auf jene Seite, und in seinem Gesichte mahlten sich Schrecken und Grauen deutlich ab - - Habt ihr ihn nicht gesehen?
Wen sollte ich sehen! Was sollte ich sehen, mein lieber Belton.
O lege mich wieder auf das Bette, rief er! - - Laß mich nicht auf dem Fußboden sterben! Lege mich sanfte nieder, und bleibe bey mir! Verlaß mich nicht: Alles, alles wird bald vorüber seyn.
Jhr lieget ja schon auf dem Bette, mein lie- ber Belton. Jhr seyd nicht auf dem Fußboden gewesen - - Dieß ist ein starkes Rasen. Jhr seyd entkräftet, weil es euch an Stärkung fehlet. Denn er hatte sich zu verschiedenen malen gewei- gert, etwas zu sich zu nehmen. Laßt euch bereden, etwas von diesem herzstärkenden Safte zu neh- men. Jch werde von euch gehen: wo ihr es mir nicht zu Gefallen thun wollet.
Er nahm es hierauf ganz willig: sagte aber, er hätte schwören können, daß Thomas Metcalfe in dem Zimmer gewesen wäre, ihn bey dem Hal- se aus dem Bette gezogen, und ihm das Unrecht vorgehalten hätte, welches er erst seiner Schwe- ster und hernach ihm in dem Zweykampf, dem er das Fieber zu danken gehabt, das ihn sein Leben gekostet, gethan hätte.
Du weißt diese Begebenheit allzu wohl, Lo- velace, daß ich nöthig haben sollte, sie zu wieder- holen. Allein Gott sey uns gnädig, wo in die- sen schrecklichen Stunden, alles Böse, das wir thun, sich unserer erschreckten Einbildungskraft
dar-
auf jene Seite, und in ſeinem Geſichte mahlten ſich Schrecken und Grauen deutlich ab ‒ ‒ Habt ihr ihn nicht geſehen?
Wen ſollte ich ſehen! Was ſollte ich ſehen, mein lieber Belton.
O lege mich wieder auf das Bette, rief er! ‒ ‒ Laß mich nicht auf dem Fußboden ſterben! Lege mich ſanfte nieder, und bleibe bey mir! Verlaß mich nicht: Alles, alles wird bald voruͤber ſeyn.
Jhr lieget ja ſchon auf dem Bette, mein lie- ber Belton. Jhr ſeyd nicht auf dem Fußboden geweſen ‒ ‒ Dieß iſt ein ſtarkes Raſen. Jhr ſeyd entkraͤftet, weil es euch an Staͤrkung fehlet. Denn er hatte ſich zu verſchiedenen malen gewei- gert, etwas zu ſich zu nehmen. Laßt euch bereden, etwas von dieſem herzſtaͤrkenden Safte zu neh- men. Jch werde von euch gehen: wo ihr es mir nicht zu Gefallen thun wollet.
Er nahm es hierauf ganz willig: ſagte aber, er haͤtte ſchwoͤren koͤnnen, daß Thomas Metcalfe in dem Zimmer geweſen waͤre, ihn bey dem Hal- ſe aus dem Bette gezogen, und ihm das Unrecht vorgehalten haͤtte, welches er erſt ſeiner Schwe- ſter und hernach ihm in dem Zweykampf, dem er das Fieber zu danken gehabt, das ihn ſein Leben gekoſtet, gethan haͤtte.
Du weißt dieſe Begebenheit allzu wohl, Lo- velace, daß ich noͤthig haben ſollte, ſie zu wieder- holen. Allein Gott ſey uns gnaͤdig, wo in die- ſen ſchrecklichen Stunden, alles Boͤſe, das wir thun, ſich unſerer erſchreckten Einbildungskraft
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auf jene Seite, und in ſeinem Geſichte mahlten
ſich Schrecken und Grauen deutlich ab ‒ ‒ Habt
ihr ihn nicht geſehen?
Wen ſollte ich ſehen! Was ſollte ich ſehen,
mein lieber Belton.
O lege mich wieder auf das Bette, rief er!
‒ ‒ Laß mich nicht auf dem Fußboden ſterben!
Lege mich ſanfte nieder, und bleibe bey mir! Verlaß
mich nicht: Alles, alles wird bald voruͤber ſeyn.
Jhr lieget ja ſchon auf dem Bette, mein lie-
ber Belton. Jhr ſeyd nicht auf dem Fußboden
geweſen ‒ ‒ Dieß iſt ein ſtarkes Raſen. Jhr
ſeyd entkraͤftet, weil es euch an Staͤrkung fehlet.
Denn er hatte ſich zu verſchiedenen malen gewei-
gert, etwas zu ſich zu nehmen. Laßt euch bereden,
etwas von dieſem herzſtaͤrkenden Safte zu neh-
men. Jch werde von euch gehen: wo ihr es mir
nicht zu Gefallen thun wollet.
Er nahm es hierauf ganz willig: ſagte aber,
er haͤtte ſchwoͤren koͤnnen, daß Thomas Metcalfe
in dem Zimmer geweſen waͤre, ihn bey dem Hal-
ſe aus dem Bette gezogen, und ihm das Unrecht
vorgehalten haͤtte, welches er erſt ſeiner Schwe-
ſter und hernach ihm in dem Zweykampf, dem er
das Fieber zu danken gehabt, das ihn ſein Leben
gekoſtet, gethan haͤtte.
Du weißt dieſe Begebenheit allzu wohl, Lo-
velace, daß ich noͤthig haben ſollte, ſie zu wieder-
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ſen ſchrecklichen Stunden, alles Boͤſe, das wir
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/32>, abgerufen am 23.11.2024.
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