Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite


Daß dich der Henker hohle, stoß zu, sage ich.

Er that es, und riß die Seiten von dem
Handschuh auf.

Wilhelm, rief ich, wo ist dein Schneidemes-
ser? Bey meiner Seele, Freund, ich hätte große
Lust, deine verdammten Pfoten zu beschneiden.
Aber komm, hier ist ein weiteres Paar. Versuche
die, wenn du zu Hause kommst, und laß deinen
Schatz, wo du einen hast, die andern wieder aus-
bessern. So kannst du beyde nehmen.

Das Frauenzimmer lachte über die Munter-
keit. Eben das that mein Kerl, und Fr. Smi-
thinn und Joseph. Ja selbst Johann lachte:
ob er gleich, nach dem Zwange in seinem Gesichte,
nur halb mit mir zufrieden zu seyn schien.

Darauf ging ich wieder hinter die Zahlbank,
und legte mich über dieselbe herüber. Nun,
Madame, hoffe ich, werden sie auch für sich selbst
etwas kaufen. Niemand wird ihnen bessere
Waare und bessern Kaufs geben.

Geben sie mir dann für sechs Stüber portu-
giesischen Schnupftaback.

Sie zeigten mir, wo er wäre, und ich warte-
te ihr damit auf. Als sie mir ihn bezahlen woll-
te, sagte ich, daß ich bey meinem Anfange zu
handeln kein Geld nähme.

Wenn ich ihren Diener beschenkte, anworte-
te sie mir: so sollte ich sie doch nicht beschenken.

So laß ich es mir denn von ganzem Herzen
gefallen, sprach ich. Es schickt sich für uns

Han-


Daß dich der Henker hohle, ſtoß zu, ſage ich.

Er that es, und riß die Seiten von dem
Handſchuh auf.

Wilhelm, rief ich, wo iſt dein Schneidemeſ-
ſer? Bey meiner Seele, Freund, ich haͤtte große
Luſt, deine verdammten Pfoten zu beſchneiden.
Aber komm, hier iſt ein weiteres Paar. Verſuche
die, wenn du zu Hauſe kommſt, und laß deinen
Schatz, wo du einen haſt, die andern wieder aus-
beſſern. So kannſt du beyde nehmen.

Das Frauenzimmer lachte uͤber die Munter-
keit. Eben das that mein Kerl, und Fr. Smi-
thinn und Joſeph. Ja ſelbſt Johann lachte:
ob er gleich, nach dem Zwange in ſeinem Geſichte,
nur halb mit mir zufrieden zu ſeyn ſchien.

Darauf ging ich wieder hinter die Zahlbank,
und legte mich uͤber dieſelbe heruͤber. Nun,
Madame, hoffe ich, werden ſie auch fuͤr ſich ſelbſt
etwas kaufen. Niemand wird ihnen beſſere
Waare und beſſern Kaufs geben.

Geben ſie mir dann fuͤr ſechs Stuͤber portu-
gieſiſchen Schnupftaback.

Sie zeigten mir, wo er waͤre, und ich warte-
te ihr damit auf. Als ſie mir ihn bezahlen woll-
te, ſagte ich, daß ich bey meinem Anfange zu
handeln kein Geld naͤhme.

Wenn ich ihren Diener beſchenkte, anworte-
te ſie mir: ſo ſollte ich ſie doch nicht beſchenken.

So laß ich es mir denn von ganzem Herzen
gefallen, ſprach ich. Es ſchickt ſich fuͤr uns

