zog hieraus erschreckliche Folgen in Absicht auf sein künftiges Schicksal. Es steckt ein so na- türlicher Abscheu vor dem Tode in der mensch- lichen Natur, versetzte ich hierauf, daß ihr euch nicht einbilden müsset, mein lieber Belton, als wenn die Furcht vor demselben und die Sorgen, welche bey seiner Näherung das Gemüth erfül- len, an euch etwas besonderes wären. Jhr müs- set billig, so viel als möglich ist, diese natürliche Furcht, welche alle Menschen bey einem so wich- tigen Vorfall haben müssen, von der besondern Beysorge unterscheiden und absondern, welche da- her in euch entstehet, weil ihr mit Recht befürch- tet, nicht bereit und geschickt zu seyn. Der Lord Roscommon schreibt in seinem Anblick des To- des, welche Schrift ich, unter einer Sammlung von andern in eurem Closet, verwichene Nacht ein wenig durchgeblättert und zu mir gesteckt ha- be, auf folgende Art - - Jch suchte die Stelle auf - -
Kein Weiser fürchtet sich, bloß weil er sterben muß: Denn dieser Bau von Staub und Erden Muß wiederum zu Staube werden; Dieß ist nach langer Zeit des siechen Lebens Schluß. Allein wohin wir weiter gehn, Das möchten wir am liebsten wissen. Doch weiß es niemand einzusehn. Dieß machet, daß wir zittern müssen. - -
Der
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zog hieraus erſchreckliche Folgen in Abſicht auf ſein kuͤnftiges Schickſal. Es ſteckt ein ſo na- tuͤrlicher Abſcheu vor dem Tode in der menſch- lichen Natur, verſetzte ich hierauf, daß ihr euch nicht einbilden muͤſſet, mein lieber Belton, als wenn die Furcht vor demſelben und die Sorgen, welche bey ſeiner Naͤherung das Gemuͤth erfuͤl- len, an euch etwas beſonderes waͤren. Jhr muͤſ- ſet billig, ſo viel als moͤglich iſt, dieſe natuͤrliche Furcht, welche alle Menſchen bey einem ſo wich- tigen Vorfall haben muͤſſen, von der beſondern Beyſorge unterſcheiden und abſondern, welche da- her in euch entſtehet, weil ihr mit Recht befuͤrch- tet, nicht bereit und geſchickt zu ſeyn. Der Lord Roscommon ſchreibt in ſeinem Anblick des To- des, welche Schrift ich, unter einer Sammlung von andern in eurem Cloſet, verwichene Nacht ein wenig durchgeblaͤttert und zu mir geſteckt ha- be, auf folgende Art ‒ ‒ Jch ſuchte die Stelle auf ‒ ‒
Kein Weiſer fuͤrchtet ſich, bloß weil er ſterben muß: Denn dieſer Bau von Staub und Erden Muß wiederum zu Staube werden; Dieß iſt nach langer Zeit des ſiechen Lebens Schluß. Allein wohin wir weiter gehn, Das moͤchten wir am liebſten wiſſen. Doch weiß es niemand einzuſehn. Dieß machet, daß wir zittern muͤſſen. ‒ ‒
Der
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zog hieraus erſchreckliche Folgen in Abſicht auf
ſein kuͤnftiges Schickſal. Es ſteckt ein ſo na-
tuͤrlicher Abſcheu vor dem Tode in der menſch-
lichen Natur, verſetzte ich hierauf, daß ihr euch
nicht einbilden muͤſſet, mein lieber Belton, als
wenn die Furcht vor demſelben und die Sorgen,
welche bey ſeiner Naͤherung das Gemuͤth erfuͤl-
len, an euch etwas beſonderes waͤren. Jhr muͤſ-
ſet billig, ſo viel als moͤglich iſt, dieſe natuͤrliche
Furcht, welche alle Menſchen bey einem ſo wich-
tigen Vorfall haben muͤſſen, von der beſondern
Beyſorge unterſcheiden und abſondern, welche da-
her in euch entſtehet, weil ihr mit Recht befuͤrch-
tet, nicht bereit und geſchickt zu ſeyn. Der Lord
Roscommon ſchreibt in ſeinem Anblick des To-
des, welche Schrift ich, unter einer Sammlung
von andern in eurem Cloſet, verwichene Nacht
ein wenig durchgeblaͤttert und zu mir geſteckt ha-
be, auf folgende Art ‒ ‒ Jch ſuchte die Stelle
auf ‒ ‒
Kein Weiſer fuͤrchtet ſich, bloß weil er ſterben
muß:
Denn dieſer Bau von Staub und Erden
Muß wiederum zu Staube werden;
Dieß iſt nach langer Zeit des ſiechen Lebens
Schluß.
Allein wohin wir weiter gehn,
Das moͤchten wir am liebſten wiſſen.
Doch weiß es niemand einzuſehn.
Dieß machet, daß wir zittern muͤſſen. ‒ ‒
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/27>, abgerufen am 23.11.2024.
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