du, der du so kaltsinnig sitzen und wie der Engel beym Addison, den Sturm der meine Glückselig- keit mit ihrer Wurzel ausreißet, regieren, ja so gar zu deiner Absicht gebrauchen kannst, ma- che du mir aus meiner Ungedult keinen Vorwurf, sie sey so unvernünftig, als sie wolle. Wenn du wüßtest, daß ich schon in der Gewissenspein, die mein Herz durchwühlet, wenn ich auf meine vori- gen Handlungen mit ihr zurücksehe, die Quaal der Verdammten fühle: so würdest du kein solcher Teufel seyn, als du bist, daß du ein reißendes Ge- wissen noch weiter aufhetzest, welches, ohne deine unbarmherzige Vergrößerung meiner Schuld, be- reits unerträglich ist.
Jch weiß nicht, was ich schreibe, noch, was ich schreiben wollte. Wenn die Gesellschaft, an welcher ich vergnügen zu finden pflegte, mir eben so zuwider ist, als mir meine Gedanken beschwer- lich und schmerzhaft sind, und ich mir weder hel- fen, noch durch andere Vorstellungen Ruhe schaf- fen kann: muß denn nicht ein jeder Bedienter, der um mich ist, an einer so aufrichtigen Verwir- rung Theil haben?
Soll ich dir eine geringe Abbildung von der abscheulichen Unruhe geben, mit welcher mein Ge- müth kämpfet? Geringe muß das Bild gewiß seyn: denn nichts, als wütende Raserey kann mei- ne Unruhe übertreffen; und diese selbst nur nach der Furcht, welche andere vor ihr haben; indem es in Ansehung dessen, der sie leidet, gewiß ist, daß eine wirkliche Verrückung; man nehme sie nur
ohne
du, der du ſo kaltſinnig ſitzen und wie der Engel beym Addiſon, den Sturm der meine Gluͤckſelig- keit mit ihrer Wurzel ausreißet, regieren, ja ſo gar zu deiner Abſicht gebrauchen kannſt, ma- che du mir aus meiner Ungedult keinen Vorwurf, ſie ſey ſo unvernuͤnftig, als ſie wolle. Wenn du wuͤßteſt, daß ich ſchon in der Gewiſſenspein, die mein Herz durchwuͤhlet, wenn ich auf meine vori- gen Handlungen mit ihr zuruͤckſehe, die Quaal der Verdammten fuͤhle: ſo wuͤrdeſt du kein ſolcher Teufel ſeyn, als du biſt, daß du ein reißendes Ge- wiſſen noch weiter aufhetzeſt, welches, ohne deine unbarmherzige Vergroͤßerung meiner Schuld, be- reits unertraͤglich iſt.
Jch weiß nicht, was ich ſchreibe, noch, was ich ſchreiben wollte. Wenn die Geſellſchaft, an welcher ich vergnuͤgen zu finden pflegte, mir eben ſo zuwider iſt, als mir meine Gedanken beſchwer- lich und ſchmerzhaft ſind, und ich mir weder hel- fen, noch durch andere Vorſtellungen Ruhe ſchaf- fen kann: muß denn nicht ein jeder Bedienter, der um mich iſt, an einer ſo aufrichtigen Verwir- rung Theil haben?
Soll ich dir eine geringe Abbildung von der abſcheulichen Unruhe geben, mit welcher mein Ge- muͤth kaͤmpfet? Geringe muß das Bild gewiß ſeyn: denn nichts, als wuͤtende Raſerey kann mei- ne Unruhe uͤbertreffen; und dieſe ſelbſt nur nach der Furcht, welche andere vor ihr haben; indem es in Anſehung deſſen, der ſie leidet, gewiß iſt, daß eine wirkliche Verruͤckung; man nehme ſie nur
ohne
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du, der du ſo kaltſinnig ſitzen und wie der Engel
beym Addiſon, den Sturm der meine Gluͤckſelig-
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gar zu deiner Abſicht gebrauchen kannſt, ma-
che du mir aus meiner Ungedult keinen Vorwurf,
ſie ſey ſo unvernuͤnftig, als ſie wolle. Wenn du
wuͤßteſt, daß ich ſchon in der Gewiſſenspein, die
mein Herz durchwuͤhlet, wenn ich auf meine vori-
gen Handlungen mit ihr zuruͤckſehe, die Quaal der
Verdammten fuͤhle: ſo wuͤrdeſt du kein ſolcher
Teufel ſeyn, als du biſt, daß du ein reißendes Ge-
wiſſen noch weiter aufhetzeſt, welches, ohne deine
unbarmherzige Vergroͤßerung meiner Schuld, be-
reits unertraͤglich iſt.
Jch weiß nicht, was ich ſchreibe, noch, was
ich ſchreiben wollte. Wenn die Geſellſchaft, an
welcher ich vergnuͤgen zu finden pflegte, mir eben
ſo zuwider iſt, als mir meine Gedanken beſchwer-
lich und ſchmerzhaft ſind, und ich mir weder hel-
fen, noch durch andere Vorſtellungen Ruhe ſchaf-
fen kann: muß denn nicht ein jeder Bedienter,
der um mich iſt, an einer ſo aufrichtigen Verwir-
rung Theil haben?
Soll ich dir eine geringe Abbildung von der
abſcheulichen Unruhe geben, mit welcher mein Ge-
muͤth kaͤmpfet? Geringe muß das Bild gewiß
ſeyn: denn nichts, als wuͤtende Raſerey kann mei-
ne Unruhe uͤbertreffen; und dieſe ſelbſt nur nach
der Furcht, welche andere vor ihr haben; indem
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/373>, abgerufen am 18.12.2024.
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