Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



Verwandter spricht, was er denkt, ich will für ihn
Gewähr leisten.

Lovel. Das ist wahr, mein Herr: und was
kann ich mehr sagen? Und was kann ich weiter,
nach ihrer Meynung, thun?

Obr. Thun! mein Herr? Ey! mein Herr;
das sprach er in einem vermessenen Thon; ich
darf ihnen nicht erst sagen, daß auf Reue Erstat-
tung folget: und ich hoffe, sie werden kein Beden-
ken machen, ihre Aufrichtigkeit in Ansehung der
einen durch die andere zu rechtfertigen.

Jch stockte; denn die Art wie er sprach und
sein vermessener Thon waren nicht nach meinem
Geschmack; als wenn ich unschlüßig wäre, ob ich
mich gehörig darüber herauslassen sollte, oder
nicht.

Obr. Erlauben sie mir, Herr Lovelace, ih-
nen diese Frage vorzulegen - - Jst es wahr, wie
ich gehört habe, daß sie meine Base heyrathen
wollten, wenn sie sie haben wollte? - - Was sa-
gen sie, mein Herr?

Dieß machte mich eine Spanne länger.

Lovel. Einige Fragen, Herr Obrist, sind so
gut als Befehle, wenn man sie auf eine gewisse
Art vorträgt. Jch möchte gern wissen, wie ich
die ihrigen anzunehmen habe und was die Absicht
von ihren Fragstücken seyn soll?

Obr. Meine Fragen sind von mir nicht als
Befehle gemeynet, Herr Lovelace. Die Absicht
ist, einen Cavallier dahin zu vermögen, daß er

wie



Verwandter ſpricht, was er denkt, ich will fuͤr ihn
Gewaͤhr leiſten.

Lovel. Das iſt wahr, mein Herr: und was
kann ich mehr ſagen? Und was kann ich weiter,
nach ihrer Meynung, thun?

Obr. Thun! mein Herr? Ey! mein Herr;
das ſprach er in einem vermeſſenen Thon; ich
darf ihnen nicht erſt ſagen, daß auf Reue Erſtat-
tung folget: und ich hoffe, ſie werden kein Beden-
ken machen, ihre Aufrichtigkeit in Anſehung der
einen durch die andere zu rechtfertigen.

Jch ſtockte; denn die Art wie er ſprach und
ſein vermeſſener Thon waren nicht nach meinem
Geſchmack; als wenn ich unſchluͤßig waͤre, ob ich
mich gehoͤrig daruͤber herauslaſſen ſollte, oder
nicht.

Obr. Erlauben ſie mir, Herr Lovelace, ih-
nen dieſe Frage vorzulegen ‒ ‒ Jſt es wahr, wie
ich gehoͤrt habe, daß ſie meine Baſe heyrathen
wollten, wenn ſie ſie haben wollte? ‒ ‒ Was ſa-
gen ſie, mein Herr?

Dieß machte mich eine Spanne laͤnger.

Lovel. Einige Fragen, Herr Obriſt, ſind ſo
gut als Befehle, wenn man ſie auf eine gewiſſe
Art vortraͤgt. Jch moͤchte gern wiſſen, wie ich
die ihrigen anzunehmen habe und was die Abſicht
von ihren Fragſtuͤcken ſeyn ſoll?

Obr. Meine Fragen ſind von mir nicht als
Befehle gemeynet, Herr Lovelace. Die Abſicht
iſt, einen Cavallier dahin zu vermoͤgen, daß er

