chen freyen Leben entstehen mag. Diese Sitt- samkeit würde Jhnen in der That auf achtzehn Jahre Jhres Lebens wohl gestanden haben - - Sie werden so gut seyn, sich das zu merken - - allein wenn sie mit Jhrer Aufführung seit dem Anfange des verwichenen Aprils verglichen wird, schickt sie sich nicht sehr wohl. Also, bitte ich, nehmen Sie es nicht so auf, und wischen sich den Mund darüber, als wenn nichts vorgefallen wäre.
Aber vielleicht beleidige ich Jhre Zärtlichkeit gleichfalls zu sehr! - - O Mägdchen, Mägd- chen! Sie würden besser gethan haben, wenn Sie Jhre Sittsamkeit zu rechter Zeit und an dem rech- ten Ort gezeiget hätten! - - Jedermann, außer Jhnen, glaubte das von dem liederlichen Kerl, was er in der That gewesen ist: Sie aber woll- ten nichts böses von ihm glauben - - Was den- ken Sie nun?
Jhre Thorheit hat unser aller Ruhe zerstöret. Und wer weiß, wo es noch ein Ende haben mö- ge? - - Jhr armer Vater zeigte mir nur erst gestern diese Schriftstelle. Mit bitterem Kum- mer zeigte er sie mir. Der arme Mann! Neh- men Sie dieselbe zu Herzen:
"Ein Vater wachet für seine Tochter, wenn "es niemand weiß: und die Sorge für sie läßt "ihn nicht schlafen - - Wenn sie jung ist, daß "die Blüte ihres Alters nicht verstreiche - - Sie "wissen, was für Vorschläge Jhnen zu ver- "schiedenen Zeiten geschehen sind - - Wenn
"sie
chen freyen Leben entſtehen mag. Dieſe Sitt- ſamkeit wuͤrde Jhnen in der That auf achtzehn Jahre Jhres Lebens wohl geſtanden haben ‒ ‒ Sie werden ſo gut ſeyn, ſich das zu merken ‒ ‒ allein wenn ſie mit Jhrer Auffuͤhrung ſeit dem Anfange des verwichenen Aprils verglichen wird, ſchickt ſie ſich nicht ſehr wohl. Alſo, bitte ich, nehmen Sie es nicht ſo auf, und wiſchen ſich den Mund daruͤber, als wenn nichts vorgefallen waͤre.
Aber vielleicht beleidige ich Jhre Zaͤrtlichkeit gleichfalls zu ſehr! ‒ ‒ O Maͤgdchen, Maͤgd- chen! Sie wuͤrden beſſer gethan haben, wenn Sie Jhre Sittſamkeit zu rechter Zeit und an dem rech- ten Ort gezeiget haͤtten! ‒ ‒ Jedermann, außer Jhnen, glaubte das von dem liederlichen Kerl, was er in der That geweſen iſt: Sie aber woll- ten nichts boͤſes von ihm glauben ‒ ‒ Was den- ken Sie nun?
Jhre Thorheit hat unſer aller Ruhe zerſtoͤret. Und wer weiß, wo es noch ein Ende haben moͤ- ge? ‒ ‒ Jhr armer Vater zeigte mir nur erſt geſtern dieſe Schriftſtelle. Mit bitterem Kum- mer zeigte er ſie mir. Der arme Mann! Neh- men Sie dieſelbe zu Herzen:
„Ein Vater wachet fuͤr ſeine Tochter, wenn „es niemand weiß: und die Sorge fuͤr ſie laͤßt „ihn nicht ſchlafen ‒ ‒ Wenn ſie jung iſt, daß „die Bluͤte ihres Alters nicht verſtreiche ‒ ‒ Sie „wiſſen, was fuͤr Vorſchlaͤge Jhnen zu ver- „ſchiedenen Zeiten geſchehen ſind ‒ ‒ Wenn
„ſie
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chen freyen Leben entſtehen mag. Dieſe Sitt-
ſamkeit wuͤrde Jhnen in der That auf achtzehn
Jahre Jhres Lebens wohl geſtanden haben ‒ ‒
Sie werden ſo gut ſeyn, ſich das zu merken ‒ ‒
allein wenn ſie mit Jhrer Auffuͤhrung ſeit dem
Anfange des verwichenen Aprils verglichen wird,
ſchickt ſie ſich nicht ſehr wohl. Alſo, bitte ich,
nehmen Sie es nicht ſo auf, und wiſchen ſich den
Mund daruͤber, als wenn nichts vorgefallen
waͤre.
Aber vielleicht beleidige ich Jhre Zaͤrtlichkeit
gleichfalls zu ſehr! ‒ ‒ O Maͤgdchen, Maͤgd-
chen! Sie wuͤrden beſſer gethan haben, wenn Sie
Jhre Sittſamkeit zu rechter Zeit und an dem rech-
ten Ort gezeiget haͤtten! ‒ ‒ Jedermann, außer
Jhnen, glaubte das von dem liederlichen Kerl,
was er in der That geweſen iſt: Sie aber woll-
ten nichts boͤſes von ihm glauben ‒ ‒ Was den-
ken Sie nun?
Jhre Thorheit hat unſer aller Ruhe zerſtoͤret.
Und wer weiß, wo es noch ein Ende haben moͤ-
ge? ‒ ‒ Jhr armer Vater zeigte mir nur erſt
geſtern dieſe Schriftſtelle. Mit bitterem Kum-
mer zeigte er ſie mir. Der arme Mann! Neh-
men Sie dieſelbe zu Herzen:
„Ein Vater wachet fuͤr ſeine Tochter, wenn
„es niemand weiß: und die Sorge fuͤr ſie laͤßt
„ihn nicht ſchlafen ‒ ‒ Wenn ſie jung iſt, daß
„die Bluͤte ihres Alters nicht verſtreiche ‒ ‒ Sie
„wiſſen, was fuͤr Vorſchlaͤge Jhnen zu ver-
„ſchiedenen Zeiten geſchehen ſind ‒ ‒ Wenn
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 6. Göttingen, 1750, S. 747. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa06_1750/753>, abgerufen am 23.11.2024.
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