bis an meine letzte Stunde geliebet habe, wie man nach der Hoffnung, die ich mir mache, wird sa- gen können; und versichern sie, daß ich niemals mit Vorsatz den geringsten Abweg genommen, so unglücklich ich auch durch einen Fehltritt ge- worden bin, der jedoch nicht aus unanständigen oder verkehrten Bewegungsgründen geschahe.
Es ist mir sehr leid, daß mein Vetter Mor- den den Schluß gefasset hat, Herrn Lovelacen zu sehen.
Meine Furcht bey dieser Nachricht verringert um vieles das Vergnügen, welches ich in der Ver- sicherung, daß er mich noch liebet, empfinde.
Der Brief von meiner Schwester ist so ein- gerichtet, daß er mich aufs empfindlichste kränket - - Mit so unnöthigem, so leichtfertigem Sticheln. - - Jedoch wegen des Theils von dem- selben, der so beschaffen ist, muß ich vielmehr Mit- leiden mit ihr haben, als so bekümmert seyn, wie ich bin.
Jch wundere mich, was ich dem Hrn. Brand zu nahe gethan habe - - Jch bitte Gott, daß er ihm und denen, von welchen er seine Nachrichten hat, sie mögen seyn, wer sie wollen, vergebe. Wofern aber der Anstoß allein von des Herrn Belfords Besuchen herkommt: so wird eine sehr kurze Zeit ihn widerlegen. - - Mittlerweiln wird das Packet, welches ich Jhnen senden werde und der Fräulein Howe gesandt habe, Jhnen, mei- ne wertheste Fr. Norton, in Ansehung der Grün-
de,
bis an meine letzte Stunde geliebet habe, wie man nach der Hoffnung, die ich mir mache, wird ſa- gen koͤnnen; und verſichern ſie, daß ich niemals mit Vorſatz den geringſten Abweg genommen, ſo ungluͤcklich ich auch durch einen Fehltritt ge- worden bin, der jedoch nicht aus unanſtaͤndigen oder verkehrten Bewegungsgruͤnden geſchahe.
Es iſt mir ſehr leid, daß mein Vetter Mor- den den Schluß gefaſſet hat, Herrn Lovelacen zu ſehen.
Meine Furcht bey dieſer Nachricht verringert um vieles das Vergnuͤgen, welches ich in der Ver- ſicherung, daß er mich noch liebet, empfinde.
Der Brief von meiner Schweſter iſt ſo ein- gerichtet, daß er mich aufs empfindlichſte kraͤnket ‒ ‒ Mit ſo unnoͤthigem, ſo leichtfertigem Sticheln. ‒ ‒ Jedoch wegen des Theils von dem- ſelben, der ſo beſchaffen iſt, muß ich vielmehr Mit- leiden mit ihr haben, als ſo bekuͤmmert ſeyn, wie ich bin.
Jch wundere mich, was ich dem Hrn. Brand zu nahe gethan habe ‒ ‒ Jch bitte Gott, daß er ihm und denen, von welchen er ſeine Nachrichten hat, ſie moͤgen ſeyn, wer ſie wollen, vergebe. Wofern aber der Anſtoß allein von des Herrn Belfords Beſuchen herkommt: ſo wird eine ſehr kurze Zeit ihn widerlegen. ‒ ‒ Mittlerweiln wird das Packet, welches ich Jhnen ſenden werde und der Fraͤulein Howe geſandt habe, Jhnen, mei- ne wertheſte Fr. Norton, in Anſehung der Gruͤn-
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bis an meine letzte Stunde geliebet habe, wie man
nach der Hoffnung, die ich mir mache, wird ſa-
gen koͤnnen; und verſichern ſie, daß ich niemals
mit Vorſatz den geringſten Abweg genommen,
ſo ungluͤcklich ich auch durch einen Fehltritt ge-
worden bin, der jedoch nicht aus unanſtaͤndigen
oder verkehrten Bewegungsgruͤnden geſchahe.
Es iſt mir ſehr leid, daß mein Vetter Mor-
den den Schluß gefaſſet hat, Herrn Lovelacen zu
ſehen.
Meine Furcht bey dieſer Nachricht verringert
um vieles das Vergnuͤgen, welches ich in der Ver-
ſicherung, daß er mich noch liebet, empfinde.
Der Brief von meiner Schweſter iſt ſo ein-
gerichtet, daß er mich aufs empfindlichſte kraͤnket
‒ ‒ Mit ſo unnoͤthigem, ſo leichtfertigem
Sticheln. ‒ ‒ Jedoch wegen des Theils von dem-
ſelben, der ſo beſchaffen iſt, muß ich vielmehr Mit-
leiden mit ihr haben, als ſo bekuͤmmert ſeyn, wie
ich bin.
Jch wundere mich, was ich dem Hrn. Brand
zu nahe gethan habe ‒ ‒ Jch bitte Gott, daß er
ihm und denen, von welchen er ſeine Nachrichten
hat, ſie moͤgen ſeyn, wer ſie wollen, vergebe.
Wofern aber der Anſtoß allein von des Herrn
Belfords Beſuchen herkommt: ſo wird eine ſehr
kurze Zeit ihn widerlegen. ‒ ‒ Mittlerweiln wird
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/133>, abgerufen am 23.11.2024.
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