"unglückliche Wirkungen. Denn vorher hätte "sie so viel gewonnen gehabt, daß sie einigen Grund "geleget: nachher hätte sie sich nicht unterstehen "dürfen, und auch keine Lust gehabt, ihren Mund "zu Jhrem Besten aufzuthun. Jhre beständige "Vertraulichkeit mit diesem Herrn Belford ließe "sich gar nicht erklären und eben so wenig ent- "schuldigen.
"Was die gewünschte Aussöhnung schwerer "machte, fuhr sie fort, wäre erstlich dieß, daß Sie "selbst gestünden, Sie wären entehret, und man "gar zu wohl wüßte, daß Sie durch Jhre eigne "Schuld in die Gewalt eines so verruchten Men- "schen gekommen, und daß dem zufolge ihrer al- "ler und Jhre eigne Schande nicht größer seyn "könnte, als sie wäre; Sie aber dem ungeachtet "sich weigerten, den Bösewicht gerichtlich zu ver- "folgen: und hiernächst, daß die Verzeihung und "der Segen, worauf Sie hoffeten, aller Wahr- "scheinlichkeit nach, Jhre Vermählung mit dem "Manne, den sie alle hasseten, und der sie wieder- "um eben so sehr hassete, nach sich ziehen müßte. "Sehr unangenehme Umstände, sprach sie, müßte "ich gestehen, eine Aussöhnung darauf zu "bauen.
"Was sie selbst beträfe: so müßte sie noth- "wendig bekennen, daß, wenn einige Hoffnung zur "Besserung des Herrn Lovelacens wäre, der Brief "von ihm an Sie, den ihr Herr Vetter Morden "vorgelesen hätte, und die Gerechtigkeit; wie es "ihrer Hoffnung nach wirklich seyn würde; wel-
"che
„ungluͤckliche Wirkungen. Denn vorher haͤtte „ſie ſo viel gewonnen gehabt, daß ſie einigen Grund „geleget: nachher haͤtte ſie ſich nicht unterſtehen „duͤrfen, und auch keine Luſt gehabt, ihren Mund „zu Jhrem Beſten aufzuthun. Jhre beſtaͤndige „Vertraulichkeit mit dieſem Herrn Belford ließe „ſich gar nicht erklaͤren und eben ſo wenig ent- „ſchuldigen.
„Was die gewuͤnſchte Ausſoͤhnung ſchwerer „machte, fuhr ſie fort, waͤre erſtlich dieß, daß Sie „ſelbſt geſtuͤnden, Sie waͤren entehret, und man „gar zu wohl wuͤßte, daß Sie durch Jhre eigne „Schuld in die Gewalt eines ſo verruchten Men- „ſchen gekommen, und daß dem zufolge ihrer al- „ler und Jhre eigne Schande nicht groͤßer ſeyn „koͤnnte, als ſie waͤre; Sie aber dem ungeachtet „ſich weigerten, den Boͤſewicht gerichtlich zu ver- „folgen: und hiernaͤchſt, daß die Verzeihung und „der Segen, worauf Sie hoffeten, aller Wahr- „ſcheinlichkeit nach, Jhre Vermaͤhlung mit dem „Manne, den ſie alle haſſeten, und der ſie wieder- „um eben ſo ſehr haſſete, nach ſich ziehen muͤßte. „Sehr unangenehme Umſtaͤnde, ſprach ſie, muͤßte „ich geſtehen, eine Ausſoͤhnung darauf zu „bauen.
