keit gebrochen. Sie wissen meine Geschichte: ich zweifle nicht daran. Sagen sie ihr, daß ich morgen frühe wieder von London abgehen müßte. Allein ich will meinen Diener herschicken, und mich erkundigen lassen, ob sie mir die Gewogen- heit erweisen will, auf eine halbe Stunde einen Besuch von mir anzunehmen. Denn so bald als ich wieder hinunter komme, werde ich mich nach Dover, zu meiner Reise nach Frankreich, auf den Weg machen: wofern sie es nicht anders befiehlt, als die allein über mein Schicksal zu ge- bieten hat.
Hierauf warf ich einen Portugallöser hin; nahm Herrn Smith bey der Hand; sagte ihm, daß es mir leid wäre, daß wir nicht mehr Zeit hätten, besser mit einander bekannt zu werden; rief dem ehrlichen Joseph ein Fahre wohl zu, der das Maul, indem ich vorbeygieng, zuzog, als wenn er dachte, seine Zähne wären noch in Ge- fahr; nahm von Frau Smithinn Abschied und bat sie, mich ihrer schönen Hausgenoßinn zu em- pfehlen, stimmte ein Liedlein an, und sprang, weil die Sänfte gekommen war, in dieselbe hin- ein. Das Volk, welches sich um die Thüre her- um gesammlet hatte, schien mit mir vergnügt zu seyn; und einer rief: Ein munterer Caval- lier, ich versichere! So ward ich nach meinem Befehl zu Whitens Haus getragen.
So bald als ich dahin kam, befahl ich Wil- helmen wegzugehen, sich umzukleiden, sich durch seine schwarze Perucke und durch Zuschließung
seines
keit gebrochen. Sie wiſſen meine Geſchichte: ich zweifle nicht daran. Sagen ſie ihr, daß ich morgen fruͤhe wieder von London abgehen muͤßte. Allein ich will meinen Diener herſchicken, und mich erkundigen laſſen, ob ſie mir die Gewogen- heit erweiſen will, auf eine halbe Stunde einen Beſuch von mir anzunehmen. Denn ſo bald als ich wieder hinunter komme, werde ich mich nach Dover, zu meiner Reiſe nach Frankreich, auf den Weg machen: wofern ſie es nicht anders befiehlt, als die allein uͤber mein Schickſal zu ge- bieten hat.
Hierauf warf ich einen Portugalloͤſer hin; nahm Herrn Smith bey der Hand; ſagte ihm, daß es mir leid waͤre, daß wir nicht mehr Zeit haͤtten, beſſer mit einander bekannt zu werden; rief dem ehrlichen Joſeph ein Fahre wohl zu, der das Maul, indem ich vorbeygieng, zuzog, als wenn er dachte, ſeine Zaͤhne waͤren noch in Ge- fahr; nahm von Frau Smithinn Abſchied und bat ſie, mich ihrer ſchoͤnen Hausgenoßinn zu em- pfehlen, ſtimmte ein Liedlein an, und ſprang, weil die Saͤnfte gekommen war, in dieſelbe hin- ein. Das Volk, welches ſich um die Thuͤre her- um geſammlet hatte, ſchien mit mir vergnuͤgt zu ſeyn; und einer rief: Ein munterer Caval- lier, ich verſichere! So ward ich nach meinem Befehl zu Whitens Haus getragen.
