lichkeiten des Weges, und den Bequemlichkeiten, die man unterweges erwarten kann, erkundigen sollte?
Jch machte ihr eine kleine Vorstellung von dem Schrecken des armen Menschen und von sei- ner Abneigung zu sterben. Da ich zu Ende war: sprach sie: So muß es mit den armen Seelen allezeit gehen, Herr Belford, die an ihre lange Reise niemals eher gedacht haben, als eben in dem Augenblick, da sie zu Schiffe steigen müssen.
Sie machte noch andere dergleichen Anmer- kungen über diese Sache, die ich niemals verges- sen werde, da sie aus dem Munde einer Person, welche so bald in Gesellschaft der Engel seyn wird, gekommen sind. Und in der That, damit ich sie meinem Gedächtnisse desto besser einprägen möch- te, schrieb ich sie auf, als ich zu Hause kam. Al- lein ich will sie euch nicht eher sehen lassen, als bis ihr in einer bequemern Gemüthsfassung stehet, Vortheil daraus zu ziehen, als ihr nach aller Wahr- scheinlichkeit auf eine Zeitlang seyn werdet.
So weit hatte ich geschrieben, da die unerwar- tete frühe Rückkunft meines Bedienten mit eu- rem Packet; weil euer Diener und er sich zu Slough begegnet und ihre Briefe gegen einander ausgewechselt haben; mich nöthigte, abzubrechen, damit ich euer Schreiben lesen konnte. - - Hier beschließe ich also diesen Brief.
Der
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lichkeiten des Weges, und den Bequemlichkeiten, die man unterweges erwarten kann, erkundigen ſollte?
Jch machte ihr eine kleine Vorſtellung von dem Schrecken des armen Menſchen und von ſei- ner Abneigung zu ſterben. Da ich zu Ende war: ſprach ſie: So muß es mit den armen Seelen allezeit gehen, Herr Belford, die an ihre lange Reiſe niemals eher gedacht haben, als eben in dem Augenblick, da ſie zu Schiffe ſteigen muͤſſen.
Sie machte noch andere dergleichen Anmer- kungen uͤber dieſe Sache, die ich niemals vergeſ- ſen werde, da ſie aus dem Munde einer Perſon, welche ſo bald in Geſellſchaft der Engel ſeyn wird, gekommen ſind. Und in der That, damit ich ſie meinem Gedaͤchtniſſe deſto beſſer einpraͤgen moͤch- te, ſchrieb ich ſie auf, als ich zu Hauſe kam. Al- lein ich will ſie euch nicht eher ſehen laſſen, als bis ihr in einer bequemern Gemuͤthsfaſſung ſtehet, Vortheil daraus zu ziehen, als ihr nach aller Wahr- ſcheinlichkeit auf eine Zeitlang ſeyn werdet.
So weit hatte ich geſchrieben, da die unerwar- tete fruͤhe Ruͤckkunft meines Bedienten mit eu- rem Packet; weil euer Diener und er ſich zu Slough begegnet und ihre Briefe gegen einander ausgewechſelt haben; mich noͤthigte, abzubrechen, damit ich euer Schreiben leſen konnte. ‒ ‒ Hier beſchließe ich alſo dieſen Brief.
Der
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lichkeiten des Weges, und den Bequemlichkeiten,
die man unterweges erwarten kann, erkundigen
ſollte?
Jch machte ihr eine kleine Vorſtellung von
dem Schrecken des armen Menſchen und von ſei-
ner Abneigung zu ſterben. Da ich zu Ende war:
ſprach ſie: So muß es mit den armen Seelen
allezeit gehen, Herr Belford, die an ihre lange
Reiſe niemals eher gedacht haben, als eben in
dem Augenblick, da ſie zu Schiffe ſteigen muͤſſen.
Sie machte noch andere dergleichen Anmer-
kungen uͤber dieſe Sache, die ich niemals vergeſ-
ſen werde, da ſie aus dem Munde einer Perſon,
welche ſo bald in Geſellſchaft der Engel ſeyn wird,
gekommen ſind. Und in der That, damit ich ſie
meinem Gedaͤchtniſſe deſto beſſer einpraͤgen moͤch-
te, ſchrieb ich ſie auf, als ich zu Hauſe kam. Al-
lein ich will ſie euch nicht eher ſehen laſſen, als bis
ihr in einer bequemern Gemuͤthsfaſſung ſtehet,
Vortheil daraus zu ziehen, als ihr nach aller Wahr-
ſcheinlichkeit auf eine Zeitlang ſeyn werdet.
So weit hatte ich geſchrieben, da die unerwar-
tete fruͤhe Ruͤckkunft meines Bedienten mit eu-
rem Packet; weil euer Diener und er ſich zu
Slough begegnet und ihre Briefe gegen einander
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Hier beſchließe ich alſo dieſen Brief.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/189>, abgerufen am 23.11.2024.
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