wie
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0198" n="192"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Verwandter &#x017F;pricht, was er denkt, ich will fu&#x0364;r ihn<lb/>
Gewa&#x0364;hr lei&#x017F;ten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Lovel.</hi> Das i&#x017F;t wahr, mein Herr: und was<lb/>
kann ich mehr &#x017F;agen? Und was kann ich weiter,<lb/>
nach ihrer Meynung, thun?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Obr.</hi> Thun! mein Herr? Ey! mein Herr;<lb/>
das &#x017F;prach er in einem verme&#x017F;&#x017F;enen Thon; ich<lb/>
darf ihnen nicht er&#x017F;t &#x017F;agen, daß auf Reue Er&#x017F;tat-<lb/>
tung folget: und ich hoffe, &#x017F;ie werden kein Beden-<lb/>
ken machen, ihre Aufrichtigkeit in An&#x017F;ehung der<lb/>
einen durch die andere zu rechtfertigen.</p><lb/>
          <p>Jch &#x017F;tockte; denn die Art wie er &#x017F;prach und<lb/>
&#x017F;ein verme&#x017F;&#x017F;ener Thon waren nicht nach meinem<lb/>
Ge&#x017F;chmack; als wenn ich un&#x017F;chlu&#x0364;ßig wa&#x0364;re, ob ich<lb/>
mich geho&#x0364;rig daru&#x0364;ber herausla&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollte, oder<lb/>
nicht.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Obr.</hi> Erlauben &#x017F;ie mir, Herr Lovelace, ih-<lb/>
nen die&#x017F;e Frage vorzulegen &#x2012; &#x2012; J&#x017F;t es wahr, wie<lb/>
ich geho&#x0364;rt habe, daß &#x017F;ie meine Ba&#x017F;e heyrathen<lb/>
wollten, wenn &#x017F;ie &#x017F;ie haben wollte? &#x2012; &#x2012; Was &#x017F;a-<lb/>
gen &#x017F;ie, mein Herr?</p><lb/>
          <p>Dieß machte mich eine Spanne la&#x0364;nger.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Lovel.</hi> Einige Fragen, Herr Obri&#x017F;t, &#x017F;ind &#x017F;o<lb/>
gut als <hi rendition="#fr">Befehle,</hi> wenn man &#x017F;ie auf eine gewi&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Art vortra&#x0364;gt. Jch mo&#x0364;chte gern wi&#x017F;&#x017F;en, wie ich<lb/>
die ihrigen anzunehmen habe und was die Ab&#x017F;icht<lb/>
von ihren Frag&#x017F;tu&#x0364;cken &#x017F;eyn &#x017F;oll?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Obr.</hi> Meine Fragen &#x017F;ind von mir nicht als<lb/>
Befehle gemeynet, Herr Lovelace. Die <hi rendition="#fr">Ab&#x017F;icht</hi><lb/>
i&#x017F;t, einen Cavallier dahin zu vermo&#x0364;gen, daß er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">wie</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[192/0198] Verwandter ſpricht, was er denkt, ich will fuͤr ihn Gewaͤhr leiſten. Lovel. Das iſt wahr, mein Herr: und was kann ich mehr ſagen? Und was kann ich weiter, nach ihrer Meynung, thun? Obr. Thun! mein Herr? Ey! mein Herr; das ſprach er in einem vermeſſenen Thon; ich darf ihnen nicht erſt ſagen, daß auf Reue Erſtat- tung folget: und ich hoffe, ſie werden kein Beden- ken machen, ihre Aufrichtigkeit in Anſehung der einen durch die andere zu rechtfertigen. Jch ſtockte; denn die Art wie er ſprach und ſein vermeſſener Thon waren nicht nach meinem Geſchmack; als wenn ich unſchluͤßig waͤre, ob ich mich gehoͤrig daruͤber herauslaſſen ſollte, oder nicht. Obr. Erlauben ſie mir, Herr Lovelace, ih- nen dieſe Frage vorzulegen ‒ ‒ Jſt es wahr, wie ich gehoͤrt habe, daß ſie meine Baſe heyrathen wollten, wenn ſie ſie haben wollte? ‒ ‒ Was ſa- gen ſie, mein Herr? Dieß machte mich eine Spanne laͤnger. Lovel. Einige Fragen, Herr Obriſt, ſind ſo gut als Befehle, wenn man ſie auf eine gewiſſe Art vortraͤgt. Jch moͤchte gern wiſſen, wie ich die ihrigen anzunehmen habe und was die Abſicht von ihren Fragſtuͤcken ſeyn ſoll? Obr. Meine Fragen ſind von mir nicht als Befehle gemeynet, Herr Lovelace. Die Abſicht iſt, einen Cavallier dahin zu vermoͤgen, daß er wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/198
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/198>, abgerufen am 27.04.2024.