daran zweifelte.

Jch kann nicht ſterben, verſetzte der arme
Mann: ich kann an das Sterben nicht geden-
ken.
Jch wuͤnſche ſehnlich, noch ein wenig laͤn-
ger zu leben, wenn ich nur von den ſchrecklichen
Schmerzen in dem Magen und Kopfe frey wer-
den koͤnnte. Koͤnnen ſie mir nichts geben, das
mich noch eine Woche, nur noch eine Woche, in
leidlicher Ruhe beym Leben erhalte, damit ich wie
ein Mann ſterben moͤge? ‒ ‒ Wo ich ſterben
muß!

Aber, Herr Doctor, ich bin noch ein junger
Mann: in der Bluͤthe meiner Jahre ‒ ‒ Bey
der Jugend koͤnnen ja die Arzte ihre Kunſt mit
Vortheil anwenden. Koͤnnen ſie nichts, gar nichts
fuͤr mich thun, Herr Doctor?

Jhre Geſundheit, mein Herr, antwortete ſein
Arzt, iſt leider lange in ſchlechtem Zuſtande ge-
weſen. Jch fuͤrchte, ich fuͤrchte, daß nichts in der
Arzneykunſt ihnen helfen koͤnne.

Darauf verging ihm alle Gedult: Was iſt
denn ihre Kunſt, mein Herr? ‒ ‒ Jch bin ein

ganzes
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[56/0062] ich in ſchrecklicher Todesangſt fand, woraus er er- wachte, wie er gemeiniglich thut. Der Arzt kam alſobald nach mir herein: und ich hatte an dem Trauerſpiel, das unter ihnen vor- ging, Theil. Es oͤffnete ſich mit der Frage des Sterbenden, die er mit betruͤbter Ernſthaftigkeit an denſelben that, ob nichts, gar nichts, fuͤr ihn zu thun waͤre. Der Arzt ſchuͤttelte den Kopf, und antworte- te ihm, daß er ſehr daran zweifelte. Jch kann nicht ſterben, verſetzte der arme Mann: ich kann an das Sterben nicht geden- ken. Jch wuͤnſche ſehnlich, noch ein wenig laͤn- ger zu leben, wenn ich nur von den ſchrecklichen Schmerzen in dem Magen und Kopfe frey wer- den koͤnnte. Koͤnnen ſie mir nichts geben, das mich noch eine Woche, nur noch eine Woche, in leidlicher Ruhe beym Leben erhalte, damit ich wie ein Mann ſterben moͤge? ‒ ‒ Wo ich ſterben muß! Aber, Herr Doctor, ich bin noch ein junger Mann: in der Bluͤthe meiner Jahre ‒ ‒ Bey der Jugend koͤnnen ja die Arzte ihre Kunſt mit Vortheil anwenden. Koͤnnen ſie nichts, gar nichts fuͤr mich thun, Herr Doctor? Jhre Geſundheit, mein Herr, antwortete ſein Arzt, iſt leider lange in ſchlechtem Zuſtande ge- weſen. Jch fuͤrchte, ich fuͤrchte, daß nichts in der Arzneykunſt ihnen helfen koͤnne. Darauf verging ihm alle Gedult: Was iſt denn ihre Kunſt, mein Herr? ‒ ‒ Jch bin ein ganzes

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/62>, abgerufen am 23.11.2024.