nem Vorwande und Deckmantel für gehei- me und verabredete Zusammenkünfte ge- braucht werde. Was für eine traurige Sache ist dieß, daß dasjenige, was zu einer heilsamen Nahrung für die arme Seele abzielte, in ein schädliches Gift verwandelt seyn sollte. Allein wie Herr Daniel von Foe, ein sinnreicher Mann, ob gleich einer von den Widriggesinnten, be- merket; jedoch in der That ist es ein altes Sprich- wort, nur er, denke ich, ist der erste gewesen, der es in Verse gebracht hat;
Hat irgendwo der Herr zum Bethhaus eine Stelle, So ist dort auch gewiß Beelzebubs Kapelle.
Jnzwischen, daß man der Fräulein Gerech- tigkeit widerfahren lasse, kommt doch niemals jemand mit ihr zu Hause: es kann auch in der That niemand mit ihr kommen, weil sie sich in ei- nem Tragsessel oder in einer Sänfte, wie sie es nennen, hin und her bringen läßt. Aber da- gegen ist ein Cavallier von keinem guten Rufe, ein vertrauter Freund des Herrn Lovelacens, der beständig bey ihr und bey den Leuten im Hause Besuche ablegt, und die letztern beschenkt und bewirthet, auch dem zu folge in großem Ruhm bey ihnen stehet.
Jch habe mir deswegen die Mühe genom- men; denn ich mag gern in allem, was mir auf- getragen ist und ich übernehme, genau und sorgfältig verfahren; mich umständlich nach
diesem
nem Vorwande und Deckmantel fuͤr gehei- me und verabredete Zuſammenkuͤnfte ge- braucht werde. Was fuͤr eine traurige Sache iſt dieß, daß dasjenige, was zu einer heilſamen Nahrung fuͤr die arme Seele abzielte, in ein ſchaͤdliches Gift verwandelt ſeyn ſollte. Allein wie Herr Daniel von Foe, ein ſinnreicher Mann, ob gleich einer von den Widriggeſinnten, be- merket; jedoch in der That iſt es ein altes Sprich- wort, nur er, denke ich, iſt der erſte geweſen, der es in Verſe gebracht hat;
Hat irgendwo der Herr zum Bethhaus eine Stelle, So iſt dort auch gewiß Beelzebubs Kapelle.
Jnzwiſchen, daß man der Fraͤulein Gerech- tigkeit widerfahren laſſe, kommt doch niemals jemand mit ihr zu Hauſe: es kann auch in der That niemand mit ihr kommen, weil ſie ſich in ei- nem Tragſeſſel oder in einer Saͤnfte, wie ſie es nennen, hin und her bringen laͤßt. Aber da- gegen iſt ein Cavallier von keinem guten Rufe, ein vertrauter Freund des Herrn Lovelacens, der beſtaͤndig bey ihr und bey den Leuten im Hauſe Beſuche ablegt, und die letztern beſchenkt und bewirthet, auch dem zu folge in großem Ruhm bey ihnen ſtehet.
Jch habe mir deswegen die Muͤhe genom- men; denn ich mag gern in allem, was mir auf- getragen iſt und ich uͤbernehme, genau und ſorgfaͤltig verfahren; mich umſtaͤndlich nach
dieſem
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nem Vorwande und Deckmantel fuͤr gehei-
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braucht werde. Was fuͤr eine traurige Sache
iſt dieß, daß dasjenige, was zu einer heilſamen
Nahrung fuͤr die arme Seele abzielte, in ein
ſchaͤdliches Gift verwandelt ſeyn ſollte. Allein
wie Herr Daniel von Foe, ein ſinnreicher Mann,
ob gleich einer von den Widriggeſinnten, be-
merket; jedoch in der That iſt es ein altes Sprich-
wort, nur er, denke ich, iſt der erſte geweſen, der
es in Verſe gebracht hat;
Hat irgendwo der Herr zum Bethhaus eine
Stelle,
So iſt dort auch gewiß Beelzebubs Kapelle.
Jnzwiſchen, daß man der Fraͤulein Gerech-
tigkeit widerfahren laſſe, kommt doch niemals
jemand mit ihr zu Hauſe: es kann auch in der
That niemand mit ihr kommen, weil ſie ſich in ei-
nem Tragſeſſel oder in einer Saͤnfte, wie ſie
es nennen, hin und her bringen laͤßt. Aber da-
gegen iſt ein Cavallier von keinem guten Rufe,
ein vertrauter Freund des Herrn Lovelacens,
der beſtaͤndig bey ihr und bey den Leuten im
Hauſe Beſuche ablegt, und die letztern beſchenkt
und bewirthet, auch dem zu folge in großem
Ruhm bey ihnen ſtehet.
Jch habe mir deswegen die Muͤhe genom-
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getragen iſt und ich uͤbernehme, genau und
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/238>, abgerufen am 23.11.2024.
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