Han-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0818" n="812"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Daß dich der Henker hohle, &#x017F;toß zu, &#x017F;age ich.</p><lb/>
          <p>Er that es, und riß die Seiten von dem<lb/>
Hand&#x017F;chuh auf.</p><lb/>
          <p>Wilhelm, rief ich, wo i&#x017F;t dein Schneideme&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er? Bey meiner Seele, Freund, ich ha&#x0364;tte große<lb/>
Lu&#x017F;t, deine verdammten Pfoten zu be&#x017F;chneiden.<lb/>
Aber komm, hier i&#x017F;t ein weiteres Paar. Ver&#x017F;uche<lb/>
die, wenn du zu Hau&#x017F;e komm&#x017F;t, und laß deinen<lb/>
Schatz, wo du einen ha&#x017F;t, die andern wieder aus-<lb/>
be&#x017F;&#x017F;ern. So kann&#x017F;t du beyde nehmen.</p><lb/>
          <p>Das Frauenzimmer lachte u&#x0364;ber die Munter-<lb/>
keit. Eben das that mein Kerl, und Fr. Smi-<lb/>
thinn und Jo&#x017F;eph. Ja &#x017F;elb&#x017F;t Johann lachte:<lb/>
ob er gleich, nach dem Zwange in &#x017F;einem Ge&#x017F;ichte,<lb/>
nur halb mit mir zufrieden zu &#x017F;eyn &#x017F;chien.</p><lb/>
          <p>Darauf ging ich wieder hinter die Zahlbank,<lb/>
und legte mich u&#x0364;ber die&#x017F;elbe heru&#x0364;ber. Nun,<lb/>
Madame, hoffe ich, werden &#x017F;ie auch fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
etwas kaufen. Niemand wird ihnen be&#x017F;&#x017F;ere<lb/>
Waare und be&#x017F;&#x017F;ern Kaufs geben.</p><lb/>
          <p>Geben &#x017F;ie mir dann fu&#x0364;r &#x017F;echs Stu&#x0364;ber portu-<lb/>
gie&#x017F;i&#x017F;chen Schnupftaback.</p><lb/>
          <p>Sie zeigten mir, wo er wa&#x0364;re, und ich warte-<lb/>
te ihr damit auf. Als &#x017F;ie mir ihn bezahlen woll-<lb/>
te, &#x017F;agte ich, daß ich bey meinem Anfange zu<lb/>
handeln kein Geld na&#x0364;hme.</p><lb/>
          <p>Wenn ich ihren Diener be&#x017F;chenkte, anworte-<lb/>
te &#x017F;ie mir: &#x017F;o &#x017F;ollte ich &#x017F;ie doch nicht be&#x017F;chenken.</p><lb/>
          <p>So laß ich es mir denn von ganzem Herzen<lb/>
gefallen, &#x017F;prach ich. Es &#x017F;chickt &#x017F;ich fu&#x0364;r uns<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Han-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[812/0818] Daß dich der Henker hohle, ſtoß zu, ſage ich. Er that es, und riß die Seiten von dem Handſchuh auf. Wilhelm, rief ich, wo iſt dein Schneidemeſ- ſer? Bey meiner Seele, Freund, ich haͤtte große Luſt, deine verdammten Pfoten zu beſchneiden. Aber komm, hier iſt ein weiteres Paar. Verſuche die, wenn du zu Hauſe kommſt, und laß deinen Schatz, wo du einen haſt, die andern wieder aus- beſſern. So kannſt du beyde nehmen. Das Frauenzimmer lachte uͤber die Munter- keit. Eben das that mein Kerl, und Fr. Smi- thinn und Joſeph. Ja ſelbſt Johann lachte: ob er gleich, nach dem Zwange in ſeinem Geſichte, nur halb mit mir zufrieden zu ſeyn ſchien. Darauf ging ich wieder hinter die Zahlbank, und legte mich uͤber dieſelbe heruͤber. Nun, Madame, hoffe ich, werden ſie auch fuͤr ſich ſelbſt etwas kaufen. Niemand wird ihnen beſſere Waare und beſſern Kaufs geben. Geben ſie mir dann fuͤr ſechs Stuͤber portu- gieſiſchen Schnupftaback. Sie zeigten mir, wo er waͤre, und ich warte- te ihr damit auf. Als ſie mir ihn bezahlen woll- te, ſagte ich, daß ich bey meinem Anfange zu handeln kein Geld naͤhme. Wenn ich ihren Diener beſchenkte, anworte- te ſie mir: ſo ſollte ich ſie doch nicht beſchenken. So laß ich es mir denn von ganzem Herzen gefallen, ſprach ich. Es ſchickt ſich fuͤr uns Han-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/818
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 812. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/818>, abgerufen am 29.06.2024.