schaftlich mit einander zu besprechen, und zu über- legen, ob etwas geschehen könne, das alles zu ei- nem glücklichen Ende für die Fräulein bringen möge.
Lovel. Allein stille, mein Lord, lassen sie mich eines sagen, da Mowbray itzo weg ist. Es ist dieses. Jch denke, daß ein Cavallier ein oder zwey Dinge, die der Obrist gesagt hat, nicht ein- stecken müsse.
Lord M. Was, Teufel, kannst du haben wollen? Jch dachte, es wäre alles vorbey gewe- sen. Wahrlich, du hast nichts zu thun, als den Herrn Obristen zu versichern, daß du willig und bereit seyst, die Fräulein Harlowe zu heyrathen, wo sie dich haben will.
Obr. Herr Lovelace wird, wie ich vermuthe, kein Bedenken haben, das zu sagen, ungeachtet alles dessen, was vorgegangen ist. Wo sie aber meynen, Herr Lovelace, daß ich etwas gesagt ha- be, das ich nicht hätte sagen sollen: so ist es ver- muthlich dieß, daß derjenige, welcher so wenig von dem Dinge, das Ehre heißt, gegen ein wehrloses und unbeschütztes Frauenzimmer bewiesen hat, nicht mit so vieler Bedenklichkeit auf den leeren Namen desselben gegen jemand, der ihm deswe- gen Vorwürfe macht, bestehen müsse. Es ist mir leid, Herr Lovelace, daß ich Ursache habe, dieß zu sagen: allein ich würde es, bey eben der Gele- genheit, noch einmal auch einem Könige in aller seiner Herrlichkeit, und unter allen seinen Wa- chen, in die Augen sagen.
Lord
ſchaftlich mit einander zu beſprechen, und zu uͤber- legen, ob etwas geſchehen koͤnne, das alles zu ei- nem gluͤcklichen Ende fuͤr die Fraͤulein bringen moͤge.
Lovel. Allein ſtille, mein Lord, laſſen ſie mich eines ſagen, da Mowbray itzo weg iſt. Es iſt dieſes. Jch denke, daß ein Cavallier ein oder zwey Dinge, die der Obriſt geſagt hat, nicht ein- ſtecken muͤſſe.
Lord M. Was, Teufel, kannſt du haben wollen? Jch dachte, es waͤre alles vorbey gewe- ſen. Wahrlich, du haſt nichts zu thun, als den Herrn Obriſten zu verſichern, daß du willig und bereit ſeyſt, die Fraͤulein Harlowe zu heyrathen, wo ſie dich haben will.
Obr. Herr Lovelace wird, wie ich vermuthe, kein Bedenken haben, das zu ſagen, ungeachtet alles deſſen, was vorgegangen iſt. Wo ſie aber meynen, Herr Lovelace, daß ich etwas geſagt ha- be, das ich nicht haͤtte ſagen ſollen: ſo iſt es ver- muthlich dieß, daß derjenige, welcher ſo wenig von dem Dinge, das Ehre heißt, gegen ein wehrloſes und unbeſchuͤtztes Frauenzimmer bewieſen hat, nicht mit ſo vieler Bedenklichkeit auf den leeren Namen deſſelben gegen jemand, der ihm deswe- gen Vorwuͤrfe macht, beſtehen muͤſſe. Es iſt mir leid, Herr Lovelace, daß ich Urſache habe, dieß zu ſagen: allein ich wuͤrde es, bey eben der Gele- genheit, noch einmal auch einem Koͤnige in aller ſeiner Herrlichkeit, und unter allen ſeinen Wa- chen, in die Augen ſagen.