„Was ſie ſelbſt betraͤfe: ſo muͤßte ſie noth- „wendig bekennen, daß, wenn einige Hoffnung zur „Beſſerung des Herrn Lovelacens waͤre, der Brief „von ihm an Sie, den ihr Herr Vetter Morden „vorgeleſen haͤtte, und die Gerechtigkeit; wie es „ihrer Hoffnung nach wirklich ſeyn wuͤrde; wel-
„che
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0348"n="342"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>„ungluͤckliche Wirkungen. Denn vorher haͤtte<lb/>„ſie ſo viel gewonnen gehabt, daß ſie einigen Grund<lb/>„geleget: nachher haͤtte ſie ſich nicht unterſtehen<lb/>„duͤrfen, und auch keine Luſt gehabt, ihren Mund<lb/>„zu Jhrem Beſten aufzuthun. Jhre beſtaͤndige<lb/>„Vertraulichkeit mit dieſem Herrn Belford ließe<lb/>„ſich gar nicht erklaͤren und eben ſo wenig ent-<lb/>„ſchuldigen.</p><lb/><p>„Was die gewuͤnſchte Ausſoͤhnung ſchwerer<lb/>„machte, fuhr ſie fort, waͤre erſtlich dieß, daß Sie<lb/>„ſelbſt geſtuͤnden, Sie waͤren entehret, und man<lb/>„gar zu wohl wuͤßte, daß Sie durch Jhre eigne<lb/>„Schuld in die Gewalt eines ſo verruchten Men-<lb/>„ſchen gekommen, und daß dem zufolge ihrer al-<lb/>„ler und Jhre eigne Schande nicht groͤßer ſeyn<lb/>„koͤnnte, als ſie waͤre; Sie aber dem ungeachtet<lb/>„ſich weigerten, den Boͤſewicht gerichtlich zu ver-<lb/>„folgen: und hiernaͤchſt, daß die Verzeihung und<lb/>„der Segen, worauf Sie hoffeten, aller Wahr-<lb/>„ſcheinlichkeit nach, Jhre Vermaͤhlung mit dem<lb/>„Manne, den ſie alle haſſeten, und der ſie wieder-<lb/>„um eben ſo ſehr haſſete, nach ſich ziehen muͤßte.<lb/>„Sehr unangenehme Umſtaͤnde, ſprach ſie, muͤßte<lb/>„ich geſtehen, eine Ausſoͤhnung darauf zu<lb/>„bauen.</p><lb/><p>„Was ſie ſelbſt betraͤfe: ſo muͤßte ſie noth-<lb/>„wendig bekennen, daß, wenn einige Hoffnung zur<lb/>„Beſſerung des Herrn Lovelacens waͤre, der Brief<lb/>„von ihm an Sie, den ihr Herr Vetter Morden<lb/>„vorgeleſen haͤtte, und die Gerechtigkeit; wie es<lb/>„ihrer Hoffnung nach wirklich ſeyn wuͤrde; wel-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">„che</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[342/0348]
„ungluͤckliche Wirkungen. Denn vorher haͤtte
„ſie ſo viel gewonnen gehabt, daß ſie einigen Grund
„geleget: nachher haͤtte ſie ſich nicht unterſtehen
„duͤrfen, und auch keine Luſt gehabt, ihren Mund
„zu Jhrem Beſten aufzuthun. Jhre beſtaͤndige
„Vertraulichkeit mit dieſem Herrn Belford ließe
„ſich gar nicht erklaͤren und eben ſo wenig ent-
„ſchuldigen.
„Was die gewuͤnſchte Ausſoͤhnung ſchwerer
„machte, fuhr ſie fort, waͤre erſtlich dieß, daß Sie
„ſelbſt geſtuͤnden, Sie waͤren entehret, und man
„gar zu wohl wuͤßte, daß Sie durch Jhre eigne
„Schuld in die Gewalt eines ſo verruchten Men-
„ſchen gekommen, und daß dem zufolge ihrer al-
„ler und Jhre eigne Schande nicht groͤßer ſeyn
„koͤnnte, als ſie waͤre; Sie aber dem ungeachtet
„ſich weigerten, den Boͤſewicht gerichtlich zu ver-
„folgen: und hiernaͤchſt, daß die Verzeihung und
„der Segen, worauf Sie hoffeten, aller Wahr-
„ſcheinlichkeit nach, Jhre Vermaͤhlung mit dem
„Manne, den ſie alle haſſeten, und der ſie wieder-
„um eben ſo ſehr haſſete, nach ſich ziehen muͤßte.
„Sehr unangenehme Umſtaͤnde, ſprach ſie, muͤßte
„ich geſtehen, eine Ausſoͤhnung darauf zu
„bauen.
„Was ſie ſelbſt betraͤfe: ſo muͤßte ſie noth-
„wendig bekennen, daß, wenn einige Hoffnung zur
„Beſſerung des Herrn Lovelacens waͤre, der Brief
„von ihm an Sie, den ihr Herr Vetter Morden
„vorgeleſen haͤtte, und die Gerechtigkeit; wie es
„ihrer Hoffnung nach wirklich ſeyn wuͤrde; wel-
„che
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 342. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/348>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.