Schaubühne, als nach seiner natürlichen Be- schaffenheit, Treue, gemeinen und gesunden Verstand, willigen Gehorsam und stillschweigen- de Ehrerbietung in sich fassen müsse; daß Witz in seinem Posten, ausgenommen gegen seines glei- chen, Uebermuth seyn würde; daß er sich nie- mals herausnehmen sollte, seinen Rath zu geben; daß, wo er sich unterstünde, gegen einen unver- nünftigen Befehl, oder einen solchen, der ihm so vorkäme, einige Einwendungen zu machen, er es mit Demuth und Ehrerbietung thun und eine bequeme Zeit dazu nehmen sollte. Aber die mei- sten Vorstellungen auf der Schaubühne, bey de- nen Bediente als Hauptpersonen aufgeführet werden, oder sehr wichtige oder lange Rollen zu spielen haben; welches ich schon an sich selbst für einen Fehler halte; die meisten dieser Vorstellun- gen, so viel ich gesehen habe, sage ich, geben für die Dienergallerie solche Anweisungen, daß ich mich nicht gewundert, wenn wir so wenige sittsa- me oder gute Diener unter denen haben, welche mit ihren Herren oder Frauen oft bey Schau- spielen sind. Wie kläglich muß sich hernächst an dem Dichter der Mangel der Geschicklichkeit, dessen er sich selbst bewußt gewesen, aller Augen darstellen: an dem Dichter, der sich so weit er- niedrigen kann, daß er, durch das unverständige Geschrey der Gallerie von allerhand Leuten unter einander, ein Klatschen zum Zeichen des Beyfalls erregen, oder einem solchen Klatschen Gewicht verschaffen mag!
Aber
Schaubuͤhne, als nach ſeiner natuͤrlichen Be- ſchaffenheit, Treue, gemeinen und geſunden Verſtand, willigen Gehorſam und ſtillſchweigen- de Ehrerbietung in ſich faſſen muͤſſe; daß Witz in ſeinem Poſten, ausgenommen gegen ſeines glei- chen, Uebermuth ſeyn wuͤrde; daß er ſich nie- mals herausnehmen ſollte, ſeinen Rath zu geben; daß, wo er ſich unterſtuͤnde, gegen einen unver- nuͤnftigen Befehl, oder einen ſolchen, der ihm ſo vorkaͤme, einige Einwendungen zu machen, er es mit Demuth und Ehrerbietung thun und eine bequeme Zeit dazu nehmen ſollte. Aber die mei- ſten Vorſtellungen auf der Schaubuͤhne, bey de- nen Bediente als Hauptperſonen aufgefuͤhret werden, oder ſehr wichtige oder lange Rollen zu ſpielen haben; welches ich ſchon an ſich ſelbſt fuͤr einen Fehler halte; die meiſten dieſer Vorſtellun- gen, ſo viel ich geſehen habe, ſage ich, geben fuͤr die Dienergallerie ſolche Anweiſungen, daß ich mich nicht gewundert, wenn wir ſo wenige ſittſa- me oder gute Diener unter denen haben, welche mit ihren Herren oder Frauen oft bey Schau- ſpielen ſind. Wie klaͤglich muß ſich hernaͤchſt an dem Dichter der Mangel der Geſchicklichkeit, deſſen er ſich ſelbſt bewußt geweſen, aller Augen darſtellen: an dem Dichter, der ſich ſo weit er- niedrigen kann, daß er, durch das unverſtaͤndige Geſchrey der Gallerie von allerhand Leuten unter einander, ein Klatſchen zum Zeichen des Beyfalls erregen, oder einem ſolchen Klatſchen Gewicht verſchaffen mag!
Aber
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Schaubuͤhne, als nach ſeiner natuͤrlichen Be-
ſchaffenheit, Treue, gemeinen und geſunden
Verſtand, willigen Gehorſam und ſtillſchweigen-
de Ehrerbietung in ſich faſſen muͤſſe; daß Witz
in ſeinem Poſten, ausgenommen gegen ſeines glei-
chen, Uebermuth ſeyn wuͤrde; daß er ſich nie-
mals herausnehmen ſollte, ſeinen Rath zu geben;
daß, wo er ſich unterſtuͤnde, gegen einen unver-
nuͤnftigen Befehl, oder einen ſolchen, der ihm ſo
vorkaͤme, einige Einwendungen zu machen, er es
mit Demuth und Ehrerbietung thun und eine
bequeme Zeit dazu nehmen ſollte. Aber die mei-
ſten Vorſtellungen auf der Schaubuͤhne, bey de-
nen Bediente als Hauptperſonen aufgefuͤhret
werden, oder ſehr wichtige oder lange Rollen zu
ſpielen haben; welches ich ſchon an ſich ſelbſt fuͤr
einen Fehler halte; die meiſten dieſer Vorſtellun-
gen, ſo viel ich geſehen habe, ſage ich, geben fuͤr
die Dienergallerie ſolche Anweiſungen, daß ich
mich nicht gewundert, wenn wir ſo wenige ſittſa-
me oder gute Diener unter denen haben, welche
mit ihren Herren oder Frauen oft bey Schau-
ſpielen ſind. Wie klaͤglich muß ſich hernaͤchſt an
dem Dichter der Mangel der Geſchicklichkeit,
deſſen er ſich ſelbſt bewußt geweſen, aller Augen
darſtellen: an dem Dichter, der ſich ſo weit er-
niedrigen kann, daß er, durch das unverſtaͤndige
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/58>, abgerufen am 25.11.2024.
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