Lord
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0209"n="203"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>ſchaftlich mit einander zu beſprechen, und zu uͤber-<lb/>
legen, ob etwas geſchehen koͤnne, das alles zu ei-<lb/>
nem gluͤcklichen Ende fuͤr die Fraͤulein bringen<lb/>
moͤge.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Lovel.</hi> Allein ſtille, mein Lord, laſſen ſie<lb/>
mich eines ſagen, da Mowbray itzo weg iſt. Es<lb/>
iſt dieſes. Jch denke, daß ein Cavallier ein oder<lb/>
zwey Dinge, die der Obriſt geſagt hat, nicht ein-<lb/>ſtecken muͤſſe.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Lord M.</hi> Was, Teufel, kannſt du haben<lb/>
wollen? Jch dachte, es waͤre alles vorbey gewe-<lb/>ſen. Wahrlich, du haſt nichts zu thun, als den<lb/>
Herrn Obriſten zu verſichern, daß du willig und<lb/>
bereit ſeyſt, die Fraͤulein Harlowe zu heyrathen,<lb/>
wo ſie dich haben will.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Obr.</hi> Herr Lovelace wird, wie ich vermuthe,<lb/>
kein Bedenken haben, <hirendition="#fr">das</hi> zu ſagen, ungeachtet<lb/>
alles deſſen, was vorgegangen iſt. Wo ſie aber<lb/>
meynen, Herr Lovelace, daß ich etwas geſagt ha-<lb/>
be, das ich <hirendition="#fr">nicht</hi> haͤtte ſagen ſollen: ſo iſt es ver-<lb/>
muthlich dieß, daß derjenige, welcher ſo wenig von<lb/>
dem <hirendition="#fr">Dinge,</hi> das Ehre heißt, gegen ein wehrloſes<lb/>
und unbeſchuͤtztes Frauenzimmer bewieſen hat,<lb/>
nicht mit ſo vieler Bedenklichkeit auf den <hirendition="#fr">leeren<lb/>
Namen</hi> deſſelben gegen jemand, der ihm deswe-<lb/>
gen Vorwuͤrfe macht, beſtehen muͤſſe. Es iſt<lb/>
mir leid, Herr Lovelace, daß ich Urſache habe, dieß<lb/>
zu ſagen: allein ich wuͤrde es, bey eben der Gele-<lb/>
genheit, noch einmal auch einem Koͤnige in aller<lb/>ſeiner Herrlichkeit, und unter allen ſeinen Wa-<lb/>
chen, in die Augen ſagen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Lord</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[203/0209]
ſchaftlich mit einander zu beſprechen, und zu uͤber-
legen, ob etwas geſchehen koͤnne, das alles zu ei-
nem gluͤcklichen Ende fuͤr die Fraͤulein bringen
moͤge.
Lovel. Allein ſtille, mein Lord, laſſen ſie
mich eines ſagen, da Mowbray itzo weg iſt. Es
iſt dieſes. Jch denke, daß ein Cavallier ein oder
zwey Dinge, die der Obriſt geſagt hat, nicht ein-
ſtecken muͤſſe.
Lord M. Was, Teufel, kannſt du haben
wollen? Jch dachte, es waͤre alles vorbey gewe-
ſen. Wahrlich, du haſt nichts zu thun, als den
Herrn Obriſten zu verſichern, daß du willig und
bereit ſeyſt, die Fraͤulein Harlowe zu heyrathen,
wo ſie dich haben will.
Obr. Herr Lovelace wird, wie ich vermuthe,
kein Bedenken haben, das zu ſagen, ungeachtet
alles deſſen, was vorgegangen iſt. Wo ſie aber
meynen, Herr Lovelace, daß ich etwas geſagt ha-
be, das ich nicht haͤtte ſagen ſollen: ſo iſt es ver-
muthlich dieß, daß derjenige, welcher ſo wenig von
dem Dinge, das Ehre heißt, gegen ein wehrloſes
und unbeſchuͤtztes Frauenzimmer bewieſen hat,
nicht mit ſo vieler Bedenklichkeit auf den leeren
Namen deſſelben gegen jemand, der ihm deswe-
gen Vorwuͤrfe macht, beſtehen muͤſſe. Es iſt
mir leid, Herr Lovelace, daß ich Urſache habe, dieß
zu ſagen: allein ich wuͤrde es, bey eben der Gele-
genheit, noch einmal auch einem Koͤnige in aller
ſeiner Herrlichkeit, und unter allen ſeinen Wa-
chen, in die Augen ſagen.
Lord
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/209>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.