Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite



Herr, daß dergleichen Regungen, wofern sie zu ei-
ner Fertigkeit gebracht sind, Jhnen zu einer Zeit,
da es sonst nichts thun kann, Vergnügen schaffen
werden. Lassen sie sich aber itzo in Jhren Hand-
lungen und in Jhrem Umgange erblicken: so wer-
den sie Sie bey den würdigsten Personen unseres
Geschlechtes beliebt machen. Denn derjenige,
mein Herr, der so wohl nach seiner freywilligen
Entschließung,
als durch Erziehung tugend-
haft ist, hat eben die Eigenschaft an sich, welche
das menschliche Geschlecht adelt, und ohne welche
die Vornehmsten von Geburt oder Stande un-
edel sind.

Was den Vorsatz betrifft, den Sie so heilig
fassen, sich, so lange als ich lebe, nicht zu verhey-
rathen: so würde ich desfalls bekümmert seyn;
wenn ich nicht eine sittliche Gewißheit hätte, daß
Sie ihn ohne Jhren Schaden erfüllen mögen.
Denn wenige, sehr wenige Tage werden Sie
überzeugen, daß ich über alle menschliche Gewalt
erhöhet sey - - und daß es des Schutzes und
der Gewogenheit nicht bedürfe, welche Sie so
edelmüthig anbieten, mein Herr,

Jhrer verbundenen Freundinn und
gehorsamen Dienerinn
Cl. Harlowe.
Der



Herr, daß dergleichen Regungen, wofern ſie zu ei-
ner Fertigkeit gebracht ſind, Jhnen zu einer Zeit,
da es ſonſt nichts thun kann, Vergnuͤgen ſchaffen
werden. Laſſen ſie ſich aber itzo in Jhren Hand-
lungen und in Jhrem Umgange erblicken: ſo wer-
den ſie Sie bey den wuͤrdigſten Perſonen unſeres
Geſchlechtes beliebt machen. Denn derjenige,
mein Herr, der ſo wohl nach ſeiner freywilligen
Entſchließung,
als durch Erziehung tugend-
haft iſt, hat eben die Eigenſchaft an ſich, welche
das menſchliche Geſchlecht adelt, und ohne welche
die Vornehmſten von Geburt oder Stande un-
edel ſind.

Was den Vorſatz betrifft, den Sie ſo heilig
faſſen, ſich, ſo lange als ich lebe, nicht zu verhey-
rathen: ſo wuͤrde ich desfalls bekuͤmmert ſeyn;
wenn ich nicht eine ſittliche Gewißheit haͤtte, daß
Sie ihn ohne Jhren Schaden erfuͤllen moͤgen.
Denn wenige, ſehr wenige Tage werden Sie
uͤberzeugen, daß ich uͤber alle menſchliche Gewalt
erhoͤhet ſey ‒ ‒ und daß es des Schutzes und
der Gewogenheit nicht beduͤrfe, welche Sie ſo
edelmuͤthig anbieten, mein Herr,

Jhrer verbundenen Freundinn und
gehorſamen Dienerinn
Cl. Harlowe.
Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0158" n="152"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Herr, daß dergleichen Regungen, wofern &#x017F;ie zu ei-<lb/>
ner Fertigkeit gebracht &#x017F;ind, Jhnen zu einer <hi rendition="#fr">Zeit,</hi><lb/>
da es &#x017F;on&#x017F;t nichts thun kann, Vergnu&#x0364;gen &#x017F;chaffen<lb/>
werden. La&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ich aber <hi rendition="#fr">itzo</hi> in Jhren Hand-<lb/>
lungen und in Jhrem Umgange erblicken: &#x017F;o wer-<lb/>
den &#x017F;ie Sie bey den wu&#x0364;rdig&#x017F;ten Per&#x017F;onen un&#x017F;eres<lb/>
Ge&#x017F;chlechtes beliebt machen. Denn derjenige,<lb/>
mein Herr, der &#x017F;o wohl nach &#x017F;einer <hi rendition="#fr">freywilligen<lb/>
Ent&#x017F;chließung,</hi> als durch <hi rendition="#fr">Erziehung</hi> tugend-<lb/>
haft i&#x017F;t, hat eben die Eigen&#x017F;chaft an &#x017F;ich, welche<lb/>
das men&#x017F;chliche Ge&#x017F;chlecht adelt, und ohne welche<lb/>
die Vornehm&#x017F;ten von Geburt oder Stande un-<lb/>
edel &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Was den Vor&#x017F;atz betrifft, den Sie &#x017F;o heilig<lb/>
fa&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ich, &#x017F;o lange als ich lebe, nicht zu verhey-<lb/>
rathen: &#x017F;o wu&#x0364;rde ich desfalls beku&#x0364;mmert &#x017F;eyn;<lb/>
wenn ich nicht eine &#x017F;ittliche Gewißheit ha&#x0364;tte, daß<lb/>
Sie ihn ohne Jhren Schaden erfu&#x0364;llen mo&#x0364;gen.<lb/>
Denn wenige, &#x017F;ehr wenige Tage werden Sie<lb/>
u&#x0364;berzeugen, daß ich u&#x0364;ber alle men&#x017F;chliche Gewalt<lb/>
erho&#x0364;het &#x017F;ey &#x2012; &#x2012; und daß es des Schutzes und<lb/>
der Gewogenheit nicht bedu&#x0364;rfe, welche Sie &#x017F;o<lb/>
edelmu&#x0364;thig anbieten, mein Herr,</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et">Jhrer verbundenen Freundinn und<lb/>
gehor&#x017F;amen Dienerinn<lb/><hi rendition="#fr">Cl. Harlowe.</hi></hi> </salute>
          </closer>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Der</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[152/0158] Herr, daß dergleichen Regungen, wofern ſie zu ei- ner Fertigkeit gebracht ſind, Jhnen zu einer Zeit, da es ſonſt nichts thun kann, Vergnuͤgen ſchaffen werden. Laſſen ſie ſich aber itzo in Jhren Hand- lungen und in Jhrem Umgange erblicken: ſo wer- den ſie Sie bey den wuͤrdigſten Perſonen unſeres Geſchlechtes beliebt machen. Denn derjenige, mein Herr, der ſo wohl nach ſeiner freywilligen Entſchließung, als durch Erziehung tugend- haft iſt, hat eben die Eigenſchaft an ſich, welche das menſchliche Geſchlecht adelt, und ohne welche die Vornehmſten von Geburt oder Stande un- edel ſind. Was den Vorſatz betrifft, den Sie ſo heilig faſſen, ſich, ſo lange als ich lebe, nicht zu verhey- rathen: ſo wuͤrde ich desfalls bekuͤmmert ſeyn; wenn ich nicht eine ſittliche Gewißheit haͤtte, daß Sie ihn ohne Jhren Schaden erfuͤllen moͤgen. Denn wenige, ſehr wenige Tage werden Sie uͤberzeugen, daß ich uͤber alle menſchliche Gewalt erhoͤhet ſey ‒ ‒ und daß es des Schutzes und der Gewogenheit nicht beduͤrfe, welche Sie ſo edelmuͤthig anbieten, mein Herr, Jhrer verbundenen Freundinn und gehorſamen Dienerinn Cl. Harlowe. Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/158
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/158>, abgerufen am 28.04.2024.