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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

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Bediente sollen Befehl bekommen, wohin sie
das, was mir zugehöret, aus ihrem Hause bringen
sollen. Jch will meine liebe Base Clärchen sehen,
so bald als ich nur kann. Und so behüte sie Gott
alle mit einander! Nur dieß eine Wort an ihren
Enkel, wo es ihnen gefällig ist, daß er noch erst
den Unterschied zwischen Herzhaftigkeit und Pol-
tern lernen müsse, und es vielleicht ein Glück für
ihn sey, daß ich sein Vetter bin, ob es mir gleich
leid, daß er mein Vetter ist.

Jch wunderte mich, wie ich Jhren Onkel bey
seiner Rückkunft zu ihnen allen dieß wieder sagen
hörte: in Betrachtung der Folgen, die es haben
können; ob ich gleich hoffe, daß es keine böse Fol-
gen nach sich ziehen werde. - - Jnzwischen ward
es doch als eine Art des herausforderns angese-
hen: und das bestätigten alle Jhrem Bruder zu
Gefallen. Die Fräulein Harlowe vergaß auch
nicht, auf das Vergehen loßzuziehen, welches alle
diese Uebel gebracht hätte.

Jch nahm mir noch einmal die Freyheit, aber
mit Furcht und Zittern, um die Erlaubniß zu bit-
ten, daß ich Jhnen aufwarten dürfte.

Ehe noch sonst jemand antworten konnte, sagte
Jhr Bruder, er vermuthete, daß ich mich als ei-
ne Person ansehen würde, die nur unter ihrer eig-
nen Gewalt stünde. Brauchte ich denn ihre Ein-
willigung, brauchte ich, ihnen gute Worte zu
geben,
damit ich hinauf reisen dürfte. Wenn
er seine Meynung sagen möchte: so schickten wir
uns am besten zusammen - - Jnzwischen wellte

er



Bediente ſollen Befehl bekommen, wohin ſie
das, was mir zugehoͤret, aus ihrem Hauſe bringen
ſollen. Jch will meine liebe Baſe Claͤrchen ſehen,
ſo bald als ich nur kann. Und ſo behuͤte ſie Gott
alle mit einander! Nur dieß eine Wort an ihren
Enkel, wo es ihnen gefaͤllig iſt, daß er noch erſt
den Unterſchied zwiſchen Herzhaftigkeit und Pol-
tern lernen muͤſſe, und es vielleicht ein Gluͤck fuͤr
ihn ſey, daß ich ſein Vetter bin, ob es mir gleich
leid, daß er mein Vetter iſt.

Jch wunderte mich, wie ich Jhren Onkel bey
ſeiner Ruͤckkunft zu ihnen allen dieß wieder ſagen
hoͤrte: in Betrachtung der Folgen, die es haben
koͤnnen; ob ich gleich hoffe, daß es keine boͤſe Fol-
gen nach ſich ziehen werde. ‒ ‒ Jnzwiſchen ward
es doch als eine Art des herausforderns angeſe-
hen: und das beſtaͤtigten alle Jhrem Bruder zu
Gefallen. Die Fraͤulein Harlowe vergaß auch
nicht, auf das Vergehen loßzuziehen, welches alle
dieſe Uebel gebracht haͤtte.

Jch nahm mir noch einmal die Freyheit, aber
mit Furcht und Zittern, um die Erlaubniß zu bit-
ten, daß ich Jhnen aufwarten duͤrfte.

Ehe noch ſonſt jemand antworten konnte, ſagte
Jhr Bruder, er vermuthete, daß ich mich als ei-
ne Perſon anſehen wuͤrde, die nur unter ihrer eig-
nen Gewalt ſtuͤnde. Brauchte ich denn ihre Ein-
willigung, brauchte ich, ihnen gute Worte zu
geben,
damit ich hinauf reiſen duͤrfte. Wenn
er ſeine Meynung ſagen moͤchte: ſo ſchickten wir
uns am beſten zuſammen ‒ ‒ Jnzwiſchen wellte

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[338/0344] Bediente ſollen Befehl bekommen, wohin ſie das, was mir zugehoͤret, aus ihrem Hauſe bringen ſollen. Jch will meine liebe Baſe Claͤrchen ſehen, ſo bald als ich nur kann. Und ſo behuͤte ſie Gott alle mit einander! Nur dieß eine Wort an ihren Enkel, wo es ihnen gefaͤllig iſt, daß er noch erſt den Unterſchied zwiſchen Herzhaftigkeit und Pol- tern lernen muͤſſe, und es vielleicht ein Gluͤck fuͤr ihn ſey, daß ich ſein Vetter bin, ob es mir gleich leid, daß er mein Vetter iſt. Jch wunderte mich, wie ich Jhren Onkel bey ſeiner Ruͤckkunft zu ihnen allen dieß wieder ſagen hoͤrte: in Betrachtung der Folgen, die es haben koͤnnen; ob ich gleich hoffe, daß es keine boͤſe Fol- gen nach ſich ziehen werde. ‒ ‒ Jnzwiſchen ward es doch als eine Art des herausforderns angeſe- hen: und das beſtaͤtigten alle Jhrem Bruder zu Gefallen. Die Fraͤulein Harlowe vergaß auch nicht, auf das Vergehen loßzuziehen, welches alle dieſe Uebel gebracht haͤtte. Jch nahm mir noch einmal die Freyheit, aber mit Furcht und Zittern, um die Erlaubniß zu bit- ten, daß ich Jhnen aufwarten duͤrfte. Ehe noch ſonſt jemand antworten konnte, ſagte Jhr Bruder, er vermuthete, daß ich mich als ei- ne Perſon anſehen wuͤrde, die nur unter ihrer eig- nen Gewalt ſtuͤnde. Brauchte ich denn ihre Ein- willigung, brauchte ich, ihnen gute Worte zu geben, damit ich hinauf reiſen duͤrfte. Wenn er ſeine Meynung ſagen moͤchte: ſo ſchickten wir uns am beſten zuſammen ‒ ‒ Jnzwiſchen wellte er

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/344>, abgerufen am 12.05.2024.