So bald als ich dahin kam, befahl ich Wil- helmen wegzugehen, ſich umzukleiden, ſich durch ſeine ſchwarze Perucke und durch Zuſchließung
ſeines
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0820"n="814"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
keit gebrochen. Sie wiſſen meine Geſchichte:<lb/>
ich zweifle nicht daran. Sagen ſie ihr, daß ich<lb/>
morgen fruͤhe wieder von London abgehen muͤßte.<lb/>
Allein ich will meinen Diener herſchicken, und<lb/>
mich erkundigen laſſen, ob ſie mir die Gewogen-<lb/>
heit erweiſen will, auf eine halbe Stunde einen<lb/>
Beſuch von mir anzunehmen. Denn ſo bald<lb/>
als ich wieder hinunter komme, werde ich mich<lb/>
nach Dover, zu meiner Reiſe nach Frankreich, auf<lb/>
den Weg machen: wofern ſie es nicht anders<lb/>
befiehlt, als die allein uͤber mein Schickſal zu ge-<lb/>
bieten hat.</p><lb/><p>Hierauf warf ich einen Portugalloͤſer hin;<lb/>
nahm Herrn Smith bey der Hand; ſagte ihm,<lb/>
daß es mir leid waͤre, daß wir nicht mehr Zeit<lb/>
haͤtten, beſſer mit einander bekannt zu werden;<lb/>
rief dem ehrlichen Joſeph ein Fahre wohl zu, der<lb/>
das Maul, indem ich vorbeygieng, zuzog, als<lb/>
wenn er dachte, ſeine Zaͤhne waͤren noch in Ge-<lb/>
fahr; nahm von Frau Smithinn Abſchied und<lb/>
bat ſie, mich ihrer ſchoͤnen Hausgenoßinn zu em-<lb/>
pfehlen, ſtimmte ein Liedlein an, und ſprang,<lb/>
weil die Saͤnfte gekommen war, in dieſelbe hin-<lb/>
ein. Das Volk, welches ſich um die Thuͤre her-<lb/>
um geſammlet hatte, ſchien mit mir vergnuͤgt<lb/>
zu ſeyn; und einer rief: Ein munterer Caval-<lb/>
lier, ich verſichere! So ward ich nach meinem<lb/>
Befehl zu Whitens Haus getragen.</p><lb/><p>So bald als ich dahin kam, befahl ich Wil-<lb/>
helmen wegzugehen, ſich umzukleiden, ſich durch<lb/>ſeine ſchwarze Perucke und durch Zuſchließung<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ſeines</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[814/0820]
keit gebrochen. Sie wiſſen meine Geſchichte:
ich zweifle nicht daran. Sagen ſie ihr, daß ich
morgen fruͤhe wieder von London abgehen muͤßte.
Allein ich will meinen Diener herſchicken, und
mich erkundigen laſſen, ob ſie mir die Gewogen-
heit erweiſen will, auf eine halbe Stunde einen
Beſuch von mir anzunehmen. Denn ſo bald
als ich wieder hinunter komme, werde ich mich
nach Dover, zu meiner Reiſe nach Frankreich, auf
den Weg machen: wofern ſie es nicht anders
befiehlt, als die allein uͤber mein Schickſal zu ge-
bieten hat.
Hierauf warf ich einen Portugalloͤſer hin;
nahm Herrn Smith bey der Hand; ſagte ihm,
daß es mir leid waͤre, daß wir nicht mehr Zeit
haͤtten, beſſer mit einander bekannt zu werden;
rief dem ehrlichen Joſeph ein Fahre wohl zu, der
das Maul, indem ich vorbeygieng, zuzog, als
wenn er dachte, ſeine Zaͤhne waͤren noch in Ge-
fahr; nahm von Frau Smithinn Abſchied und
bat ſie, mich ihrer ſchoͤnen Hausgenoßinn zu em-
pfehlen, ſtimmte ein Liedlein an, und ſprang,
weil die Saͤnfte gekommen war, in dieſelbe hin-
ein. Das Volk, welches ſich um die Thuͤre her-
um geſammlet hatte, ſchien mit mir vergnuͤgt
zu ſeyn; und einer rief: Ein munterer Caval-
lier, ich verſichere! So ward ich nach meinem
Befehl zu Whitens Haus getragen.
So bald als ich dahin kam, befahl ich Wil-
helmen wegzugehen, ſich umzukleiden, ſich durch
ſeine ſchwarze Perucke und durch Zuſchließung
ſeines
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 814. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/820>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.